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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Untergang des Kroisos #4 (106 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 15.11.2025 um 14:50 Uhr (Zitieren)
Herodot, Historien I 85-91:
89. Diese Worte machten Eindruck auf Kyros. Er schickte die andern hinaus und fragte Kroisos, was er für ihn in dieser Sache sehe. Der gab ihm zur Antwort: „Da die Götter mich zu deinem Sklaven gemacht haben, halte ich es für meine Pflicht, dir zu raten, wenn ich weiter sehe als du. Die Perser sind arm und ihrem Wesen nach zur Überheblichkeit geneigt. Wenn du sie plündern und große Schätze heimtragen läßt, mußt du folgendes von ihnen erwarten: Wer am reichsten geworden ist, wird sich voraussichtlich gegen dich erheben. Jetzt tue also folgendes, wenn es dir recht ist, was ich sage! Stelle aus deiner Leibwache an alle Tore Wachtposten, die den Herauskommenden die Schätze abnehmen, indem sie sa-gen, es sei Pflicht, Zeus den Zehnten der Beute zu opfern. Dann wirst du dich bei ihnen nicht unbeliebt machen, wenn du ihnen ihr Beutegut unter Druck abnimmst. Sie werden es dir willig überlassen, weil sie einsehen, daß du recht hast.“

90. Als Kyros dies hörte, freute er sich sehr; denn der Rat schien ihm weise. Er lobte Kroisos und gab seinen Leibwächtern den Auftrag, das zu tun, was Kroisos geraten hatte.

Zu ihm selbst aber sagte er folgendes: „Kroisos, weil du dir vorgenommen hast, wie ein König richtig zu handeln und zu sprechen, darum erbitte dir eine Gnade, die du sofort erfüllt haben möchtest!“ Kroisos entgegnete: „Herr, den größten Gefallen würdest du mir tun, wenn du mir erlaubtest, dem Griechengott, den ich unter den Himmlischen am meisten geehrt habe, diese Fesseln hier zu schicken und anzufragen, ob es Brauch bei ihm sei, die zu betrügen, die ihm Gutes tun.“

Kyros fragte, was er dem Gotte denn mit dieser Bitte vorzuwerfen habe. Da erzählte ihm Kroisos alle die Pläne, die er gehabt, und die Antworten der Orakel. Er erwähnte die Weihgeschenke, die er gestiftet, und wie er, durch die Weissagung ermuntert, gegen die Perser gezogen sei. Bei dieser Erzählung kam er wieder auf die Bitte zurück, dem Gott Vorwürfe machen zu dürfen. Lachend sagte ihm Kyros: „Das will ich gern erlauben, Kroisos. Auch alles andere, worum du sonst bittest, soll dir gewährt sein.“

Als Kroisos das hörte, schickte er lydische Boten nach Delphi und trug ihnen auf, die Fesseln auf die Schwelle des Tempels zu legen und zu fragen, ob sich denn der Gott nicht schäme, Kroisos durch seinen Orakelspruch zum Kriege gegen die Perser verleitet zu haben, als ob er des Kyros Macht vernichten sollte. Das da sei davon die Erstlingsgabe, wobei sie auf die Fesseln hinweisen und fragen sollten, ob der Undank Brauch sei bei den Griechengöttern.

(Herodot: Historien. Hrsg. v. Josef Feix. 2 Bde. München ²1977; Bd. 1, S. 80-91)
 
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