Die zweite Sinnebene des Pentameters - hinter der durch den Hexameter nahegelegten Bedeutung ("Das Wort ἐνοπή zu sagen hat Homer dich gelehrt. | Wer aber lehrte dich, die Vokabel ἐνοπή zu verstehen?") - wird erst erkennbar, wenn man ἐνοπήν als Form eines 3endigen Adjektivs ἐνοπός mit der Bedeutung ἐν ὀπῇ ὤν identifiziert.
Re: Wortspiele im Griechischen
Γραικίσκος schrieb am 24.06.2018 um 14:50 Uhr (Zitieren)
Jacob Burckhardt schreibt in dem Abschnitt "Die freie Persönlichkeit" seiner "Griechischen Kulturgeschichte" noch:
Leider ohne Fundstelle.
Re: Wortspiele im Griechischen
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 24.06.2018 um 15:58 Uhr (Zitieren)
Φιλομαθής schrieb am 04.12.2018 um 21:11 Uhr (Zitieren)
Re: Wortspiele im Griechischen
Οὔτις schrieb am 04.12.2018 um 21:17 Uhr (Zitieren)
Oh, dies aufgemachte Fässchen kannte ich nicht. Darf ich nach jokosem Witz fragen?
Re: Wortspiele im Griechischen
Φιλομαθής schrieb am 05.12.2018 um 15:08 Uhr (Zitieren)
Vielleicht hat jemand auch noch etwas Jokoses auf Lager. Wie beim Paradoxien-Thread werden es wohl meist zufällig aufgestöberte Lesefrüchte sein, die hier landen, da eine Anthologie zum Wortspiel im Griechischen meines Wissens noch nicht verfasst ist. Das obige ist mir vor Kurzem bei Montaigne (Essais 1, 26) begegnet.
Re: Wortspiele im Griechischen
Γραικίσκος schrieb am 05.12.2018 um 16:18 Uhr (Zitieren)
Guter Einfall. Ich werde meine Lesefrüchte daraufhin durchsieben.
Re: Wortspiele im Griechischen
Οὔτις schrieb am 05.12.2018 um 17:29 Uhr (Zitieren)
Ob es im Griechischen einen jokosen Neologismus gibt, in der Art von Nasobem? Oder witzige Homophone, wie bei Shakespeare: And thereby hangs a tale. Oder witzige Eigennamen?
Was sagt denn Aristophanes?
Re: Wortspiele im Griechischen
Φιλομαθής schrieb am 05.12.2018 um 21:50 Uhr (Zitieren)
Ja, Aristophanes bietet einen wohl kaum auszuschöpfenden Fundus für derlei. Manches davon lagert bereits in den Tiefen dieses Forums.
Οὔτις schrieb am 05.12.2018 um 22:28 Uhr (Zitieren)
Donnerwetter! Man dankt, und zwar mit einem höchst drolligen Neologismus von Samuel Johnson: a very unclubable man. Dies höchst aussagekräftige Wort ist einmalig, ἅπαξ λεγόμενον, leider.
Re: Wortspiele im Griechischen
filix schrieb am 09.12.2018 um 14:03 Uhr (Zitieren)
Ammianos, ein Epigrammdichter aus der Zeit Hadrians, der gerne mit Wortspielen arbeitet, bezieht sich hier auf die Herleitung von Ἀπόλλων aus ἀπόλλυμι (zerstören, töten).
Re: Wortspiele im Griechischen
Γραικίσκος schrieb am 09.12.2018 um 14:46 Uhr (Zitieren)
Ammianos, so lese ich, wandte sich gegen die bärtigen Philosophen sowie gegen den übermäßigen Gebrauch von Diminutiva.
Wie mag er da zum Dichter der animula vagula blandula gestanden haben, unter dessen Herrschaft er lebte?
Re: Wortspiele im Griechischen
filix schrieb am 09.12.2018 um 18:24 Uhr (Zitieren)
Eine interessante Frage - es wird zwar in der neueren Literatur mitunter bezweifelt, dass Ammianos Hadrian als Kaiser überhaupt erlebt hat (Hendrich Schulte: Die Epigramme des Ammianos, S.12) - AP 11.157 passt aber tatsächlich sehr gut auf Hadrians dichterische und modische Spleens:
Re: Wortspiele im Griechischen
Γραικίσκος schrieb am 11.12.2018 um 18:22 Uhr (Zitieren)
Ein weiteres Wortspiel habe ich gefunden:
Die Verse - Hexameter in der Komödie! - stammen von Hermippos, einem Autor der Alten Komödie, und sind überliefert bei Athenaios 45c.
Der Witz beruht auf Μαραθών vs. μάραθον (i.e. Fenchel).
Re: Wortspiele im Griechischen
Φιλομαθής schrieb am 11.01.2019 um 23:07 Uhr (Zitieren)
Geben und Nehmen
»Wenn mein Freund etwas bekam, schrieb er sogleich Domine frater; | wenn er hingegen nichts bekam, sagte er nur das übliche Frater. | Diese Phrasen haben nämlich ihren Preis. Ich freilich | will kein Domine, denn ich kann nichts geben.«
Da in der späteren griechischen Aussprache δόμινε ein Homophon mit δόμεναι bildete, kann der letzte Satz beim Hören auch anders verstanden werden: »Ich freilich werde nichts mehr geben, denn ich habe kein Domine bekommen.«
Re: Wortspiele im Griechischen
Γραικίσκος schrieb am 13.01.2019 um 14:15 Uhr (Zitieren)
Ein Spiel mit Worten von der Sorte Schabernack hat Ptolemaios II. Philadelphos mit einem gewissen Sosibios (Σωσίβιος) an seinem Hof getrieben.
Ptolemaios hatte diesem ein Stipendium ausgesetzt, fühlte sich aber wohl durch seine Besserwisserei genervt.
Deshalb wies Ptolemaios seine Zahlmeister an, wenn Sosibios demnächst komme, um sein Geld abzuholen, ihm zu antworten, daß er es doch bereits erhalten habe.
So geschah es, und Sosibios begab sich zum König, um sich über die Zahlmeister zu beschweren.
Ptolemaios ließ sich die Unterlagen kommen, prüfte sie und sagte dann: Tatsächlich, du hast das Geld doch schon erhalten. Schau, hier stehen auf der Liste die Namen Soteros, Sosigines, Bion und Apollonios. Nun nehmen wir das "So" von Soteros, das "si" von Sosigines, das "bi" von Bion und das "os" von Apollonios. Und schon haben wir: So-si-bi-os.
Und dann zitiert der König Aischylos:
ταῦτ' οὐχ ὑπ' ἅλλων, ἀλλὰ τοῖς αὑτῶν πτεροῖς.
Diese Anekdote bezeugt nicht nur, mit welchen Albernheiten sich damals ein König befassen konnte, sondern überliefert uns auch ein sonst nicht erhaltenes Aisychlos-Fragment.
Re: Wortspiele im Griechischen
Γραικίσκος schrieb am 13.01.2019 um 14:17 Uhr (Zitieren)
Jetzt habe ich vergessen, die Fundstelle anzugeben:
Athenaios 493f - 494b