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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ariadne und Dionysos, lang #2 (375 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 10.09.2021 um 14:01 Uhr (Zitieren)
Weiter geht es mit Nonnos, Dionysiaka XLVII 265-471. Die Klage der Ariadne:
Nicht beim Erwachen mehr fand ich meine Sehnsucht. Sind etwa
Eifersüchtig auch Träume auf Scheingebilde der Liebe,
Weil ich das Truggesicht von ehevollziehenden, schönen
Träumen erblickte und doch der liebliche Theseus enteilte?
Feindlich ist mir auch der freundliche Hypnos. Ihr Felsen,
Kündet mir glücklos Verliebten: wer raubte den Bürger Athenes?
Weht der Boreaswind, so komm ich zu Oreithyia;
Aber die zürnt mir sicher, sie ist ja selber entsprossen
Attischem Blut, woher der teure Theseus entstammte.
Wenn mich Zephyr bedrängt, so zeigt der Gattin des Zephyr,
Iris, der Mutter des Pothos, wie er Ariadne mißhandelt.
Drängt mich der freche Euros und Notos, so eil ich zu Eos,
Um die Mutter der Winde, die glücklos verliebte, zu schelten.
Hypnos, gewähre mir wieder die kleine Vergünstigung: schick mir
Neu einen lieblichen Traum, dem anderen ähnlich, damit ich
Schlafend das süße Trugbild des Liebeslagers erlebe.
Weile auf meinen Augen, damit ich atembeklemmend
Süße Liebesbegier erträumter Hochzeit genieße.
Ob zum attischen Lande, du trügender Bräutigam Theseus,
Deine Fahrt aus Naxos die raubenden Lüfte geleitet,
Künde das meinem Zweifel, und gleich zu Aiolos eil ich,
Um dort laut zu schelten die neidischen, ruchlosen Winde.
Setzte aber grausam mich Heimatberaubte ein Seemann
Ohne dein Wissen aus auf ödem Naxos und eilte
Weiter, so frevelte er gegen mich, gegen Themis und Theseus.
Solchem Schiffer wehe nie wieder ein freundlicher Windhauch,
Niemals, wenn er reitet im unsteten Wirbel der Stürme,
Sei Melikertes ihm gnädig, der wellenglättende Meergott,
Nein, der Notos wehe, wenn ihm der Boreas nötig,
Und ihm erscheine Euros, wenn er den Zephyr ersehnte.
Wenn alle Seebefahrer der Frühlingslüfte sich freuen,
Ringe er allein mit Winterfluten. Ein Frevler
War dieser schlimme Seemann, doch war ich auch selber verblendet,
Weil ich mich sehnte nach dem Landsmann der keuschen Athene.
Hätt ich ihn nie ersehnt, ich glücklos Verliebte! So sehr auch
Theseus voll Liebreiz ist, so ist er doch rauh und verschlossen.
Davon sagte er nichts, als er meinen Faden gewickelt;
Davon sagte er nichts beim Labyrinthe in Kreta.
Wäre er doch erlegen dem wilden Stiere! O Wahnsinn,
Schweig, du tötest ja sonst den süßen Jüngling. O, weh mir!
Weh meiner Liebe! Allein fährt Theseus zur Stadt der Athener.
O, ich fühle, warum er mich verlassen: ihn faßte
Liebe zu einem der Mädchen, die mit ihm. In Attika tanzt er
Mit einer andern zu neuer Ehe, mich ließ er in Naxos.
Naxos wurde mein Brautbett, du täuschender Bräutigam Theseus.
Vater und Bräutigam hab ich verloren. Weh meiner Liebe!
Nicht mehr sehe ich Minos und kann nicht Theseus erblicken,
Habe mein Knossos verlassen, doch nicht dein Attika sah ich.
Ach, ich Ärmste, ich mußte von Vater und Vaterland scheiden.
Lohn meiner Liebe ist nun das Meer. Zu wem soll ich flüchten?
Welche Gottheit entrafft mich, die mich nach Marathon brächte,
Mich, Ariadne, mein Recht gegen Kypris und Themis zu suchen?
Wer ergreift mich und bringt mich über die Fluten? O fände
Ich doch auch einen Faden, um mir die Pfade zu weisen!
Solchen Faden begehre auch ich, damit ich entrinne
Dem aigaiischen Meere und bis nach Marathon dringe,
Daß ich dort dich umarme, auch wenn dir verhaßt Ariadne,
Daß ich dort dich umarme, den eidvergessnen Geliebten.
Wenn du es willst, so laß mich dort dein Lager bedienen;
Betten will ich es dir für dich und deine Geliebte
Und nach Kretas Auen in Attika wohnen, ich Ärmste,
Wie eine Kriegsgefangene [ληισθεῖσα], und für deine glückliche Gattin
Werde ich es ertragen als Magd am klappernden Webstuhl,
Werde ungewohnt auf spröden Schultern die Kanne
Tragen, um Wasser nach Tisch dem süßen Theseus zu reichen.
Sehen nur will ich Theseus. Auch meine Mutter hat einmal
Arbeit bei Bauern verrichtet und beugte das Haupt einem Hirten,
Und einem stummen Stier ergab sie sich dort auf der Weide
Und gebar dem Rind einen Stier. Nach des spielenden Hüters
Flöte begehrte sie nicht so sehr, wie das Muhen zu hören.
[μελιζομένου δὲ βοτῆρος
πηκτίδος οὐ πόθον ἔσχεν, ὅσον μυκηθμὸν ἀκούειν.]

 
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