Ὕβρις ist gut.
Wir haben ja kürzlich über Tierschriften in der Antike gesprochen. Da hatte ich Xenophon mit seinen Schriften über Pferdezucht und -dressur in Verbindung gebracht.
Hat er auch für Pferde Namen vorgeschlagen?
Beide Tierarten reagieren ja auf ihren Namen.

Stimmt, und Achills Xanthos antwortete sogar, wenn er angeredet wurde. Aber soweit ich sehe, enthält Xenophons Reitkunst keine Pferdenamen.

Sofern man Werke über Nutztiere auch unter die zoologische Literatur rechnen will, könnte man hier auch noch die landwirtschaftliche und die veterinärmedizinische Literatur einbeziehen.

Das Gehör der Hunde scheint sich nicht verändert zu haben in den letzten 2400 Jahren. Xenophons Liste gehorcht weitgehend sprachenübergreifenden Empfehlungen für Hundenamen, wie sie noch heute gegeben werden: https://www.nytimes.com/2013/04/04/garden/the-art-of-naming-a-dog.html

Nur die Empfehlung der zölibatären Hundezüchter, Hunden keine für Menschen gebräuchlichen Namen zu geben, wurde schon damals nicht befolgt. (Ich will nicht so weit gehen, zu behaupten, die Hetäre Alke, die in der 6. Rede des Isaios erwähnt wird, hätte umgekehrt den Namen einer bitch erhalten.)

In der Festschrift Sociable Man: Essays on Ancient Greek Social Behaviour, in Honour of Nick Fisher. Swansea: Classical Press of Wales, 2011. geht Louis Rawlings der Frage nach, warum diese Hunde (aus menschlicher Perspektive) heißen, wie sie heißen, insbesondere A dog called Hybris (S. 145 - 159: https://tinyurl.com/y9l2s9eo) - Ἀλκή z.B. reiht er dort in eine von fünf Subkategorien der Liste, die er attributes of ethically positive nature nennt, ein.

Was die Persistenz der phonetischen Anforderungen an Hundenamen angeht, frage ich mich, ob die Domestikation - nach neueren Untersuchungen fand der Übergang vom Wolf zum Hund vor 20.000 bis 40.000 Jahren statt - einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung sprachlicher Laute hatte, da aus dem Reich der möglichen auch solche sich herauskristallisiert und in der tagtäglichen Beziehung zum Nutz- und Heimtier verfestigt haben könnten, auf die es besonders anspricht. Man stelle sich beispielsweise vor, die Katze, die zwei Mal in verschiedenen Gebieten um 4500 und 1000 v. Chr. domestiziert wurde, hätte eine ebenso lange 'Soundbeziehung' zum Menschen wie der Hund. Klängen wir dann heute anders?

Hübscher Gedanke. Der Homo sapiens felicola hätte Zischlaute wahrscheinlich weitgehend aus seinen Sprachen getilgt oder auf mit negativen Emotionen behaftete Interjektionen beschränkt.

Bei gelegentlichen Landaufenthalten hat mich immer wieder beeindruckt, wie sich beim Läuten der Kirchenglocken die gesamte Hundegemeinde eines Dorfes zu kollektivem Gejaule aufgerufen fühlt. Hinsichtlich deiner These könnte man vielleicht überlegen, ob Glocke bzw. Gong ursprünglich zur Imitation des Rudelgeheuls in die Hund-Mensch-Gemeinschaft eingeführt worden sein könnten.

Das funktioniert bei unserem Hund sogar mit der Türglocke.

EIN HUND VERSTEHT FALSCH
(2016)


Es ist immer schlecht, wenn man nur auf Schlüsselwörter achtet.

Der Hund schaut mich an.
„Ich habe nicht von Futter geredet“, sage ich.
Der Hund verdoppelt seine Aufmerksamkeit.
Eine Pawlowsche Glocke läutet.

Kann man sagen, daß viele Menschen genauso auch Texte lesen?