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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Was geschieht mit uns nach dem Tode? #2 (330 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 03.07.2022 um 00:46 Uhr (Zitieren)
Lukian, Von der Trauer (ΠΕΡΙ ΠΕΝΘΟΥΣ) 1-9:
Hat man den vorbesagten See zurückgelegt, so befindet man sich nun im Innern des Hades und gelangt auf eine große Wiese, die über und über mit Asphodelen bewachsen ist und wo man aus der Quelle der Vergessenheit trinken muß, die von ihrer alle Erinnerung auswaschenden Eigenschaft den Namen Lethe bekommen hat [καὶ ποτὸν μνήμης πολέμιον. Λήθης γοῦν διὰ τοῦτο ὠνόμασται]. Denn das alles erzählten ohne Zweifel diejenigen, die vor alten Zeiten von da wieder zurückgekommen, die Alkestis und Protesilaos aus Thessalien, und Theseus, Aigeus‘ Sohn, und der Homerische Odysseus – sehr ehrwürdige und vollgültige Zeugen, ich muß gestehen, die vermutlich nicht aus jener Quelle tranken; denn sonst hätten sie unmöglich alles so gut behalten können.

Diesem allem also stehen, nach dem Berichte dieser glaubwürdigen Person, der Pluto und seine Gemahlin Persephone vor, als welche in diesem ganzen unterirdischen Reiche unumschränkt zu befehlen haben. Ihnen dienen und vollziehen ihre Befehle als untergeordnete Obrigkeiten die Erinnyen mit ihren Dienern, den Strafen und Schrecknissen [τε καὶ Ποιναὶ καὶ Φόβοι], und Hermes, der aber nicht immer gegenwärtig ist.

Als erster Minister, Satrapen und Oberrichter aber sitzen Minos und Rhadamanth, beide aus Kreta und Söhne des Zeus. Diese schicken dann alle guten und gerechten Menschen, die ein tugendhaftes Leben geführt haben sobald ihrer eine genugsame Anzahl beisammen ist, um eine Kolonie auszumachen, in das elysische Gefilde, wo sie das seligste Wonneleben erwartet. Die Bösen hingegen, die ihnen in die Hände fallen, übergeben sie den Erinnyen, welche sie in den Ort der Gottlosen hinabstürzen, um daselbst nach Maßgabe ihrer begangenen Verbrechen gestraft zu werden.

Die Qualen, so sie hier auszustehen haben, sind entsetzlich; sie werden mit allen Arten von Tortur gepeinigt, werden gebraten, von Geiern zerrissen, auf einem Rade herumgedreht und müssen ungeheure Steine bergan wälzen; ja der arme Tantalos steht lechzend an einem See voll süßen Wasser und befindet sich ewig in Gefahr, vor Durst zu sterben. Die Menschen hingegen, die in ihrem Leben weder gut noch böse, sondern so etwas zwischen beidem gewesen sind, und deren Anzahl nicht die kleinste ist, irren ohne Köpfe auf der Wiese herum, in eine Art von Schatten verwandelt, die, wenn man sie anrühren will, einem wie Rauch aus den Händen schwinden. Sie nähren sich indessen doch von den Libationen und Totenopfern, die wir ihnen auf ihren Gräbern bringen: so daß also ein Toter, der keinen Freund oder Verwandten über der Erde zurückgelassen hat, hungrig bleiben muß und eine sehr traurige Figur unter den übrigen macht.
[...]

(Lukian: Sämtliche Werke. 5 Bde. Hrsg. v. Hanns Floerke. Berlin ²1922; Bd. 4, S. 293-296)
 
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