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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Tagesablauf eines Schülers (333 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 04.07.2022 um 00:01 Uhr (Zitieren)
Bei den Hermeneuta Pseudodositheana (entstanden Anfang des 3. Jhdts. u.Z.) handelt es sich um eine griechisch-lateinische Sammlung von Schulbuchtexten aus der Antike.
Bei Tagesanbruch wache ich auf, rufe meinen Sklaven und lasse ihn das Fenster aufmachen. Er tut es sofort. Ich richte mich auf und setze mich an den Bettrand. Ich bitte um Socken und Schuhe, denn es ist kalt. Nachdem ich die Schuhe anhabe, nehme ich ein Handtuch. Man bringt mir ein sehr sauberes. Man bringt mir Wasser in einem Topf für meine Toilette. Ich gieße es mir über die Hände, das Gesicht, in den Mund. Ich reibe Zähne und Zahnfleisch. Ich spucke, schneuze mich und trockne mich ab, wie es sich für ein guterzogenes Kind gehört.

Ich ziehe mein Nachthemd aus, ich nehme einen Leibrock und ziehe einen Gürtel um. Ich parfümiere mir den Kopf und kämme mich. Ich schlinge ein Halstuch um den Hals. Ich binde meine weiße Pelerine darüber fest. Ich verlasse das Zimmer mit meinem Pädagogen und meiner Amme, um Papa und Mama zu begrüßen. Ich begrüße sie beide und umarme sie.

Ich suche mein Schreibzeug und mein Heft und gebe sie dem Sklaven. Nun ist alles fertig, und ich mache mich, von meinem Pädagogen gefolgt, auf den Weg, durch die Säulenhalle, die zur Schule führt.

Meine Kameraden kommen mir entgegen. Ich begrüße sie, und sie erwidern meinen Gruß. Ich komme zur Treppe und steige sehr ruhig, wie es sich gebührt, die Stufen hinauf. In der Vorhalle lege ich meinen Mantel ab. Ich streiche mit dem Kamm über die Haare, trete ein und sage: „Ich grüße Euch, mein Lehrer.“ Er umarmt mich und grüßt mich wieder. Der Sklave reicht mir ein Täfelchen, Schreibzeug und Lineal.

„Grüß euch, Kameraden. Macht Platz (meine Bank, mein Schemel)! Rück ein wenig! – Komm her! – Das ist mein Platz! – Ich hatte ihn vor dir!“ Ich setze mich und mache mich an die Arbeit.
Ich bin mit dem Lernen meiner Lektion fertig. Ich bitte den Lehrer, mich nach Hause gehen zu lassen, um zu essen. Er läßt mich gehen. Ich sage ihm „Lebewohl“, und er gibt meinen Gruß zurück. Ich kehre nach Hause zurück. Ich ziehe mich um. Ich nehme Weißbrot, Oliven, Käse, trockene Feigen und Nüsse. Ich trinke frisches Wasser. Nachdem ich gegessen habe, gehe ich wieder in die Schule. Ich treffe den Lehrer beim Lesen an. Er sagt: „An die Arbeit!“

Ich muß zum Baden gehen! Ja, die Zeit ist da. Ich gehe hin, nehme Handtücher und folge meinem Diener. Ich laufe denen entgegen, die ins Bad gehen, und sage allen und jedem: „Wie geht’s? Gutes Bad! Gutes Abendessen!"

(Lust an der Geschichte: Leben im alten Rom. Ein Lesebuch. Hrsg. v. Rolf Rilinger. München 1989, S. 286 f.)

Sehr pädagogisch! Gleichsam die οὐσία der Schulbuch-Pädagogik.
 
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