α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Wer hat Ödipus warum die Füße durchbohrt? #1 (1063 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 14.02.2020 um 15:34 Uhr (Zitieren)
Daß Ödipus ("Schwellfuß") seinen Namen von seinen durchbohrten Füßen hat, ist bekannt, Wer aber hat sie ihm durchbohrt? Und zu welchem Zweck?
Das Königspaar wollte, daß der Säugling stürbe. Warum ihn zusätzlich erstümmeln? Der Diener (Bote), der die Tötung vornehmen sollte, hat das Kind aus Mitleid einem Hirten übergeben. Weder dieser noch jener hatten einen Grund, ihm die Füße zu durchlöchern.

Befragen wir die Quellen.
1. Sophokles (497/6 – nach 406 v.u.Z.): König Ödipus

[...]
Oidipus: Wieso das, wenn ich als ihr Sohn geboren bin?
Bote: Weil Polybos mit dir nicht eines Stammes war.
Oi.: Wie sagst du? Hat denn Polybos mich nicht gezeugt?
Bo.: Nicht mehr als dieser Mann hier, vielmehr ebenso!
Oi.: Wie wäre der Erzeuger gleich dem, der’s nicht ist?
Bo.: Doch schenkte weder er noch ich das Leben dir.
Oi.: Doch warum hat er dann mich seinen Sohn genannt?
Bo.: Bedenk‘: aus meiner Hand nahm er dich als Geschenk!
Oi.: Und hat wiewohl aus fremder Hand, mich sehr geliebt?
Bo.: Die frühere Kinderlosigkeit hat ihn bestimmt.
Oi.: Du kauftest oder fandest mich und gabst mich ihm?
Bo.: In des Kithairons Waldesschluchten fand ich dich.
Oi.: Was streiftest du in jenen Gegenden umher?
Bo.: Dem Herdenvieh dort im Gebirge stand ich vor.
Oi.: Du warst ein Hirt, ein wandernder, auf Tageslohn?
Bo.: Für dich, mein Kind, der Retter doch zu jener Zeit!
Oi.: Woran denn litt ich, als mich deine Hand ergriff?
Bo.: Bezeugen können’s deine Fußgelenke wohl.
[ποδῶν ἂν ἄρθρα μαρτυρήσειεν τὰ σά.]
Oi.: Ach, geh! Was sprichst du von dem alten Übel mir?
Bo.: Ich machte der durchbohrten Füße Spitzen frei.
[λύω σ‘ ἔχοντα διατόρους ποδοῖν ἁκμάς.]
Oi.: Welch schönen Schandfleck bracht‘ ich aus den Windeln mit!
Bo.: Nach diesem Umstand hieß man dich den – der du bist.

[V. 1015-1036]

Oidipus: Und du sprichst nicht im Guten, aber weinend bald!
Hirte: Ihr Götter, nein! Mißhandle nicht mich alten Mann!
Oi.: Schnürt man die Arme schleunigst nicht nach hinten ihm?
Hi.: Ich Elender! Wofür? Was willst du wissen noch?
Oi.: Das Kind, nach welchem der dort fragt, - du gabst es ihm?
Hi.: Ich gab’s. Umkommen hätt‘ ich sollen an dem Tag!
Oi.: Du kommst so weit noch, sagst du nicht, was sich gebührt!
Hi.: Und wenn ich rede, ist’s weit eher aus mit mir.
Oi.: Nur Zeit gewinnen will der Mann, so scheint es mir.
Hi.: Nein, ich doch nicht! Ich sagte längst: ich gab es ihm.
Oi.: Wo nahmst du’s her? War es von andren? War es dein?
Hi.: Mein eignes? Nein, ich übernahm’s von jemandem.
Oi.: Von welchem unsrer Bürger und aus welchem Haus?
Hi.: Nein, bei den Göttern! Nein, nicht weiter forsche, Herr!
Oi.: Du bist verloren, wenn ich nochmals fragen muß!
Hi.: Ein Sprößling also denn aus Laïos‘ Hause war’s.
Oi.: Ein Sklave? Oder irgend blutsverwandt mit ihm?
Hi.: Weh mir! Das Schrecklichste zu sagen ist an mir!
Oi.: An mir, es hören! Doch gleichviel: zu hören gilt’s.
Hi.: Nun denn: sein Kind ward es genannt; doch drin dein Weib
Kann wohl am besten sagen, wie sich das verhält.
Oi: Wie? Übergab denn sie es dir?
Hi.: Gewiß, Herr, ja!
Oi.: Und zu welchem Zweck?
Hi.: Vernichten sollt‘ ich es.
Oi.: Die Mutter konnte ...?
Hi.: Böse Sprüche schreckten sie.
Oi.: Welche?
Hi.: Den Vater wird‘ es töten, hieß das Wort.
Oi.: Weshalb dann gabst du es an diesen Alten weg?
Hi.: Aus Mitleid [κατοικτίσας], Herr: ich dachte doch, er brächt‘ es weg
ins fremde Land, woher er selber war. Doch für
die schlimmste Pein hat er’s bewahrt; denn bist du der,
von dem er sprach: so wisse dich zum Leid gezeugt.
Oi.: O Schmach! O Schmach! So wär‘ es alles klar heraus.
O Licht! Zum letzten Mal will ich jetzt dich schaun,
der ich entsproß, wem ich nicht durfte, lebte mit
wem ich nicht durfte und, wenn ich nicht sollt‘, erschlug!

[V. 1152-1185]

Das verschafft zwar dem Ödipus völlige Klarheit, uns jedoch nicht; wir erfahren nur, daß der Diener (Bote) "der durchbohrten Füße Spitzen freimachte", also mutmaßlich nicht der Täter war. Es müßten dann seine Auftraggeber gewesen sein: das Elternpaar. Aber über dessen Motiv erfahren wird nichts, auch nicht darüber, wovon der Diener die Füße befreite. Steckten da noch Messer drin? Oder war ein Seil dadurch gezogen?
Re: Wer hat Ödipus warum die Füße durchbohrt? #1
Γραικύλος schrieb am 14.02.2020 um 15:43 Uhr (Zitieren)
ist bekannt, Wer aber --> ist bekannt. Wer aber

erstümmeln --> verstümmeln
Re: Wer hat Ödipus warum die Füße durchbohrt? #1
Γραικύλος schrieb am 14.02.2020 um 16:52 Uhr (Zitieren)
Ein Seil durch die Füße hätte das Kind bewegungsunfähig gemacht. Das ergäbe dann einen Sinn, wenn es bereits laufen konnte. Dann hätten die Eltern nicht gleich den Säugling dem Tode bestimmt, sondern gewartet, bis der Sohn tatsächlich dem Vater hätte gefährlich werden können.
Natürlich steht davon nichts im Text.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Helm

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.