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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Thukydides und Platon (345 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 20.01.2022 um 14:54 Uhr (Zitieren)
Kurz nach der Niederlage Athens im Peloponnesischen Krieg, etwa um 400 v.u.Z., müssen Thukydides und Platon nebeneinander in der Stadt gelebt haben, mit einem Altersunterschied von etwa 30 Jahren. In ihren Werken erwähnen sie einander allerdings an keiner Stelle namentlich.

Wenn man bedenkt, daß der „Geschichte des Peloponnesischen Krieges“ des Thukydides in der Antike nicht die gleiche Bedeutung zugebilligt wurde, die es heute hat, ist das nicht völlig überraschend, d.h. Thukydides wurde damals überhaupt weit seltener erwähnt, als man es heute annehmen könnte.

Andererseits haben beide Autoren, Thukydides und Platon, in Teilen ein gemeinsames Thema: das Nachdenken über den besten Staat; und beide beziehen sich dabei auf die attische Demokratie, wenn auch mit unterschiedlicher Tendenz. Während Thukydides sich vom Standpunkt eines Historikers aus am Ideal eines demokratischen Staates mit einer verantwortungsbewußten Führungspersönlichkeit, verkörpert durch Themistokles und später Perikles, orientiert, ist Platons idealer Staat aus der Perspektive eines Philosophen ein anderer; er kritisiert die Demokratie scharf.

Der Historiker und der Philosoph – das markiert zudem auch einen methodischen Unterschied im Hinblick auf die Empirie. Während Thukydides darauf schaut, unter welchen Umständen es Athen am besten ging, geht Platon von einer vernünftigen Idee aus und mißt an ihr die tatsächlichen Zustände, etwa in Athen nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges; so sieht er vor allem die Mängel der Demokratie, gerade im 4. Jhdt.

Während es für Thukydides keinen Anhaltspunkt dafür gibt, daß er sich überhaupt mit den Gedanken Platons befaßt hat, kann man bei Platon immerhin vermuten, daß er sich an den Stellen seines Werkes auf die Berichte des Thukydides bezieht, wo er sich – explizit oder implizit – mit Perikles auseinandersetzt. Das wären dann seine Dialoge „Menexenos“ und „Gorgias“ sowie vor allem seine negative Sicht auf die attische Demokratie im Buch VIII der „Politeia“ (555b ff.) – als ein Beispiel dafür (neben Timokratie, Oligarchie und Tyrannis), wie ein ungerechter Staat aussieht.

Inhaltlich ist klar, daß Platon sich damit gegen Thukydides stellt; inwieweit er das auch bewußt und absichtlich getan, Thukydides also wenigstens die Ehre eines Gegners zugebilligt hat, muß zweifelhaft bleiben. Daß Platon seinen Namen nicht, nur den des Perikles erwähnt, spricht dagegen.
[Sokrates:] „Nur dies sage mir noch, ob man wirklich der Meinung ist, die Athener wären durch Perikles besser ge-worden, oder umgekehrt, sie wären verderbt worden durch ihn. Denn dazu, höre ich [ἀκούω] wenigstens immer, habe Perikles die Athener gemacht, zu einem faulen, feigen, geschwätzigen, geldgierigen Volk, indem er sie zuerst zu Söldlingen erniedriget.“

Dieses Urteil kann Sokrates-Platon nicht von Thukydides gehört haben.
 
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