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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Pyrrhos und Fabricius und eine Moralpredigt (479 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 27.03.2020 um 18:20 Uhr (Zitieren)
König Pyrrhos von Epiros hat 280 v.u.Z. auf einen Hilferuf der Bewohner von Tarent hin sein Heer nach Italien übergesetzt und eine erste Schlacht in Herakleia gegen die Römer gewonnen. Nun verhandelt er mit römischen Gesandten über einen Gefangenenaustausch und Friedensbedingungen.

Die Gesandschaft unter Fühung des C. Fabricius Luscinus überrascht Pyrrhos jedoch dadurch, daß sie nur über die Freilassung der Gefangenen, nicht jedoch über Waffenstillstand oder Frieden verhandeln möchte. Pyrrhos versuht es mit Geschenken, vulgo Bestechung, handelt sich dabei aber eine Predigt des Fabricius ein:
Pyrrhos machte sich nicht nur die übrigen zu Freunden, er sprach auch mit Fabricius folgendermaßen: „Ich wünsche nicht mehr länger, Fabricius, mit euch Krieg zu führen, und bedauere es wirklich, daß ich überhaupt den Tarentinern folgte und hierher gekommen bin, obwohl ich euch in der Schlacht besiegt habe. Gern möchte ich allen Römern freund werden, vor allem aber dir. Denn ich sehe, du bist ein ganz aufrechter und durchaus achtenswerter Mann. Ich bitte dich daher, mir bei der Herstellung des Friedens zu helfen und dann nach Hause zu folgen. Ich will nämlich einen Feldzug gegen Griechenland unternehmen und brauche dich als Ratgeber und Feldherr.“

Darauf entgegnete Fabricius: „Ich lobe dich, daß dich dein Feldzug reut und du Frieden wünschst, und ich werde dich gern bei dieser Absicht unterstützen; denn du willst doch nicht verlangen, daß ich, ein aufrechter Mann, wie du sagst, etwas gegen mein Vaterland [κατὰ τῆς πατρίδος] tue. Einen Ratgeber und Feldherrn jedoch darfst du dir nicht aus einer Demokratie [ἐκ δημοκρατίας] wählen; was mich angeht, so habe ich auch keinerlei Zeit. Ich könnte auch niemals eines von diesen Geschenken annehmen, da es einem Gesandten doch ganz und gar nicht ansteht, sich Geschenke geben zu lassen [ὅτι οὐ προσήκει τὸ παράπαν πρεσβευτὴν δωροδοκεῖν]. Ich frage jedenfalls, ob du mich in Wahrheit für einen achtenswerten Mann hältst oder nicht. Denn wenn ich ein Schurke bin [εἰ μὲν γὰρ φαῦλός εἰμι], wie kannst du mich für wert erachten, Geschenke zu bekommen? Bin ich dagegen ein Mann von Ehre, wieso forderst du mich auf, sie anzunehmen? So wisse denn wohl, daß ich einen gar reichen Besitz habe und keines weiteren bedarf; das Vorhandene genügt mir, darum verlangt’s mich auch nicht nach dem, was anderen gehört [ἀρκεῖ γάρ μοι τὰ ὄντα, καὶ οὐδενὸς τῶν ἀλλοτρίων ἐπιθυμῶ]. Du jedoch, selbst wenn du meinst, steinreich zu sein, lebst in tiefer Armut; denn du hättest nicht Epirus und deine sonstigen Besitzungen hinter dir gelassen und wärest übers Meer gekommen, wenn du damit zufrieden wärest und nicht nach weiterem verlangt hättest. Wenn es nämlich einem Menschen so ergeht und er seiner Unersättlichkeit keine Grenzen zu setzen vermag, dann ist er ein armseliger Bettler. Wieso? Weil er nach jedem Ding, das er nicht besitzt, gierig verlangt, als wäre es ihm unbedingt notwendig und könnte er ohne dasselbe nicht leben. Und so möchte ich für meine Person herzlich gern, da du dich als mein Freund bezeichnest, dir etwas aus meinem Reichtum verehren; ist er doch weit sicherer und beständiger als der deinige, und niemand neidet ihn und stellt ihm nach, weder Volk noch Tyrann. Und was das Beste ist: Je größer die Zahl derer ist, denen man von diesem Reichtum mitteilt, um so mehr pflegt er anzuwachsen. Welcher Art ist nun der Reichtum? Er besteht darin, daß man den vorhandenen Besitz mit der gleichen Freude nutzt, wie wenn er unermeßlich wäre, daß man die Hände von fremdem Eigentum läßt, als wohne ihnen ein Fluch inne, daß man vielen Menschen Wohltaten erweist, niemandem hingegen Böses tut [τὸ μηδένα ἀδικεῖν, τὸ πολλοὺς εὐεργετεῖν]. Hinzu kommt noch unzählig anderes, das aufzuzählen eine Menge Zeit in Anspruch nähme. [...]

(Cassius Dio: Römische Geschichte IX 40, 31-37)

Überrascht hat mich, wie umstandslos Fabricius das System der römischen Republik als Demokratie bezeichnet; aber das ist anscheinend eine gängige griechische Übersetzung für "res publica".

 
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