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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein Judenpogrom in Alexandria #1 (452 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 26.06.2020 um 18:33 Uhr (Zitieren)
Manfred Clauss schreibt in seiner Monographie über Alexandria:
Im Jahre 38 [u.Z.] besuchte der jüdische König Agrippa I., Enkel Herodes‘ des Großen, Alexandria und wurde von der dortigen Judengemeinde mit großem Pomp begrüßt. Die Alexandriner persiflierten den Vorgang in einer Art Karneval. Dabei forderten sie die Errichtung von Kaiserstatuen in den Synagogen. Der Statthalter Flaccus schaltete sich ein und erließ ein Edikt, dessen Inhalt wir nicht kennen, aus dem allerdings ein charakteristisches Wort überliefert ist: Er bezeichnete die Juden als „Fremde“. Damit setzte er ihren politischen Ambitionen auf das alexandrinische Bürgerrecht eine deutliche Grenze. Auf seiten der Alexandriner reifte in diesem Zusammenhang der Plan, diese „Fremden“, die bislang im Stadtteil Δ hatten gemeinsam siedeln dürfen, nun sämtlich dort zwangsweise anzusiedeln. Die Idee des Ghettos war geboren.

Philo [von Alexandria] schildert das Vorgehen gegen die Juden vor allem wohl in den anderen Stadtteilen als klassisches Pogrom. Häuser werden gestürmt und deren Bewohner, auch Frauen und Kinder, vertrieben, die Möbel am hellichten Tag fortgeschleppt – und dies alles geschieht vor den Augen der jüdischen Besitzer, die bald aus der Stadt gejagt werden. Ganze Trupps warten am Hafen, um jüdische Händler auszurauben, während andere Juden verbrannt werden oder man sie gefesselt durch die Stadt schleift. Als all das keine Reaktionen der Behör-den nach sich zieht, steigern sich die Attacken noch. Nun geht man gegen die in allen Stadteilen zu findenden Synagogen vor und zündet sie an. Nur dort, wo sich in ihrer Umgebung jüdische Wohnhäuser befinden, gelingt es, die Synagogen zu verteidigen. Was von den Alexandrinern nicht verbrannt werden kann, wird entweiht, indem man die Kultstatuen des Kaisers in den Gotteshäusern aufstellt. Caligula hatte, dies wohl aber allgemein, die Errichtung von Kultstatuen seiner Person in Alexandria gebilligt.

Flaccus ließ in diesem Zusammenhang 38 Mitglieder des jüdischen Ältestenrates verhaften und öffentlich auspeitschen. Auch mit dieser Maßnahme führte der Statthalter seine Politik der Ab- und Ausgrenzung der Juden konsequent fort und setzte ein Zeichen, das von den antiken Menschen gut verstanden wurde. Ein Privileg der Alexandriner bestand darin, daß die körperliche Züchtigung an ihnen mit Stöcken vollzogen wurde, an den Ägyptern aber mit Peitschen; es war ein Unterschied wie zwischen Freien und Sklaven. Flaccus behandelte die Juden folglich demonstrativ als Nicht-Alexandriner und stellte sie, aus römischer Sicht juristisch korrekt, mit den Ägyptern auf eine Stufe.

Der Höhepunkt der öffentlichen Diskriminierung der Juden kam am 31. August des Jahres 38, dem Geburtstag des Kaisers Caligula. Im Theater wurden Juden gezwungen, vor dem johlenden griechischen Publikum Schweinefleisch zu essen, andernfalls drohte ihnen Folter. Dann geschah etwas Überraschendes: Flaccus wurde verhaftet und nach Rom gebracht.

(Manfred Clauss: Alexandria – Eine antike Weltstadt. Stuttgart 2003, S. 156-159)
 
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