Wie Lukian in seinen Totengesprächen berichtet, muß Hannibal sich in der Unterwelt vor Minos als Richter mit Alexander dem Großen um die Ehre streiten, wem von ihnen der Vorrang gebührt.
Hannibals Begründung für seinen Anspruch ist durchaus nachvollziehbar. Nach Auflistung all seiner Erfolge sagt er mit Blick auf seinen Rivalen:

Und das alles habe ich bewerkstelligt, ohne mich Ammons Sohn zu nennen oder mich als einen Gott auszugeben oder Träume meiner Mutter zu erzählen, sondern mit vollem Eingeständnis, ein bloßer Mensch zu sein [ἀλλ' ἄνθρωπος εἶναι ὁμολογῶν], wobei ich mich mit den gescheitesten Feldherrn maß und mit den kampftüchtigsten Soldaten kämpfte, nicht Meder und Armenier bekriegte, die davonlaufen, bevor sie einer verfolgt [ὑποφεύγοντας πρὶν διώκειν τινά], und dem Wagemutigen den Sieg in die Hände spielen.

(Totengespräche 12)

Aber er dringt vor Minos nicht durch.
Da sich schließlich auch noch Scipio einmischt und das nicht unerhebliche Argument vorträgt, er habe immerhin Hannibal besiegt, muß dieser sich letztlich mit dem undankbaren dritten Platz begnügen.

Gab es in der antike auch kritische Stimmen
zum Imperialismus im Hinblick auf die Grausam-
keiten und Opfer, die mit ihm verbunden waren?
Wenn ja, bei welchen Autoren findet sich
Material?
Gab es die Vorstellung einer Strafe im Jenseits
für skrupellose und brutale Imperialisten?

Es gab Herrscher, die auf Eroberungen verzichtet haben (etwa die Kaiser Hadrian und Marc Aurel). Aber "im Hinblick auf die Grausamkeiten und Opfer, die mit ihm verbunden waren"? Das ist mir in dieser grundsätzlichen Weise nicht bekannt.
Der Krieg war ein Gott (Ares)! Kein allseits beliebter vielleicht, aber ein Gott.

Alexander ist dann der erste Sieger und Scipio der zweite, nehme ich an?

Es gibt antimilitaristische Töne bei den Neoterikern, Tibull und Properz.

Die bewußte Abwendung vom Militärischen/Kriegerischen gab es, und sprechen nicht auch die Verse Sapphos dafür?

Reiterheere mögen die einen, andre
halten Fußvolk oder ein Heer von Schiffen
für der Erde köstlichstes Ding, - ich aber
das, was man lieb hat.

Aber das erscheint mir eher als persönliche Abwendung denn als moralische Verurteilung.
Polytheisten haben ja den Vorzug, sich bestimmten Göttern bevorzugt zuwenden zu können (Aphrodite statt Ares); aber sie haben nicht dem Ares die Göttlichkeit bestritten - zumal er (Zufall?) ein Bruder der Aphrodite war.

Und übrigens, ja: Alexander bekommt die Gold-, Scipio die Silbermedaille.