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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Hegesias: Die Thesen des Ἀποκαρτερῶν (517 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 21.10.2019 um 15:04 Uhr (Zitieren)
Hegesias der Kyrenaiker lebte in den Jahrzehnten vor und nach 300 v.u.Z. Mit ihm ließen manche Philosophiehistoriker der Antike eine neue, weitaus pessimistischere Phase in der Geschichte der Schule der Kyrenaiker beginnen.

Hier eine Zusamnestellung der überlieferten Aussagen:
1.
Schüler des Antipater war Epitimides aus Kyrene, dessen Schüler Paraibates, dessen Schüler Hegesias, genannt der zum Tode Ratende (Ἡγησίας ὁ πεισιθάνατος), und Annikeris, der den Platon aus der Gefangenschaft freikaufte.

[Diogenes Laërtios: Vitae philosophorum II 86]


2.
Was die sogenannten Hegesiaker (οἱ Ἡγησιακοί λεγόμενοι) anlangt, so stimmten sie in Annahme der Ziele, nämlich der Lust und des Schmerzes, mit dem Gesagten überein. In bezug aber auf die selbständige Geltung der Dankbarkeit, Freundschaft und Wohltätigkeit nahmen sie einen völlig ablehnenden Standpunkt ein, denn man erstrebe sie nicht um ihrer selbst willen, sondern um des Nutzens willen, ohne den ihnen überhaupt kein Sein zukäme. Die Glückseligkeit sei eine reine Unmöglichkeit (τὴν εὐδαιμονίαν ὅλως ἀδύνατον εἶναι), denn der Leib werde von vielerlei Leiden heimgesucht, die Seele aber sei die Begleiterin des Körpers (τὴν δὲ ψυχὴν συμπαθεῖν τῷ σώματι) und teile seine Leiden und Erschütterungen, und was unsere Hoffnungen anlange, so würden viele durch das Schicksal zuschanden gemacht; damit aber sei das wirkliche Vorhandensein der Glückseligkeit ausgeschlossen. Leben und Tod seien erstrebenswert (τήν τε ζωὴν καὶ τὸν θάνατον αἱρετόν). Von Natur (φύσει), sagten sie, sei nichts angenehm und unangenehm: Seltenheit oder Neuheit oder Sättigung schaffe den einen Lust, den anderen Unlust. Armut und Reichtum kommen für die Lust nicht weiter in Rechnung, denn die Lust der Reichen habe keinen Vorzug vor der der Armen. Knechtschaft und Freiheit seien in gleichem Grade bedeutungslos für das Maß der Lust, ebenso hohe Geburt und niedere, Ruhm und Verachtung. Dem Unvernünftigen habe das Leben Wert, für den Vernünftigen sei es gleichgültig (καὶ τῷ μὲν ἄφρονι τὸ ζῆν λυσιτελὲς εἶναι, τῷ δὲ φρονίμῳ ἀδιάφορον). Der Weise werde um seiner selbst willen alles tun, da er keinen andern für gleichwertig mit sich selbst ansehe. [...]

[Diogenes Laërtios: Vitae philosophorum II 93-95]


3.
Von Übeln also führt uns der Tod hinweg, nicht von Gütern, wenn wir die Wahrheit suchen (a malis igitur mors abducit, non a bonis, verum si quaerimus). Und dies wird von dem Kyrenaiker Hegesias mit solcher Gedankenfülle erörtert, daß er vom König Ptolemaios gehindert worden sein soll, es in Vorträgen zu sagen, weil viele, als sie es hörten, sich selbst den Tod gaben (quod multi is auditis mortem sibi ipsi consciscerent). [...] Des eben erwähnten Hegesias Buch aber hieß „der sich zu Tode Hungernde (Ἀποκαρτερῶν)“. In ihm wird einer, der durch Hungern aus dem Leben scheiden will, von den Freunden zurückgerufen. Und als Antwort zählt er ihnen die Leiden des menschlichen Lebens auf. Ich könnte dasselbe tun, wenn auch nicht in dem Maße wie jener, der glaubt, zu leben fromme überhaupt keinem.

[Cicero: Tusculanae disputationes I 83 f.]


Re: Hegesias: Die Thesen des Ἀποκαρτερῶν
Γραικίσκος schrieb am 21.10.2019 um 15:32 Uhr (Zitieren)
Das αἱρετόν in Text 2 halte ich mit "erstrebenswert" für nicht gut übersetzt, denn Leben und Tod sind den Hegesiakern eben nicht gleichermaßen wertvoll.
Ich schlage "zu wählen" oder "wählbar" vor, da wir uns ja entscheiden müssen.
 
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