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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Weihnachtsgeschichte, apokryph (886 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 13.12.2019 um 16:09 Uhr (Zitieren)
Das sog. Protevangelium des Jakobus (ca. 160 entstanden) berichtet:
17. Kaiser Augustus hatte angeordnet, daß sich alle Leute im judäischen Bethlehem in Steuerlisten eintragen lassen sollten. Da sagte Joseph: „Ich will meine Söhne eintragen lassen. Aber was soll ich mit diesem Mädchen machen? Als was soll ich sie eintragen lassen? Als meine Frau? Da müßte ich mich ja schämen! Als meine Tochter? Aber alle Israeliten wissen, daß sie nicht meine Tochter ist. Wenn es soweit ist, wird es sich zeigen, was der Herr will.“ Er sattelte die Eselin und setzte Maria darauf. Sein Sohn führte das Tier, und Samuel ging hinterher. Als sie etwa drei Meilen von Bethlehem entfernt waren, wandte sich Joseph zu Maria um und sah, daß sie traurig dreinschaute. Er dachte bei sich: „Vielleicht tritt das Kind sie.“ Als er sich nochmals umdrehte, sah er, daß sie lachte. Da fragte er sie: „Was hast du denn Maria? Ich sehe, daß du bald lachst und bald traurig bist.“ Maria antwortete: „Ich kann zwei Völker erkennen, eines weint und trauert, das andere freut sich und jubelt.“ Als sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, sagte Maria zu Joseph: „Hilf mir vom Esel herunter, das Kind drängt und will heraus.“ Da hob Joseph Maria vom Esel herunter und fragte sie: „Wo soll ich dich hinbringen, und wie soll ich dich bei der Geburt schützen? Die Gegend ist so einsam.“

18. Da erblickte Joseph plötzlich eine Höhle. Er führte Maria hinein und ließ seine Kinder bei ihr. Dann ging er hinaus, um in der Gegend um Bethlehem eine jüdische Hebamme zu suchen. [Später erzählte er:] „Ich ging umher und kam nicht vom Fleck. Ich blickte zum Himmel und sah, wie die Luft vor Staunen stillstand, und ich blickte hinauf zum Himmelsgewölbe und sah, wie es in seiner Bahn innehielt, und die Vögel des Himmels flogen nicht weiter. Als ich zur Erde blickte, sah ich Arbeiter, die sich zum Essen um eine Schüssel herum niedergelassen hatten. Und die etwas kauen wollten, kauten nicht, und die etwas aufheben wollten, waren in der Bewegung erstarrt, und die einen Bissen zum Munde führen wollten, saßen mit ausgestreckter Hand da, und alle blickten wie erstarrt zum Himmel. Da wurden Schafe vorbeigetrieben, doch sie kamen nicht vorwärts, sondern blieben auf der Stelle, und der Hirte hob seine Hand, um sie mit dem Stecken zu schlagen, doch seine Hand blieb in der Luft stehen. Ich blickte auf den Lauf eines Flusses und sah die Ziegen, die ihre Mäuler ans Wasser gesetzt hatten und nicht tranken. Und dann ging plötzlich alles in seinem Ablauf weiter.

19. Da kam eine Frau vom Gebirge herab und fragte mich: ‚Was suchst du?‘ Ich antwortete: ‚Ich suche eine jüdische Hebamme.‘ Sie fragte weiter: ‚Bist du aus Israel?‘ Ich bejahte. Sie fragte: ‚Und wer ist die Frau, die dort in der Höhle niederkommen wird?‘ Ich antwortete: ‚Mein Verlobte.‘ Sie entgegnete: ‚Sie ist also nicht deine Frau?‘ Ich sagte zu ihr: ‚Maria wurde im Tempel des Herrn aufgezogen, das Los bestimmte sie mir zur Frau. Doch sie ist nicht meine Frau, sondern hat vom Heiligen Geist empfangen. Komm und sieh selbst.‘“
Die Hebamme ging mit Joseph mit. Als sie zur Höhle kamen, war die Höhle auf einmal von einer Wolke aus Licht erfüllt. Da rief die Hebamme: „Was für ein Wunder darf ich heute erleben! Meine Augen haben Erstaunliches gesehen! Für Israel wird das Heil geboren.“ Kaum hatte sie das gesagt, da verschwand die Wolke aus der Höhle. Dafür erschien ein Licht, das so hell war, daß unsere Augen es nicht ertragen konnten. Wenig später verschwand das Licht, und man sah das Kind, das kam näher und nahm die Brust seiner Mutter. Da schrie die Hebamme auf und rief: „Was für ein großer Tag für mich! Ich habe ein unglaubliches Ereignis gesehen.“ Sie trat aus der Höhle. Da kam ihr Salome entgegen. Sie sagte zu ihr: „Salome, Salome, ich habe ein unerhörtes Ereignis zu erzählen. Eine Jungfrau hat ein Kind geboren, das ihr Menschenleib gar nicht fassen kann.“ Da sagte Salome: „So wahr der Herr, mein Gott, lebt, ich kann nur glauben, daß eine Jungfrau ein Kind geboren hat, wenn ich meinen Finger in ihre Scheide legen und alles nachprüfen kann.“

