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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Entstehung des Romans aus dem Geiste der Heldenverehrung (376 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 14.09.2020 um 12:48 Uhr (Zitieren)
Im Vorwort seines Romanes "The Adventures of Roderick Random" präsentiert uns Tobias Smollett eine kleine, satirisch angehauchte Romantheorie:
Der Roman verdankt seinen Ursprung zweifellos der Unwissenheit, der Eitelkeit und dem Aberglauben. Hatte sich in den finsteren Zeiten der Welt ein Mann durch Weisheit oder Tapferkeit Ruhm erworben, so zogen Familie und Anhänger ihren Nutzen aus seinen vortrefflichen Eigenschaften, priesen seine Tugenden und schilderten seinen Charakter und seine Person als heilig und übernatürlich.

Das gemeine Volk schluckte den Köder mit Leichtigkeit, flehte um seinen Schutz und zollte den Tribut der Huldigung und Lobpreisung sogar bis zur Anbetung; seine Heldentaten wurden der Nachwelt mit tausend Übertreibungen überliefert, wurden als Ansporn zur Tugend wiedererzählt; seinem Andenken wurden göttliche Ehren erwiesen und Altäre errichtet, um jene zu ermutigen, die seinem Beispiel nachzuahmen suchten; und daraus entstand die heidnische Mythologie, die nichts anderes ist als eine Sammlung überspannter Romane.

Als Wissen und Geistesbildung zunahmen, wurden diese Geschichten mit den Schönheiten der Dichtkunst ausgeschmückt; damit sie sich der Aufmerksamkeit besser empahlen, wurden sie in der Öffentlichkeit, bei Festen, zur Belehrung und Freude der Zuhörer gewungen und als Ansporn zu Rumestaten vor Beginn einer Schlacht erzählt. So wurden die Tragödie und die epische Muse geboren und gelangten mit zunehmendem Geschmack für das Schöne zur Vollkommenheit.

Es ist kein Wunder, daß die alten Römer und Griechen an einer Prosadichtung keinen Gefallen finden konnten, nachdem sie so viele bemerkenswerte Ereignisse in der von ihren besten Dichtern in Versen abgefaßten Verherrlichung kennengelernt hatten; deshalb finden wir bei ihnen zur Zeit ihrer Blüte keinen Roman; es sei denn, man wolle die "Cyropädie" von Xenophon so bezeichnen; und erst als nach dem Einfall der Barbaren in Europa die Künste und Wissenschaften wieder auflebten, trat etwas dieser Art in Erscheinung.

Als jedoch die Gemüter der Menschen durch Pfaffenlist und -trug zum vernunftwidrigsten Grad der Leichtgläubigkeit verleitet wurden, tauchten die Romanschriftsteller auf und füllten, ohne Rücksicht auf Wahrscheinlichkeit, ihre Werke mit den ungeheuerlichsten Übertreibungen.
 
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