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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Abenteuer einer Seefahrt #3 (248 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 07.04.2021 um 13:46 Uhr (Zitieren)
Aber dieser echte Makkabäer war entschlossen, seine Satzung weiter zu erfüllen. Erst um Mitternacht besinnt er sich selbst darauf, seinen Sitz wieder einzunehmen. „Jetzt“, sagt er, „erlaubt es das Gesetz, denn jetzt ist es klar, daß wir in Lebensgefahr sind.“ Darauf erhebt sich der Tumult von neuem: Klage der Männer, Wehgeschrei der Frauen. Alle riefen Gott an, flehten um Hilfe und gedachten ihrer Liebsten. Nur Amarantos war guten Mutes in der Aussicht, sogleich seine Gläubiger abzuschreiben.

Mich aber beunruhigte in dieser Gefahr – ich schwöre bei dem Gott, den die Philosophie verehrt – nur das bekannte Homer-Wort, ob es wahr sei, daß der Tod im Wasser auch der Seele selbst den Untergang bringe. Denn er sagt in seinem Epos: „Aiax ist hin, nachdem er das salzige Wasser getrunken“ (1), womit er den Tod im Wasser als den vollständigsten Untergang bezeichnet. Von keinem andern sagt er, er sei hin, sondern jeder andere, der stirbt, ist „eingegangen zum Hades“. Daher wird auch der kleine Aiax in den beiden Unterweltsschilderungen (2) nirgends unter den Personen aufgeführt, gerade als ob seine Seele nicht im Hades wäre. Und Achill, ein gar mutiger, Gefahren liebender Mann, fürchtet den Tod im Wasser und nennt ihn ein elendes Ende (3).

Mit diesen Gedanken beschäftigt, sehe ich, wie alle Soldaten die Schwerter gezogen haben. Ich fragte und erfuhr von ihnen, daß es gut sei, noch auf dem Verdeck stehend die Seele in die Luft auszuhauchen, nicht aber mit offenem Mund gegen die Flut. Diese Männer verstand ich als echte Homer-Jünger und hielt mich zu dieser Auffassung. Dann rief einer aus, man solle sich Gold umhängen, wer solches habe. Und die, die Gold oder etwas Goldwertiges hatten, hängten es sich um. Die Frauen legten ihren Schmuck an und teilten Schnüre aus an die, die solche brauchten.

Dieses Verfahren ist von alters her bekannt, es hat folgenden Sinn: der Tote bei einem Schiffbruch muß den Preis für die Bestattung mit sich führen; wenn ihn einer findet und den großen Gewinn macht, wird er aus Ehrfurcht vor den Gesetzen der Adrasteia (4) einen kleinen Teil des Gewinns absondern für die Beisetzung des Toten, der das Vielfache gespendet hat. Damit waren die Leute beschäftigt, ich saß dabei und beklagte den unseligen Geldbeutel, den mir der Gastfreund anvertraut hatte. Der Gott der Gastfreundschaft weiß es: ich sorgte nicht, ob ich sterben werde, wohl aber, ob der Thraker um sein Geld gebracht werden sollte; auch nach dem Tode mußte ich mich vor ihm schämen. Hier war es, so dachte ich, ein Gewinn, ganz unterzugehen und in Gemeinschaft unterzugehen und die Sinne zu verlieren.

(Joseph Vogt: Begegnung mit Synesios, dem Philosophen, Priester und Feldherrn. Gesammelte Beiträge. Darmstadt 1985, S. 34-43)

(1) Odyssee IV 511
(2) Odyssee XI und XXIV
(3) Ilias XXI 281 ff.
(4) Adrasteia ist bei Platon Richterin im Totenreich.
Re: Die Abenteuer einer Seefahrt #3
Γραικύλος schrieb am 07.04.2021 um 13:54 Uhr (Zitieren)
Ein echter Homer-Jünger macht sich schon seine ganz speziellen Sorgen.
 
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