bei wikipedia heißt es bzgl. der hl. drei Könige: „ein bartloser Jüngling, der dritte Balthasar, mit dunklem Vollbart (Tertius, fuscus, integre barbatus, Balthasar nomine).[12] Dabei bezieht sich das lateinische Wort fuscus („dunkel, schwärzlich“) eindeutig auf den Bart und nicht auf die Hautfarbe, wie noch heute oft behauptet wird.“
Aber wieso ist fuscus eindeutig auf den Bart zu beziehen? Rein grammatikalisch ist es doch nicht eindeutig, oder?
Nix von viator nehmen, grundsätzlich.
Fuscus ist nom. bezieht sich nicht auf den Bart. Der dritte ist ja tatsächlich schwärzlich, wenn ich an unsere Grippe denke.
Re: hl drei Könige
Klaus am 8.1.18 um 19:30 Uhr, überarbeitet am 8.1.18 um 19:31 Uhr (Zitieren)
Die Folgen deiner Grippe haben wir ja gestern erlebt. Für nächstes Jahr empfehle ich eine Impfung.
Klappe Klaus! Es ist nicht ganz klar.
Ich lass mich von dir nicht mit Nadeln verletzen!
Übrigens: Welcher der drei Könige nun der schwarze sein soll, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Meist gilt Caspar als „Vertreter Afrikas“, manchmal aber auch Melchior oder Balthasar.
Ich achte auch auf Linksschreibfehler, seit der König mich beobachtet.
Dass du bei deinen Schmähungen auf Stilfiguren ( Klappe Klaus) achtest, ist anerkennenswert.
Okay...., was lässt sich also abgesehen von den persönlichen Diskussionen festhalten?
Keine Eindeutigkeit für den Bezug auf den Bart, sondern eher andersherum, dass es sich also nicht auf den Bart beziehen kann?
Fuscus kann sowohl zur Bezeichnung der Haut- als auch der Haarfarbe verwendet werden. In den Fußnote des Wikipediaartikels findet sich der Abschnitt, aus dem du zitierst, vollständig:
Man sieht, dass die Beschreibung jedes der drei magi ähnlich aufgebaut ist und Angaben zu Namen, Alter, Haarfarbe, Barttracht, Kleidung und Schuhen enthält:
Name
Melchior
Caspar
Balthasar
Alter
senex
iuvenis
-
Haarfarbe
canus
rubicundus
fuscus
Bart
barba prolixa et capillis
imberbis
integre barbatus
Dass mit fuscus hier die Haar- (und Bart-)farbe bezeichnet wird, liegt nahe, denn zumindest bei Melchior bezieht sich die Farbangabe eindeutig auf die Haare.
Das kingt fundiert und logisch! Vielen herzlichen Dank. Der Kontext legt die Deutung nahe, nicht die Grammatik. Und es scheint wohl auch eher um die Haarfarbe zu gehen.
Re: hl drei Könige
filix am 9.1.18 um 15:29 Uhr, überarbeitet am 9.1.18 um 15:36 Uhr (Zitieren)
Ob sich die Farbbezeichnungen hier wirklich (ausschließlich) auf das Haar beziehen, müsste man näher untersuchen. Vgl. folgende gegenteilige Behauptung „In seinem schönen Buch »Die Heiligen drei Könige in Literatur und Kunst« hat sich Hugo Kehrer geirrt, als er »rubicundus« mit »rothaarig« übersetzte. Denn »rubicundus« bezeichnet nie die Farbe des Haares, sondern immer die der derben kräftigen Gesundheit 23 (z. B. »adulescentem rubicundum«).“ (Antaios, Bd. 7)
Im antiken Sprachgebrauch wäre ein Rotschopf eher „rufus“ oder „rutilus“, während „rubicundus“, soweit ich sehe, so gebraucht wird, wie es der zitierte Einwand darstellt.
Ob in der ausgehenden Antike eine Verschiebung bzw. Erweiterung auf die Bezeichnung nicht nur der Haut- sondern auch der Haarfarbe stattgefunden hat, könnte man z.B. an einer Stelle wie Hoheslied 5,10, die in der Vulgata (meist) „dilectus meus candidus et rubicundus (LXX: λευκὸς καὶ πυρρός) electus ex milibus“ lautet, prüfen. Zu klären wäre auch, wann die Diffamierung der Rothaarigen ihren Anfang nimmt - so wird ja z.B. Judas seit dem Mittelalter gerne als rothaariger Verräter dargestellt.
