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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Bücher, Bibliotheken und Buchdruck #2 (356 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 20.08.2021 um 00:01 Uhr (Zitieren)
Ein Buch, wie das vorliegende zum Beispiel, wird zuerst handschriftlich geschrieben, dann wird es dem Maschinenschreiber übergeben und sorgfältig abgeschrieben. Dann kann es mit der größten Bequemlichkeit durchgelesen, reichlich verbessert, frei abgeändert, nochmals mit der Maschine geschrieben und neuerlich verbessert werden.

Der alexandrinische Schriftsteller jedoch mußte jedes Wort, das er schrieb, zwecks Vervielfältigung seines Werkes diktieren oder wieder abschreiben. Ehe er auf das, was er geschrieben hatte, zurückgreifen konnte, mußte er seine letzten Zeilen abtrocknen, indem er mit dem Blatt umherfächelte oder Sand darauf schüttete: er besaß nicht einmal Löschpapier. Was immer ein Schriftsteller schrieb, es mußte immer und immer wieder abgeschrieben werden, ehe es einen größeren Kreis von Lesern erreichen konnte, und jeder Abschreiber brachte irgendwelche neue Fehler hinein.

Man nimmt an, daß ein neues Buch einer beträchtlichen Anzahl von Schreibern gleichzeitig diktiert wurde, so daß eine Ausgabe von einigen hundert Exemplaren herauskam. In Rom scheinen Horaz und Vergil in ganz ansehnlichen Ausgaben erschienen zu sein.

Wann immer Landkarten oder andere Zeichnungen benötigt wurden, ergaben sich neue Schwierigkeiten. Eine Wissenschaft, wie die Anatomie z.B., die von genauen Zeichnungen abhängig ist, muß durch die natürlichen Grenzen, die den Abschreibern gesetzt sind, ungeheuer behindert gewesen sein. Die Übertragung von geographischen Aufzeichnungen war ebenfalls unglaublich langwierig. Ohne Zweifel werden einst eine Haubibliothek und ein Schreibpult aus dem Jahre 1925 n. Chr. sonderbar und wenig handgerecht erscheinen (1). Doch verglichen mit denen zu Alexandria sind alle unsere Einrichtungen schnell und wirksam zu handhaben und sparen Nerven- und Geisteskräfte.

Auffallend ist, daß in Alexandria anscheinend kein Versuch gemacht wurde, irgend etwas zu drucken. Die Welt schrie nach Büchern, und nicht nur nach Büchern, auch öffentliche Anschläge, Kundmachungen und dergleichen wären dringend nötig gewesen. Doch bis zum fünfzehnten Jahrhundert n. Chr. gibt es nichts in der Geschichte der westlichen Zivilisationen, was man hätte Druck nennen können. Nicht, daß das Drucken etwa eine tiefgründige Kunst ist oder von irgend einer vorbereitenden Entdeckung abhängig gewesen wäre. Es ist vielmehr eine einfache Sache. Im Prinzip war die Buchdruckerkunst immer bekannt (2).

(H. G. Wells: Die Weltgeschichte. 3 Bde. Berlin/Wien/Leipzig 1928; Bd. 1, S. 414-419)

(1) prophetisch ... Science-fiction-Autor halt
(2) Das hat er recht! Er erläutert das im folgenden Abschnitt.
 
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