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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Attis und Kybele #3 (534 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 03.05.2020 um 00:10 Uhr (Zitieren)
Merklich anders - nämlich ohne Selbstkastration, dafür aber mit einem Mord - schildert Diodorus Siculus den Mythos:
2. Diodorus Siculus (1. Jhdt. v.u.Z.): Griechische Weltgeschichte

58. Allerdings wird auch überliefert, diese Göttin sei in Phrygien geboren. Nach der Erzählung der Einwohner nämlich herrschte über Phrygien ein König namens Meon. Aus seiner Ehe mit Dindyme ging ein Kind weiblichen Geschlechts hervor. Aber da er es nicht aufziehen wollte, setzte er es auf einem Berge namens Kybelos aus. Dort nun boten durch göttliche Fügung Panther und andere Tiere von besonderer Stärke dem Kinde die Brust und ernährten es auf diese Weise.

Frauen, die in der Gegend Vieh hüteten, entdeckten es; verwundert über ein solches Schicksal nahmen sie den Säugling mit sich und nannten das Kind Kybele nach dem Orte. Das Mädchen wuchs heran, durch Schönheit wie Verstand ausgezeichnet, und seine Klugheit erregte Verwunderung. Denn Kybele soll es gewesen sein, die die Syrinx aus mehreren Rohren ersann und auch Zimbeln und Tympanon zu Scherz und Reigenspiel erfand. Dazu lehrte sie Sühneriten gegen Krankheit von Vieh und kleinen Kinder.

Und als durch ihre Zaubersprüche die Säuglinge geheilt wurden, indem sie diese meist auf den Arm nahm, wurde sie wegen der Mühe, die sie sich bei all dem gab, und ihrer Sorgsamkeit Mutter der Berge [ὀρείαν μητήρ] genannt. In Freundschaft verkehrte sie sehr viel mit dem Phryger Marsyas, einem Manne von bewundernswürdigem klugem Verstand, wofür man die Tatsache anführt, daß er die Töne der vielrohrigen Syrinx nachzuahmen vermochte und das ganze Tonsystem auf die Flöte übertrug. Als Zeichen seiner Weisheit aber gilt, daß er bis zu seinem Tode auf den Genuß körperlicher Liebe verzichtete [τῆς δὲ σωφροσύνης σημεῖον εἶναί φασι τὸ μέχρι τῆς τελευτῆς ἀπείρατον γενέσθαι τῶν ἀφροδισίων].

Kybele verliebte sich, als sie in die Blüte ihrer Jahre kam, in einen Jüngling aus dem Lande namens Atthis, später Papa [Πάπα] genannt. Sie traf heimlich mit ihm zusammen und wurde von ihm schwanger. Um die gleiche Zeit aber ereignete es sich, daß auch die Eltern erkannten, wer sie war.

59. Man führte sie darauf zum königlichen Palaste zurück, wo sie der Vater als Jungfrau [ὡς παρθένον] aufnahm. Als er aber ihr Vergehen erkannt hatte, da tötete er ihre Zieheltern und auch Atthis und ließ ihre Leichen unbestattet auf die Erde werfen. Aus Liebe zu dem jungen Mann und zu den Pflegeeltern sei Kybele darauf wahnsinnig geworden. Schreiend unter Paukenschlag und mit aufgelösten Haaren durchzog sie einsam die Gegend, Marsyas aus Mitleid mit ihrem Schicksal folgte ihr freiwillig und irrte aus alter Freundschaft mit ihr zusammen umher.

So kamen sie zu Dionysos nach Nysa und trafen dort auch Apollon, der wegen seiner Kithara großes Ansehen genoß. Diese hatte zwar Hermes erfunden, wie es heißt, Apollon aber war der erste, der sie richtig zu spielen verstand.

[Es folgt der Wettstreit zwischen Apollon und Marsyas mit der Schindung des letzteren als Ergebnis.]

Apollon aber soll Kithara und Flöte in der Höhle des Dionysos niedergelegt haben und von Liebe zu Kybele ergriffen, mit dieser zusammen bis zu den Hyperboreern umhergeirrt sein.

Als aber in Phrygien eine Seuche die Menschen befiel, das Land keine Früchte mehr hervorbrachte und die Menschen den Gott fragten, wie sie von diesen Übeln loskämen, da befahl er ihnen, den Leichnam des Atthis zu bestatten, Kybele aber als Göttin zu verehren. Daher errichteten die Phryger – der Leichnam war im Laufe der Zeit bereits verschwunden – ein Bild des Jünglings, wehklagten vor diesem und suchten so mit den üblichen Totenehren den Zorn über den Frevel der begangenen Untat zu lindern. Dies tun sie bis auf unsere Zeit noch immer.

Kybele aber erbauten sie zuerst Altäre und brachten ihr alljährlich Opfer. Später errichteten sie ihr im phrygischen Pessinus einen großartigen Tempel und hielten Feste wie glänzende Opfer ab, wobei der König Midas seine ganze Kunstfertigkeit zur Schau stellte: Neben dem Bild der Göttin nämlich standen Panther und Löwen, weil es hieß, von diesen sei sie als ersten genährt worden. Das also erzählt man sich von der Göttermutter [μητὴρ θεῶν] bei Phrygern und Atlantiern, die am Ozean wohnen.

(III 58 f.)

Auffallend die Erwähnung der Bewohner von Atlantis, leider ohne nähere Ortsangabe.
 
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