Es ist nicht der Zweck von Stilübungen, einen Originaltext 1:1 nachzuahmen, sondern klassischen Sprachgebrauch zu lernen.
Bei einer flektierenden Sprache ist die Wortstellung generell recht frei, was besonders in der Dichtung stark ausgereizt wird.
Hier Paragraph 421 aus dem Neuen Menge, siehe auch die folgenden dazu:
"(1) Die gewöhnliche Wortstellung (die sog. grammatische, usuelle oder traditionelle Wortstellung) in einem lateinischen Satz ist die folgende: Das Subjekt eröffnet den Satz, das Prädikat beendet ihn,2o1 die Objekts- und Adverbialbestimmungen werden zwischen diese beiden Satzteile eingeschlossen, und zwar so, dass sie um so näher am Subjekt bzw. Prädikat stehen, je enger sie zu einem von beidem gehören (sog. SOP-Stellung), z. B.: Canis magnus agricolae, bestia saevissima, heri in foro filio regis vulnus intulisse dicitur. (Der große Hund des Bauern, eine tollwütige Bestie, soll gestern auf dem Markt dem Sohn des Königs eine Wunde beigebracht haben.) Regiert ein Verb zwei Objekte, ist die Stellung gewöhnlieb SDOP (Subjekt, Dativobjekt, Akkusativobjekt, Prädikat), seltener SODP.~ Tu, tu, inquam, M. Antoni, princeps Caesari omnia perturbare cupienti causam belli contra patrillm inferendi dedisti (SDOP) (PhiJ. 2,53). At enim Caesari adulescentulo imperium extraordinarium mea sententia dedi (DOP) (Phil. 11,20).
W7 Bei Caesar steht das Prädikat in einigen Passagen in 80-100% aller Fälle am Ende des Haupt· oder Gliedsatzes (vgl. etwa HSz 403). 2011 Vgi. Elerick, Ch., Latin as an SDOV language: The evidence from Cicero, in: Papers on grarnmar 3, hrsg. Calboli, G., Bologna 1990.1-17: vgl. außerdem: Panhuis. 0 . G., Word order. Genre, Adstratum. The place of the verbin Caesar’s topographical excursus. Glotta 59 (1981 ). 295-308: Panch6n Cabaieros, F., Orden de palabras en Latin (Cesar, BG I - Ciceron Pro Milone), Studia Zamoreosia {Uoiv. Salamanca) 7 ( 1986), 213-229: Charpin. F., Etude de syntaxe enonciative. L’ordre des mots ct Ia phrase, in: Subordination and other topics in Latin, Bologna 1985, hrsg. Calboli. G., Amsterdam u.a. 1989, 503-520; Jong. J. R. de, The position of thc Latin subjcct, in:
a.a.O., 521-540: Cabrillana, C.. Multifunctional analysis of word order, in: Aspects of Latin. brsg. Rosen. H., lnnsbruck 1996,377-388: Charpin, F.. Ordre des mots et identification de l’objet, Stemma I ( 1991), 23-34; Hoff. F., L’ordre des mots cbez cesar: Les sequences interdites, in: Akten des VUJ. internationalen Kolloquiums zur lateinischen Linguistik. hrsg. Bammesberger, A./Heberlein. F., Heidelberg 1996, 372-382.
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C. Der einfache Satz(§§ 400-453)
(2) Diese gewöhnliche Wortstellung ist nur sehen streng eingehalten. Häufig richtet sich die Stellung einzelner Satzteile nach der Betonung, der Menge an neuer Information, der Deutlichkeit, dem Wohlklang, der Abwechslung oder nach anderen stilistischen Gesichtspunkten. So entsteht die sog. rhetorische (okkasionelle oder invertierte) Wortstellung, die von den Absichten des Sprechers bestimmt ist. Die für den Gedanken wichtigsten Satzteile nehmen häufig die am stärksten betonten Stellen im Satz ein, meistens Satzanfang und Satzende. So steht esse als Verbum Substantivum (da sein, vorhanden sein, existieren) oder bei starker Betonung des Faktischen (‚wirklich sein‘, u. U. verstärkt durch profecto o. ä.) sehr oft am
Satzanfang.209 Praeclara turn oratio M. Antoni (Phil. 1,2). Serpit per omnium vitas amicitia (Lael. 87). Litterarum constat Catonem perstudiosum fuisse in senectute (Cato 3). Erant omnino duo itinera (Es waren zwei Wege vorhanden, es gab zwei Wege.) (Gall. 1,6,1). Erant hae difficultates belli gerendi (Diese Schwierigkeiten waren wirklich vorhanden.) (Gall. 3,10,1).
(3) Wichtig für die Stellung der Satzteile ist die Thema-Rhema-Regel. Als Thema bezeichnet man diejenige Information, die vor der Äußerung eines bestimmten Satzes als bekannt vorausgesetzt wird, als Rhema diejenige Information, die durch den Satz neu
hinzukommt.20 Sehr oft wird (a) der Anfang des Satzes durch Satzteile besetzt, die die Verbindung zum vorhergehenden Satz herstellen wie etwa anaphorische Pronomina, Konjunktionen usw. Andererseits wird (b) das Rhema, also die neue Information, häufig emphatisch an den Satzanfang gerUckt, so dass die alte, schon bekannte Information in die unauffälligere Satzmitte gestellt wird. Zu a) Ga/los ab Aquitanis Garumna flumen, a Belgis Matrona et Sequana dividit. Ho rum omnium fortissimi sunc Belgae (GaU. 1,1,2 f.) Post eius mortem nihilominus Helvetii id, quod constituerant, facere conantur (Galt. 1,5,1). Etenim adhuc ita nostri cum illo rege contenderunt imperatores, ut victoriam non reportarent (Manil. 8). Neque ita multo post edictum Bruti affertur er Cassi (
Phil.l,8). Zu b) Caesari (erste Nennung des Namens ‚Caesar‘ im Bellum Gallicum) cum id rzuntiatum esset, maturat ab urbe proficisei (Gall. 1,7,1). Flumen est Arar, quod per fines Haeduorum et Sequanorum in Rhodanum influit (GaU. l ,12,1). Turpe mihi ipsi videbatur (
Phil.1,9).
209 Nach Elerick, Cb., How Latin word order works, in: Papers On grammar 4, hrsg. Calboli, G .. Bologna 1994,99-117, hier 108, kommt SOP und OSP zu 84% bei Caesar vor, während SPO mit 4%, POS mit 5%, OPS mit 6% und PSO mit 1% vertreten sind. Eine Ausnahme bilden die topographischen Exkurse. in denen Caesar das Verb nicht an das Satzende stellt, z.B. Gall. 1,1,5-7 (Pinkster 255). Bei Cicero liegt der Anteil der Endstellung des Verbums bei ca. 50% (Pinkster 255). 21o Vgl.: Toth, A., Thema, Topik und Koda im Lateinischen. Zu einigen syntaktischen, semanti· sehen und pragmatischen Problemen der lateinischen Grammatik:. in: Papers on grammar 4, hrsg. Calboli, G .. Bologna 1994,177-210. "