Γραικύλος schrieb am 19.11.2020 um 23:47 Uhr (Zitieren)
Macrobius (Saturnalia III 9, 7 f.) zitiert ein einschlägiges Gebet:
Kann man mal versuchen, wenn zwei Städte miteinander verfeindet sind.
Re: Frontwechsel der Stadtgötter
Marcella schrieb am 20.11.2020 um 08:27 Uhr (Zitieren)
popula > populo.
Vielleicht auch als Kompromiss die Stadtgötter zum wechselseitigen Umzug bewegen.
Zwei Stämme auf Borneo haben es mal so gemacht: Nach vielen Jahrzehnten vernichtender Fehde setzten sich die Dorfältesten zusammen mit dem Ergebnis, dass sämtliche Kinder wechselseitig adoptiert wurden. Es funktionierte. Holder Friede kam auf.
Re: Frontwechsel der Stadtgötter
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 20.11.2020 um 10:06 Uhr (Zitieren)
Das Funktionieren hat allerdings zur Voraussetzung, daß die Rückbindung des Einzelnen wie des Gemeinwesen (Staates) auf allgemeingültige Instanzen, seien es Götter, seien es (juristische oder moralische) Grundwerte, fraglos und unverbrüchlich gilt.
Wie man im Augenblick weithin sieht, besonders links des Großen Teichs, ist eine solche grundlegende Übereinstimmung so stark im Schwinden begriffen oder wird ausgehöhlt (um es vorsichtig zu formulieren), daß schon ein Versuch, daran zu appellieren, geschweige denn, ein Abkommen darauf zu bauen, aussichtslos erscheinen könnte.
Aber nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit (wieder)gekommen ist: Auf denn also!
Re: Frontwechsel der Stadtgötter
Marcella schrieb am 20.11.2020 um 19:41 Uhr (Zitieren)
Es tut gut, wieder klare, vernünftige Sätze zu hören. Darum habe ich diesen Beitrag wieder nach vorne gestellt.
Re: Frontwechsel der Stadtgötter
Γραικύλος schrieb am 20.11.2020 um 23:34 Uhr (Zitieren)
Dieser Beschwörungstext ist ja zum Schaden des Gegners gedacht; Die Götter treten hier nicht als Wahrer bzw. Schützer moralischer Werte auf. Die antiken Götter waren - von einzelnen Ausnahmen bei einzelnen Autoren abgesehen - weit weniger moralische Instanzen, als wir uns das heute vorstellen. Insbesondere waren sie keine moralischen Vorbilder. Sie halfen, ganz egoistisch, denen, von denen sie sich Verehrung und Opfer versprachen.
Ist das nun noch trostloser als der Glaube in unserer Gegenwart? Oder kann man die Welt nicht "Jenseits von Gut und Böse" sehen?
Kein Wunder bei dieser anthropomorphen
Göttervorstellung (Do, ut des").
Die Frage ist, wie man Gut und Böse definiert.
Was fängt beides an, wo hört es auf?
Der Theologe Rupert Lay verwendet dazu das
Biophilie-Prinzip.
„Handle stets so, dass Du das personale Leben in Deiner Person als auch in der Person eines jeden anderen Menschen eher mehrst denn minderst“.