Also zumindest die postulierte Eindeutigkeit ist wohl nicht zu halten.
Aber wenn er die Hautfarbe meinte, hätte er wohl niger genommen oder? Wenn man die Stelle vom Hohelied betrachtet, scheint es ja keine Verschiebung zu geben, denn im weiteren Verlauf wird ja von schwarzen Locken gesprochen.
Eindeutig ist der Bezug bei Melchior (so hatte ich es oben auch geschrieben): canus kann hier nur als Haarfarbe verstanden werden. Für die beiden übrigen bietet sich, hiervon ausgehend, an, die Farbbezeichnungen ebenfalls auf die Haarfarbe zu beziehen.
Fuscus kann, wie ebenfalls bereits gesagt, auch in Bezug auf die Hautfarbe verwendet werden.
Re: hl drei Könige
filix am 9.1.18 um 22:48 Uhr, überarbeitet am 10.1.18 um 12:13 Uhr (Zitieren)
Auf Blümner, der eigentlich zu dem Ergebnis gelangt, dass es beim Menschen vorwiegend von der Hautfarbe gebraucht wird, und, wenn es dazu dient, den Bart zu charakterisieren, nicht unbedingt den Vollbart meint, beruft sich wiederum der oben erwähnte Hugo Kehrer in seiner Studie über die Die Heiligen drei Könige in Literatur und Kunst, übersetzt aber besagten Abschnitt so, wie es zu der Auffassung in der Wikipedia passt: „Der dritte mit dunkelen Haaren, vollbärtig, Balthasar mit Namen, ...“. https://archive.org/stream/dieheiligendrei00kehrgoog#page/n88/mode/2up
Eine Untersuchung der weiteren Sprachentwicklung bis ins 6./7. Jhdt. steht dabei aus. Kehrer legt überdies nahe, dass der lat. Text die Übertragung einer gr. Vorlage ist - dadurch könnten sich zusätzliche Einsichten ergeben.
Abgesehen von der Schwächung der Analogie in der Prädikationsreihe durch die Uneindeutigkeit in der Zuordnung zwischen Haut und Haar (gemäß den Beobachtungen zur sonstigen Verwendung der Farbbezeichnungen in der Literatur) wäre die Beschreibungsstruktur der drei magi noch auf die Frage hin zu überprüfen, ob nicht die Abweichung vom Weißsein per se einen Wechsel der Beschreibungskategorien erklären könnte. Explizit würde dabei nur der als eben „fuscus“ markiert, dessen Hautfarbe nicht der Norm entspräche, während die anderen sofort über andere Eigenschaften unterschieden würden. Am zeitgenössischen Beispiel: „Direkt neben ihr hält ein weißer Toyota am Straßenrand, aus dem eine junge Blondine [Geschlecht, Alter, Haarfarbe] und ein Schwarzer [Geschlecht, Hautfarbe] mit Videokamera aussteigen.“ (2015)
Es fällt jedenfalls auf, dass in der abendländischen Kunst bis ins 12. Jhdt. „fuscus“ ganz offensichtlich nicht als Bezeichnung der Hautfarbe interpretiert wurde.
Ob diese postkolonialistische Erklärung mit psychoanalytischem Einschlag befriedigt, sei einmal dahingestellt. Man kann jedoch annehmen, dass der diskutierte Text bzw. die darin transportierten (noch älteren) Vorstellungen zum Erscheinungsbild der drei Herren bekannt waren. So zeigt schon ein Mosaik aus dem 6. Jhdt., das sich in Sant’Apollinare Nuovo in Ravenna befindet, zahlreiche Elemente der Beschreibung, wenngleich ein wenig anders kombiniert: https://tinyurl.com/y8hjrlkn
Wirklich eine sehr lesenswerter und interessanter Diskussionsverlauf! Vielen Dank an euch alle, besonders Kuli und Filix. Woher weißt du das alles bzw. hast auch noch immer eine Belegstelle parat?