20. Da ging die Hebamme zu Maria hinein und sagte zu ihr: „Maria, lege dich bereit. Denn wir streiten heftig über dich.“ Als Salome ihren Finger in Marias Scheide legte, brach sie in Wehgeschrei aus und rief: „Weh mir! Ich bin gottlos und ungläubig. Ich habe den lebendigen Gott versuchen wollen. Da! Meine Hand fällt von mir ab, als wäre sie verbrannt.“ Sie fiel vor dem Herrn auf die Knie und rief: „Gott meiner Väter, denk daran, daß ich ein Kind Abrahams, Isaaks und Jakobs bin. Laß nicht zu, daß die Israeliten meine Sünde erkennen, sondern laß mich weiter den Dienst an den Armen tun. Du weißt ja, Herr, daß ich meinen Dienst in deinem Namen verrichte und meinen Lohn von dir erhalte.“ Da stand plötzlich ein Engel des Herrn vor ihr und sagte zu ihr: „Salome, Salome, der Herr hat dich erhört. Strecke deine Arme aus und drücke das Kind an dich, dann wirst du geheilt werden und froh sein.“ Salome trat hinzu, nahm das Kind in die Arme und sagte: „Ich will es anbeten, denn in Israel ist ein großer König geboren worden.“ Und sogleich war Salome geheilt, und sie trat aus der Höhle heraus, wieder mit Gott und sich selbst im reinen. Eine Stimme ertönte vom Himmel: „Salome, Salome, sage das Wunderbare, das du gesehen hast, nicht weiter, bis das Kind nach Jerusalem kommt.“

(Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Hrsg. v. Klaus Berger und Christiane Nord. Frankfurt am Main/Leipzig 1999, S. 1289-1291)

Protevangelium heißt es, weil es nur die Herkunft, Geburt und Kindheit Jesu schildert.
Re: Die Weihnachtsgeschichte, apokryph
Platon schrieb am 13.12.2019 um 20:01 Uhr (Zitieren)
Protoevangelium ?
Re: Die Weihnachtsgeschichte, apokryph
Γραικίσκος schrieb am 13.12.2019 um 23:49 Uhr (Zitieren)
Nein, die Bezeichnung lautet "Protevangelium". Da wird wohl etwas kontrahiert.
Re: Die Weihnachtsgeschichte, apokryph
Gast schrieb am 14.12.2019 um 08:23 Uhr (Zitieren)
Re: Die Weihnachtsgeschichte, apokryph
Γραικίσκος schrieb am 14.12.2019 um 11:30 Uhr (Zitieren)
Gut zu wissen. Ich habe sie von der zitierten Quelle übernommen.
Re: Die Weihnachtsgeschichte, apokryph
Γραικίσκος schrieb am 14.12.2019 um 12:38 Uhr (Zitieren)
In der Zeit zwischen 200 und 400 hat sich in intensiver theologischer Diskussion der Kanon der offiziell zum NT gehörenden Schriften herausgebildet, so daß u.a. die (~) 18 überlieferten Evangelien auf die bekannten 4 reduziert worden sind.

Ich kann mir gut vorstellen, warum dieses Jakobus-Evangelium von den Kirchenweisen nicht goutiert wurde.
So wenig wie das Evangelium der Maria Magdalena.
 
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