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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
2 Fragen (517 Aufrufe)
non ducor, duco schrieb am 31.03.2019 um 20:13 Uhr (Zitieren)
Hallo, ich habe zwei Fragen, die sich um einen Vers im Neuen Testament drehen. Mein Griechisch ist leider nicht gut genug.

Der Vers ist folgender (Jakobus 2,14):
"[Τί τὸ ὄφελος, ἀδελφοί μου, ἐὰν πίστιν λέγῃ τις ἔχειν, ἔργα δὲ μὴ ἔχῃ;] μὴ δύναται ἡ πίστις σῶσαι αὐτόν;"
Es geht mir um den ausgeklammerten Teil.

Die einfachere Frage zuerst. Das Semikolon, das im Neugriechischen unserem Fragezeichen entspricht, wird auch hier im Originaltext (nach Nestle-Aland) benutzt. In den ersten Jahrhunderten nach Jesus existierten aber weder Strichpunkte noch Minuskeln/Punkte. Keine Satzzeichen also.

Auf den Manuskripten sieht der Vers also so aus: "ΜΗ ΔΥΝΑΤΑΙ Η ΠΙΣΤΙΣ ΣΩΣΑΙ ΑΥΤΟΝ"

Nun die Frage: Kann man diesen Satz als Aussagesatz übersetzen? "Der Glaube kann ihn nicht (μη) retten." Oder darf das "me" hier so nicht übersetzt werden?

Das "μη" hat auch mit meiner zweiten Frage etwas zu tun.
Übernimmt das "me" in einer Frage dieselbe Rolle wie das "num" (negatives [- ich weigere mich das feminine Genus zu benutzen -] Fragepartikel) im Lateinischen ein? Bei dem Wörtchen "num" erwartet Fragesteller eine negative Antwort.
Alle Übersetzungen geben das Wort "me" genau so wieder. Beantwortet hier der Fragestellende quasi seine eigene Frage?

Danke im Voraus für die Antworten.
Definitiv die beste Seite, was die altgriechische Sprache betrifft.
Re: 2 Fragen
Γραικίσκος schrieb am 01.04.2019 um 12:52 Uhr (Zitieren)
Kühner/Gerth § 589:
"Die Satzfrage wird eingeleitet erstens durch die Negationen οὔ und μή, und zwar [...] zweitens durch das subjektiv ablehnende μή [ohne vorgesetztes Fragewort wie ἦ ... erst seit Aeschylus], wenn eine verneinende Antwort erwartet wird: es ist doch nicht etwa so?"

Ich meine, daß dies beide Fragen beantwortet: 1. Die Konstruktion ist eine typische Satzfrage. 2. Es wird eine verneinende Antwort erwartet.

Exegetisch möchte ich hinzufügen, daß bei einer Deutung als offene Frage ein Gegensatz zur Glaubensauffassung des Paulus entstünde.
Re: 2 Fragen
Non ducor, duco schrieb am 01.04.2019 um 17:56 Uhr (Zitieren)
Wunderbar, das wollte ich wissen.

Was die Exegese betrifft gibt es mehrere Wege Paulus und Jakobus zu harmonisieren. Luthers Sola Fide ist deswegen für mich unwahrscheinlich, weil Jakobus zehn Verse später genau das verneint (Jakobus 2,24): "ὁρᾶτε ὅτι ἐξ ἔργων δικαιοῦται ἄνθρωπος καὶ οὐκ ἐκ πίστεως μόνον."
Die Wörter Sola (monon) und Fide (pistis) kommen im gesamten NT tatsächlich nur hier vor, während Paulus das Wort "allein" am meisten benutzt. Ein Gegensatz wäre es also erst, wenn Paulus "durch Glaube allein" geschrieben hätte. Wie wir wissen ist das "allein" in Römer 3,28 eine Hinzufügung von Luther selbst, die keine andere Bibelübersetzung beinhaltet (und selbstverständlich auch in keinem griechischen/lateinischen/armenischen/syrischen/koptischen/georgischen/arabischen Manuskript).
Über die Art der Werke könnte ich noch mehr schreiben (Römer 4,4 erklärt meiner Meinung nach die Werke, die Paulus meint). Das würde aber den Rahmen sprengen.

Danke für die Hilfe!
Re: 2 Fragen
Γραικίσκος schrieb am 01.04.2019 um 18:31 Uhr (Zitieren)
Das Feld der Exegese überlasse ich Dir - da benötigst Du offenbar keine Hinweise von mir. Es war nur so ein Gedanke meinerseits.
 
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