Zunächst: Griechen haben sie sich nicht genannt; das alte Γραικός ist früh aus ihrer Alltagssprache verschwunden. Da Homer durchweg von Ἀχαιαί (Achaier) spricht, darf man annehmen, daß dies ihre Bezeichnung in den Dunklen Jahrhunderten bzw. in archaischer Zeit war. Später, also in der klassischen Ära, nannten sie sich Ἕλληνες (Hellenen), ihr Land Ἑλλάς (Hellas).

Was aber verband sie miteinander?
Eine politische Einheit gab es ja nie, nichteinmal in ihrem Mutterland, und schon gar nicht unter Einbeziehung ihrer 'Kolonien' - die keine eigentlichen Kolonien, sondern selbständige ἀποικίαι waren, sodaß sich ihre Siedlungsgebiet wie eine Ellipse vom Schwarzen Meer und der kleinasiatischen Küste bis nach Libyen, Südfrankreich und Spanien erstreckte.

Herodot läßt (VIII 144) die Athener den Lakedaimoniern erklären, was sie verbindet und von den anderen Völkern, den βάρβαροι (Barbaren), in diesem Falle: den Persern, unterscheidet:

"[...] αὖτις δὲ τὸ Ἑλληνικόν, ἐὸν ὅμαινόν τε καὶ ὁμόγλωσσον, καὶ θεῶν ἱδρύματά τε κοινὰ καὶ θυσίαι ἤθεά τε ὁμότροπα [...]

Dazu haben wir gleiches Blut und gleiche Sprache mit den Hellenen, die gleichen Heiligtümer und Opfer, die gleichgearteten Sitten."

Die Sprache unterschied sich zwar in verschiedenen Dialekten, doch anscheinend konnten Dorer und Ionier einander problemlos verstehen, leichter als Venetianer die Sizilianer.

Das gleiche Blut? ὅμαιμος, das meint die Blutsverwandtschaft, also die Abstammung und damit die Eheschließung. Das müssen sie dann wohl gedanklich von den konkreten Bestimmungen der Epigamie, welche Ehen unter den Bürgern bestimmter πόλεις ausschloß, abgetrennt haben.

Die gleichen Heiligtümer und die gleichen Sitten schlossen vor allem bestimmte panhellenische Kulte wie Orakel (beispielsweise Delphi) und Spiele (beispielsweise Olympia) ein.

So haben sie sich verstanden, die Hellenen.