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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Naturgeschichte der Stubenfliege (548 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 15.06.2019 um 14:17 Uhr (Zitieren)
Georg Christoph Lichtenberg

Naturgeschichte der Stubenfliege

Ich weiß nicht, ob es allen unsern Leserinnen und Lesern bekannt ist, daß es Naturforscher gegeben hat, die die gemeine Stubenfliege mit unter die wiederkäuenden Thiere mit gespaltenen Klauen gezählt haben. Ob ihre Absicht dabey war, einem künftigen Systematiker Anlaß zu geben, sie mit unter die Ochsen zu rechnen, oder vielleicht den Juden, sie ohne Gewissensbisse zu speisen, weiß ich nicht. Genug, es ist falsch befunden worden, und zwar von der sehr gelehrten Demoiselle Lemasson le Golft. Diese hat mit bewundernswürdigem Fleiß dieses kleine Thier zergliedert, und nur einen einzigen Magen und auch sonst nichts gefunden, was irgend auf ein Wiederkäuen schließen ließe. Vielmehr glaubt sie, daß der kleine Tropfen, den man zuweilen vor dem Rüssel der Fliegen sitzen sieht und woraus man das Wiederkäuen geschlossen hat, ein Saft sey, womit sie sich putzen, so wie die Wasservögel ihre Flügel öhlen. So viel ist gewiß: kein Thier putzt sich so viel als die Stubenfliege. Alle Zeit, die ihnen Essen und Schlafen und die Sorge für die Nachkommenschaft übrig läßt, wird auf Putzen verwendet, auch behauptet die Demoiselle Lemasson le Golft, daß sie sich so gerne auf die Spiegel setzen, rühre bloß daher, weil sie ein Vergnügen darin fänden, sich zu beschauen.
Was (mir wenigstens) diese Bemerkungen interessant macht, ist, daß jene Naturgeschichtschreiber in der Fliege ein Stück Rindvieh, hingegen diese Demoiselle eine Dame erblickt haben. Jedes nach seiner Art. Die Toleranz erfordert, jedem seine Stimme zu lassen. Es wäre hart oder wenigstens unartig, einer Dame zu verwehren, zu sagen was sie will, und noch härter vielleicht dem, der da drischt, das Maul zu verbinden.

(Quelle: Georg Christoph Lichtenberg’s vermischte Schriften. Herausgegeben von Ludwig Christian Lichtenberg und Friedrich Kries. Vierter Band. Göttingen 1802; Nachdruck Bern 1972, S. 532 f.)

Dem, der den Bezug zur Antike vermißt, seien die beiden Anspielungen auf die Thora ans Herz gelegt, zu denen ich gerne die Stellen in der Septuaginta nachreichen kann.
 
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