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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Triage bei Herodot (589 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 08.01.2021 um 13:09 Uhr (Zitieren)
Es muß bei Herodot eine Passage geben, in der eine Frau sich zwischen dem Leben ihres Mannes und dem ihres Bruders zu entscheiden hat; sie entscheidet sich für den Bruder, weil sie zwar erneut heiraten, aber nach dem Tod ihrer Eltern keinen neuen Bruder bekommen könne.

Da mir die Namen der Beteiligten nicht bekannt sind, kann ich das nicht im Index nachschauen.

Weiß jemand, wo das bei Herodot steht?
Re: Triage bei Herodot
Γραικύλος schrieb am 08.01.2021 um 14:38 Uhr (Zitieren)
Herzlichen Dank!
Re: Triage bei Herodot
Γραικύλος schrieb am 09.01.2021 um 17:23 Uhr (Zitieren)
Hier ist der Text:
Intaphrenes, ein Freund und ehemaliger Mitverschworener (einer von sechs) des Dareios I., hat aufgrund eines Mißverständnisses die Wa-chen des Dareios verstümmelt.
Sie erschienen darauf vor dem König und berichteten den Grund für ihre Entstellung. Dareios fürchtete, die sechs könnten dies nach gemeinsamem Plan gemacht haben; er ließ sie einzeln zu sich kommen und fragte sie, ob sie diese Tat billigten. Als er aber feststellte, daß Intaphrenes nicht mit ihrem Einverständnis gehandelt habe, ließ er ihn, seine Kinder und alle seine Angehörigen festnehmen. Er hatte nämlich den dringenden Verdacht, Intaphrenes plane mit seinen Verwandten einen Aufstand gegen ihn. Nach der Festnahme ließ er sie binden, um sie töten zu lassen.

Die Frau des Intaphrenes aber ging immer wieder vor das Tor des Königspalastes, weinte und klagte. Weil sie das so beharrlich tat, erregte sie bei Dareios endlich Mitleid. Er schickte einen Boten und ließ ihr sagen: „Frau, König Dareios erlaubt dir, einen von deinen verhafteten Angehörigen zu retten. Wähle, welchen du von allen willst [Ὦ γύναι, βασιλεύς τοι Δαρεῖος διδοῖ ἕνα τῶν δεδεμένων οἰκηίων ῥύσασθαι τὸν βούλεαι ἐκ πάντων].“

Sie überlegte und antwortete: „Wenn mir der König das Leben nur eines einzigen meiner Anverwandten schenken will, dann bitte ich vor allen anderen um das Leben meines Bruders.“
Dareios erfuhr dies, und da er sich über die Wahl wun-derte, schickte er wieder hin und ließ sagen: „Frau, der König läßt dich fragen, was du dir dabei denkst, daß du deinen Gatten und die Kinder im Gefängnis lassen willst und das Leben des Bruders wähltest, der dir doch ferner steht als deine Kinder und dir weniger lieb ist als dein Gemahl.“

Darauf antwortete sie: „König, wenn die Gottheit [δαίμων] es will, dürfte sich ja wohl ein anderer Gatte für mich finden und auch andere Kinder, wenn ich diese verlieren sollte. Da aber Vater und Mutter tot sind, kann ich nie einen anderen Bruder bekommen. Aus dieser Überlegung heraus habe ich den Wunsch geäußert.“

Die Antwort gefiel dem Dareios, und er ließ den frei, den sie sich erbeten hatte, und dazu noch den ältesten Sohn, weil sie ihm gefiel. Alle anderen aber ließ er töten. [...]

(Herodot III 119)
 
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