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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Probleme von Bibliotheken sind alt #2 (375 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 05.08.2022 um 12:56 Uhr (Zitieren)
Sodann bestand die Gefahr, daß die Tafeln von den Benutzern unsachgemäß behandelt wurden. Auf einigen Täfelchen findet sich eine schlichte Ermahnung: „Wer Anu und Antu fürchtet, wird sie [die Tafel] sorgfältig behandeln und achten“ oder „[Die Tafel] soll auf Befehl Anus und Antus in gutem Zustand bleiben.“
Unsachgemäßer Umgang konnte so weit gehen, daß der Text unlesbar gemacht wurde – das damalige Äquivalent zum modernen Frevel des Herausreißens von Seiten. Und so gibt es Ermahnungen wie „Im Namen Nabus und Marduks, löscht nicht den Text aus!“ oder „Wer den Text auslöscht, auf den möge Marduk mit Zorn herabblicken!“

Ein Täfelchen aus Assur mit einer Liste von Maximen hat ein Kolophon, das eine Vielzahl von Mißbrauchsmöglichkeiten benennt und den Zorn aller Götter im Himmel auf den Missetäter herabbeschwört:

„Wer diese Tafel bricht oder sie ins Wasser legt oder auf ihr herumschabt, bis man sie nicht mehr entziffern und verstehen kann, den mögen Assur, Sin, Shamash, Adad und Ishtar von Bit Kidmurri, die Götter des Himmels und der Erde und die Götter Assyriens mit einem Fluch bestrafen, der nicht mehr getilgt werden kann, schrecklich und gnadenlos, solange er lebt, und sein Name, seine Nachkommen sollen vom Land hinweggefegt und sein Fleisch den Hunden zum Fraß vorgeworfen werden!“

Und dann gab es den Diebstahl, ein Problem, das selbst Assurbanipals Bibliothek zu schaffen machte. Eine Reihe von Tafeln aus Uruk trugen die Warnung: „Wer Anu und Antu fürchtet, wird sie nicht durch Diebstahl entwenden.“ Oder „Wer Nabu fürchtet, wird sie nicht durch Betrug entwenden.“ Andere bieten folgende Wendungen: „Wer es wegnimmt, den mögen Adad und Shala hinwegraffen!“ In Assur gefundene Tafeln rufen eine Vielzahl von Strafen auf denjenigen herab, „der diese Tafel entwendet“: „Möge ihn Shamash hinwegraffen“, „Möge Shamash ihm das Augenlicht rauben“, „Mögen Shamash und Nisaba ... ihn taub werden lassen“, „Möge Nabu seine Vernichtung verfügen“. Eine geht mehr ins Detail: „Wer sie stiehlt oder gewaltsam entwendet oder sie von einem Sklaven rauben läßt, dessen Leben möge Nabu wie Wasser verteilen.“

Selbst Tempel werden ausgeraubt, jedenfalls geht das aus dem Kolophon eines lexikographischen Täfelchens hervor, des-sen Eigentümer es im Eanna-Tempel von Uruk als Votivgabe für Ishtar hinterlegt hatte, um sich Gesundheit und ein langes Leben zu sichern: „Der Gelehrte, der das Dokument nicht stiehlt und es wieder in sein Behältnis zurücklegt, den möge Ishtar mit Freude betrachten. Wer es aus dem Eanna[-Tempel] entwendet, den möge Ishtar mit Zorn brandmarken.“

(Lionel Casson: Bibliotheken in der Antike. Düsseldorf/Zürich 2002, S. 26-29)
 
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