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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Ansatz der Naturheilkunde (355 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 19.01.2023 um 16:20 Uhr (Zitieren)
Theodorus Priscianus (4. Jhdt. u.Z.), Euporista I 2:
Wenn sich mit der Medizin weniger gebildete und bäuerliche Menschen [minus erudici ac rustici homines], die nur mit der Natur, aber nicht mit der Philosophie vertraut sind [natura tantum conscia, non philosophia], beschäftigt hätten, würden wir weniger schwer von lästigen Krankheiten gequält und hätten einfachere Heilmittel gegen sie gefunden. Dieser Weg aber wurde von jenen außer Acht gelassen, denen der Ruhm des Schreibens und Diskutierens mehr galt. Ich freilich möchte, da doch alles entweder richtig oder verkehrt, entweder gesund oder schädlich ist, wissen, wie es möglich ist, dass die verschiedenen professores (Vertreter dieser Profes-sion) mit ihren einander widerstreitenden Ansichten versuchen, jeder auf seiner jeweils eigenen Meinung zu bestehen.

Da liegt der von der Gewalt der Krankheit Erfasste – und sogleich strömt die Schar unseres Kollegiums zusammen. Nicht das Mitgefühl mit dem Dahinsiechenden [non pereuntis miseratio] beherrscht uns jedoch, nicht unsere gemeinsame Lage gegenüber der Natur [nec communis naturae condicio] kommt uns in den Sinn. Nein, wie bei einem Olympischen Wettkampf strebt einer durch seine Beredsamkeit, ein Zweiter durch Diskussion, ein Dritter durch Zustimmung und ein Vierter durch Widerspruch jeweils nach eitlem Ruhm. Während jene noch miteinander streiten und der Kranke erschöpft daliegt – o Schande! -, scheint da nicht die Natur selbst zu ihnen wie folgt zu sprechen?

„O weh, undankbares Menschengeschlecht [o frustra ingratum mortalium genus]! Getötet wird der Kranke, nicht von selbst stirbt er – und mir wird dann Unzulänglichkeit vorgeworfen! Krankheiten sind etwas Trauriges, doch habe ich ja Heilmittel geschaffen. Zwar sind Gifte in den Früchten verborgen, aber noch zahlreicher sind die Dienste des Heilens, die sie erzeugen. Fern seien auch die – ich weiß nicht warum – verwirrende Diskussion und jene eitle Liebe zur Geschwätzigkeit. Nicht diese Heilmittel für das Wohl der Sterblichen habe ich euch gegeben, sondern die gewaltigen Kräfte, die in den Samen, Früchten, Kräutern und in allen Dingen liegen, die ich für die Menschen erzeugt habe.“

(Theodorus Priscianus: Naturheilkunde. Hrsg. v. Kai Brodersen. Berlin/Boston 2020, S. 30-33)
 
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