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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein weiser Spartaner #2 (327 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 15.01.2022 um 00:20 Uhr (Zitieren)
Thukydides I 80-85:
Wenn sie dann auf unsere Botschaften eingehen, ist das das beste; andernfalls können wir nach Verlauf von zwei bis drei Jahren, dann besser gewappnet, wenn wir wollen, gegen sie ziehn. Vielleicht geben sie auch eher nach, wenn sie dann schon unsere Rüstungen sehn und die Andeutungen unsrer Reden damit übereinstimmen und ihr Land noch nicht wüst liegt, so daß sie über vorhandenes und noch nicht zerstörtes Gut zu beraten haben. Denn glaubt nicht, ihr hättet an ihrem Boden etwas anderes als ein Pfand, desto wertvoller, je besser bearbeitet er ist; den muß man also tunlichst schonen und sie nicht in eine Verzweiflung treiben, die mit nichts mehr zu fassen ist.

Wenn wir nämlich ungerüstet und, vor lauter Beschwerden der Verbündeten, überstürzt in ihrem Land schneiden und schlagen, seht zu, ob wir nicht dem Peloponnes noch schlimmere Schande und Bedrängnis schaffen. Denn Beschwerden von Staaten wie von Bürgern kann man schlichten; doch einen Krieg, den wir alle zusammen einzelnen zulieb aufnehmen – und welchen Lauf er nimmt ist nicht zu wissen [ὃν οὐχ ὑπάρχει εἰδέναι καθ‘ ὅτι χωρήσει] –, den schicklich wieder beizulegen wird nicht leicht sein.

83. Feigheit aber soll das niemand nennen, daß wir Vielen die eine Stadt nicht rasch angreifen. Denn auch sie haben nicht weniger Verbündete, die ihnen zahlen, der Krieg ist aber nicht so sehr Sache der Waffen als des Geldes, durch das die Waffen erst helfen [καὶ ἔστιν ὁ πόλεμος οὐχ ὅπλων τὸ πλέον ἀλλὰ δαπάνης, δι‘ ἣν τὰ ὅπλα ὠφελεῖ], zumal einer Landmacht gegen Seefahrer.

Dafür wollen wir also zuerst sorgen, und die Verbündeten sollen uns nicht mit ihren Reden zu früh anstiften; wir werden ja doch für den Ausgang nach beiden Seiten die größte Verantwortung tragen, so wollen wir auch in Ruhe unsere Pläne bedenken.

84. Auch das Langsame und Zaudernde, das sie uns vorwerfen, laßt euch nicht gereuen. Eilt ihr jetzt, so wird sich nur das Ende verzögern, weil ihr ungerüstet angriffet, und zudem: wir leben seit jeher in einer freien und höchstgerühmten Stadt. Der besonnene Ernst [σωφροσύνη] besteht gerade in solchem Wesen, und deswegen sind wir auch die einzigen, die bei gutem Gelingen sich nicht in Frevel steigern, die sich dem Mißgeschick weniger als andere beugen, und die, wenn man uns gegen unsere Meinung mit Lobsprüchen zu Gefahren verlocken will, nicht verführbar sind durch solche Reize, ebensowenig umzustimmen durch Ärger, so jemand uns mit Anklagen verbittert.

Kriegerisch und wohlberaten werden wir durch unsere Zucht [διὰ τὸ εὔκοσμον], das eine, weil Scham größtenteils in der Besonnenheit enthalten ist und in der Scheu wiederum der wahre Mut, und wohlberaten wegen unserer Erziehung, die zu einfältig ist für die Verachtung der Gesetze und in ihrer Strenge zuviel Haltung gibt, um ihnen nicht zu gehorsamen, die auch nicht lehrt, in nutzlosen Künsten allzu bewandert, die feindlichen Rüstungen mit Worten herrlich zu schmälern, um dann sehr wenig Entsprechendes zu leisten, sondern die geistigen Fähigkeiten der andern als ebenbürtig einzuschätzen und die zustoßenden Schicksalsfälle nicht auflösen zu wollen mit Worten [καὶ τὰς προσπιπτούσας τύχας οὐ λόγῳ διαιρετάς].

Von je rüsten wir uns vielmehr durch die Tat, als ob unsre Gegner immer alles klug überlegten. Nicht auf sie und ihre Fehler dürfen wir unsere Hoffnung setzen, sondern auf unsere eigene sichergehende Voraussicht. Man muß auch nicht denken, daß Mensch von Mensch so gar verschieden sei, wohl aber der der Stärkste ist, der im Notwendigen erzogen ist [πολύ τε διαφέρειν οὐ δεῖ νομίζειν ἄνθρωπον ἀνθρώπου, κράτιστον δὲ εἶναι ὅστις ἐν τοῖς ἀναγκαιοτάτοις παιδεύεται].

85. An dieser von den Vätern uns überlieferten Zucht, die sich uns selbst allezeit zu unserm Nutzen bewährt hat, wollen wir festhalten und nicht unter Druck in ein paar Stunden eines Tages über viele Menschenleben und Besitztümer, Städte und guten Namen entscheiden, sondern in Ruhe. Wir dürfen das eher als andere wegen unserer Kraft.

Und zu den Athenern schickt wegen Poteidaia (2), schickt auch wegen des Unrechts, worüber unsere Verbündeten klagen, zumal sie bereit sind, sich einem Schiedsgericht zu stellen; wer sich aber stellt, den vorher als einen Rechtsbrecher anzugreifen ist nicht erlaubt. Und rüstet gleichzeitig auch zum Krieg. Dieser Beschluß wird der beste sein und die Gegner am meisten schrecken.

(2) Diese korinthische Stadt wurde 433 v.u.Z. von den Athenern aufgefordert, ihre Stadtmauer einzureißen, Geiseln zu stellen und die Beziehungen zu Korinth abzubrechen. Deshalb war Poteidaia 432 vom Attischen Seebund abgefallen und wurde daraufhin von den Athenern belagert.
 
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