Zitat von Γραικύλος am 13.3.23, 17:06

in byzantinischen Quellen Βελιγράδον

Auf welche Texte beziehst du dich bei dieser Schreibung? Die mit dem Verlust des Akzents eingetretene Vokalschwächung in der zweiten Silbe (-ι-) scheint eher im nachbyzantinischen Griechisch vorzukommen bzw. in der Schreibung sichtbar zu werden. Die Autoren vom 10. bis zum 15. Jh., die ich auf die Schnelle eingesehen habe, bewahren noch relativ getreu die Phonetik des slawischen Städtenamens. Auffallend ist die zwischen π- und β- schwankende Schreibung des Anlautvokals bei Autoren des 15. Jhs. als Folge der Frikativisierung der Mediae im Mittelgriechischen:

Konstantinos Porphyrogennetos: τὸ Βελόγραδον
Ioannes Kinnamos: τὰ Βελέγραδα (Βελέγαρδα)
Niketas Choniates: τὰ Βελέγραδα
Dukas: τὸ Βελόγραδον/τὸ Πελογράδω
Laonikos Chalkokondyles: Βελογράδη/Πελογράδη

https://de.wikipedia.org/wiki/Griechisch_Wei%C3%9Fenburg

Das mag nun zuverlässig sein oder nicht.

Über die Zuverlässigkeit einer unbelegten Angabe aus Wikipedia brauchen wir wohl nicht viele Worte zu verlieren. Aber ein Problem von Wikipedia wird hier deutlich: Bei dem - im Vergleich zu wissenschaftlichen Fachenzyklopädien - niedrigschwelligen Wissenszugang, den Wikipedia bietet, ist der Umgang mit ihr doch vergleichsweise voraussetzungsreich. Das Wiki-Prinzip, nach dem hohe Qualität der Artikel durch eine hohe Zahl von Modifizienten erreicht wird, führt dazu, dass die Qualität eines Artikels tendenziell die Popularität des von ihm behandelten Themas abbildet. Ein relativ populärer Artikel, wie der über Platons Politeia, ist von offensichtlich höherer Qualität als der über Griechisch Weißenburg. Zwar existieren Bewertungsstufen, die qualitativ gute Artikel auszeichnen, aber diese betreffen nur ca. 7000 der über 2,7 Mio. Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia. Beim großen Rest präsentiert sich Wikipedia unbedarften Nutzer:innen als homogene Wissensinstanz, kann die suggerierte aber schon strukturell nicht leisten.

suggerierte Homogenität ...

Wikipedia hat systembedingte Schwächen, das leuchtet ein. Und in manchen Fällen wird es da um mehr als ein ι gehen.
Je populärer ein Thema ist, desto größer ist die Zuverlässigkeit. Das ist ungünstig für das Altgriechische, für Platon aber günstiger als für Griechisch Weißenburg.