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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Was geschieht mit uns nach dem Tode? #3 (360 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 02.05.2020 um 14:12 Uhr (Zitieren)
3. Fegefeuer und ewige Hölle
Dies aber kommt jedem in Strafe Verfallenen zu, der von einem anderen auf die rechte Art bestraft wird, daß er entweder selbst besser wird und Vorteil davon hat oder daß er den übrigen zum Beispiel gereicht, damit andere, welche ihn leiden sehen, was er leidet, aus Furcht besser werden [ἵνα ἄλλοι ὁρῶντες πάσχοντα ἃ ἂν πάσχῃ φοβούμενοι βελτίους γίγνωνται]. Es sind aber die, welchen selbst zum Vorteil gereicht, daß sie von Göttern und Menschen gestraft werden, diejenigen, welche sich durch heilbare Vergehungen vergangen haben. Dennoch aber erlangen sie diesen Vorteil nur durch Schmerz und Pein [δι‘ ἀλγηδόνων καὶ ὀδυνῶν] hier sowohl als in der Unterwelt; denn auf andere Weise ist nicht möglich, von der Ungerechtigkeit entledigt zu werden.

Welche aber das äußerste gefrevelt haben und durch solche Frevel unheilbar [ἀνίατοι] geworden sind, aus diesen werden die Beispiele aufgestellt, und sie selbst haben davon keinen Nutzen mehr, da sie unheilbar sind, anderen aber ist es nützlich, welche sehen, wie diese um ihrer Vergehungen willen die ärgsten, schmerzhaftesten und furchtbarsten Übel erdulden auf ewige Zeit [τὸν ἀεὶ χρόνον], offenbar als Beispiele aufgestellt dort in der Unterwelt, im Gefängnis, allen Frevlern, wie sie ankommen, zur Schau und zur Warnung.
[...] Ich glaube auch, daß meistens diese Beispiele von den Tyrannen genommen werden und den Königen und Fürsten und denen, welche die öffentlichen Angelegenheiten verwaltet haben. Denn eben diese begehen vermöge ihrer Macht die größten und unheiligsten Verbrechen. [...] Die meisten aber unter den Mächtigen, o Bester, werden böse [οἱ δὲ πολλοί, ὦ ἄριστε, κακοὶ γίγνονται τῶν δυναστῶν].

Was ich also sagte, wenn jener Rhadamanthys einen solchen vor sich hat, so weiß er weiter gar nichts von ihm, nicht wer noch aus welchem Geschlecht er ist, sondern nur, daß er ein Böser ist [πονηρός τις]; und sowie er dies ersehen hat, schickt er ihn nach dem Tartaros, bezeichnet, je nachdem er ihn dünkt heilbar zu sein oder unheilbar, worauf denn jeder nach seiner Ankunft das Gebührende leiden muß. Erblickt er aber bisweilen eine andere Seele, die heilig [ὁσίως] und in der Wahrheit gelebt hat, eines für sich lebenden Mannes oder sonst eines, vornehmlich aber meine ich, o Kallikles, eines weisheitsliebenden, der das Seinige getan [φιλοσόφου τὰ αὑτοῦ πράξαντος] und nicht vielerlei äußerlich betrieben hat in seinem Leben, so freut er sich und sendet sie auf die Inseln der Seligen. Ebenso auch Aiakos. Und diese beiden richten, einen Stab in der Hand. Nur Minos, die Aufsicht führend, sitzt, allein eine goldenes Zepter haltend, wie Odysseus beim Homeros sich rühmt, er habe ihn gesehen,

χρύσεον σκῆπτρον ἔχοντα, θεμιστεύοντα νέκυσσιν
mit goldenem Zepter geschmückt die Gestorbenen richtend.

(Platon: Gorgias 525a - 526d)

In dem ausgelassenen Abschnitt läßt sich Sokrates resp. Platon über Beispielfälle aus der griechischen Mythik und Geschichte aus.

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Homer-Stelle: Odyssee XI 569
Re: Was geschieht mit uns nach dem Tode? #3
Marcella schrieb am 02.05.2020 um 19:58 Uhr (Zitieren)
Ein Menelaos ist auch in die elysischen Gefilde geraten. Bei so einem, finde ich, liegt eine glatte Fehlurteil des Rhadamanthys vor, wenn ich das so sagen darf.
Re: Was geschieht mit uns nach dem Tode? #3
Marcella schrieb am 02.05.2020 um 19:59 Uhr (Zitieren)
... ein glattes Fehlurteil
Re: Was geschieht mit uns nach dem Tode? #3
Γραικύλος schrieb am 02.05.2020 um 22:45 Uhr (Zitieren)
Nach welchen Kriterien urteilt Rhadamanthys? Dazu äußert Platon sich hier nicht. Es waren sicherlich andere als die bei uns üblichen.

Erstaunlich fand ich die genaue Entsprechung der späteren christlichen Unterscheidung zwischen ewiger Hölle und zeitweiligem Fegefeuer.

Wie die Strafen der Menschen im Tartaros uns als Mahnung vor Augen stehen sollten, obgleich wir sie doch gar nicht sehen, hat sich mir nicht erschlossen.
 
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