α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Theodor Mommsen über Augustus #1 (376 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 18.09.2021 um 14:05 Uhr (Zitieren)
Theodor Mommsen: Vorlesung Römische Kaisergeschichte WS 1872/73 - Mitschrift von Ludwig Schemann:
Caesar Augustus eine zierliche, schöne Gestalt, wohlgebaut, nicht kräftig. Blaß, blond, mit leuchtenden Augen. Gleichgültig gegen seine äußere Erscheinung. Schwächliche Gesundheit, er galt als brustkrank. Die schweren Krankheiten gerade in der Entscheidungszeit haben ihn nicht gehemmt. Empfindlich gegen Kälte und Sonne, fürchtete sich vor einem Gewitter.

Nicht eigentlich ein großer Mann. Augustus war der griechischen Bildung teilhaftig, doch nicht in dem Maße wie andere. Wenn er griechisch zu reden hatte, setzte er es sich lateinisch auf. Er liebte und pflegte die Literatur, schrieb zwei Mal seine Kommentarien. Er versuchte sich selbst in der Dichtkunst: seine Erfolge behandelte er als tragischer Dichter mit einer gewissen Ironie. In den Reden, und überhaupt im Stile des Augustus ist das Hervorragende nicht die Genialität, sondern die Korrektheit. Die Altertümlichkeiten sind ebenso streng vermieden wie die Neuerungen. (Man nehme dagegen nur den orientalischen Schwulst des Antonius.) Augustus vermied es, unvorbereitet zu reden, aus Vorsicht konzipierte er immer, was er zu sagen hatte. Er zog die briefliche Verhandlung der mündlichen vor, und selbst mit seiner Gattin Livia verhandelte er in wichtigen Fragen schriftlich.

Im gewöhnlichen Leben erscheint Augustus gutmütig und bequem. Er bedachte, daß das regierende Haus ein Vorbild für das ganze Familienleben sein müsse[,] und hielt deswegen viel auf häusliche Sitte. Er spielte gerne, namentlich mit Kindern. Er liebte körperliche Anspannung, war leidenschaftlicher Angler. Als Wirt wie als Gast war Augustus immer gerne gesehen, gab aber selbst im Bechern kein gutes Beispiel.

Augustus bewerkstelligte eine gewisse Restauration der bestehenden Theologie, vermied es streng, den Freigeist zu protegieren; religiös war er etwas beschränkt.

Augustus war eine kluge und gute (durchaus milde und versöhnliche), nicht aber eine geniale, großartige Natur.

Wir finden ihn als Politiker nicht neuernd, sondern sich an das Alte haltend. Er verzichtete auf das Recht des Selbstherrschers und lehnte sich an politische Notabilitäten an. Er hat nie ganz auf sich selbst gestanden: Ursprünglich stützte er sich auf die Caesarische Diktatur, dann auf das Bündnis mit Antonius, dann auf Agrippa, später Tiberius, ja sehr einfach auf seine Gattin Livia.

Anders der Diktator [sc. Caesar]: Dieser hat die Gedanken, die er in sich hegte, niemandem von seiner Umgebung ausgesprochen. Trotz solcher Anlehnung verfiel Augustus niemals in ein eigentliches Vertrauenssystem, wie wir es in der späteren Kaiserzeit in so entsetzlicher Weise finden. Auch verkannte er niemals die Verpflichtung, Treue zu halten. Er hat allen je-nen Persönlichkeiten ein stetes Interesse bewahrt. So dem Agrippa: dieser war sein Jugendfreund, es war immer ein enges, persönliches Verhältnis.

(Theodor Mommsen: Römische Kaisergeschichte. Nach den Vorlesungs-Mitschriften von Sebastian und Paul Hensel 1882/86. Hrsg. v. Barbara und Alexander Demandt. München 1992, S. 89 f.)
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Pyramiden von Gizeh

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.