Latein Wörterbuch - Forum
lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo. — 812 Aufrufe
max am 12.3.19 um 18:53 Uhr (Zitieren)
Bei Ovid heißsts:

lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo.

Es geht um einen Raben, früher weiß, heute schwarz. Der Satz scheint sehr einfach, nur bekomme ich den abl. abs. nicht gescheiht hin. alle gängigen Übersetzungen implizieren VOrzeitigkeit: Durch Schuld der geschwätzigen Zunge, weil es die geschwätzige Zunge bewirkte.

Aber: faciens ist doch gleichzeitig. Jemand da, um den gordischen Knoten zu entwirren?
Re: lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo.
esox am 12.3.19 um 19:17 Uhr (Zitieren)
Ich sehe „lingua faciente“ als abl. abs. und orde es bei:
Es machte die geschwätzige Zunge: Die Farbe, die weiß war, ist jetzt der weißen entgegengesetzt.
Re: lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo.
max am 12.3.19 um 20:01 Uhr (Zitieren)
Aber faciens ist gleichzeitig und in allen Kommentaren ist immer davon zu lesen, dass es ist:

lingua fac. loqu. = loquacitas enim effecit, ut cet., sive loquacitas causa
fuit, cur albus in nigrum colorem mutaretur.

Und so ist es auch stets übersetzt.

Kann mir jemand helfen?
Re: lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo.
senex am 13.3.19 um 8:38 Uhr (Zitieren)
lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo

Durch die Geschwätzigkeit seiner Zunge war der sprechende (Vogel), der einst weiß war, nun das Gegenteil von Weiß. = Gleichzeitigkeit

Re: lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo.
max am 13.3.19 um 10:01 Uhr (Zitieren)
Ich kann nur noch einmal auf den Kommentar verweisen und nein!

Und woher du „der sprechende (Vogel)“ hast" ist auch nicht klar.

Ist jemand hier, der das Problem versteht und mir helfen kann?

lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo.

Die Farbe, die weiß war, ist nun „schwarz“ - und das HAT die geschwätzige Zunge BEWIRKT, das sie NUN schwarz IST. Nur so macht es Sinn - es steht aber faciente da.

Kann mir jemand kompetentes helfen? Filix oder so?
Re: lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo.
Klaus am 13.3.19 um 12:05 Uhr (Zitieren)
Zitat von max am 13.3.19, 10:01Kann mir jemand kompetentes helfen? Filix oder so?

filix hat dir ja bereits hilfreich sein können. Eine etwas höflichere Anrede wäre sicher angemessen.
Re: lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo.
max am 13.3.19 um 16:51 Uhr (Zitieren)
Versteht jemand wie man das richtig übersetzt?
Re: lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo.
commentator am 13.3.19 um 19:08 Uhr (Zitieren)
Du siehst das m.E. viel zu eng. Gerade Dichter haben gewisse Freiheiten und nehmen es mit der Grammatik nicht immer so genau.
Vieles ist zudem oft metrisch bedingt.
Man muss hier freier übersetzen, weil eine wörtl. ÜS kaum möglich ist bzw. schlecht klingt.

Anderes Beispiel:
Inf. Perfekt muss manchmal mir Präsens übersetzt werden.

Entscheidend ist, dass der Inhalt korrekt und gut wiedergegeben wird in der Zielsprache („angemessenes Deutsch“ nennt man das im Staatsexamen).
Die beste ÜS ist immer die, bei der der Leser nicht merkt, dass es „nur“ eine Übersetzung ist. Man spricht dann von einer gelungenen Übertragung (= druckreife ÜS).

Du musst in solchen Fällen nicht krampfhaft versuchen, möglichst grammatiknah zu übersetzen. Vermutlich gäbe es dafür sogar Fehlerpunkte, wenn es allzu komisch klingt in der Zielsprache.
Re: lingua faciente loquaci qui color albus erat nunc est contrarius albo.
filix am 14.3.19 um 13:30 Uhr, überarbeitet am 31.3.19 um 12:56 Uhr (Zitieren)
Mit dichterischer Freiheit und metrischen Erwägungen hat das genuin nichts zu tun. Es geht vielmehr um die Frage, welche syntaktische Beziehung die an einen Abl. abs. erinnernde Partizipialkonstruktion (welche jedoch z.B. Leumann, Hofmann, Szantyr als Umschreibung des Abl. causae durch faciente bezeichnen) hier zu dem Satzgefüge „qui color albus erat nunc est contrarius albo“ unterhält und wie die finite Übersetzung des Partizips, das ja bekanntlich nur ein Zeitverhältnis bezeichnet, unter Berücksichtigung der kausativen Aktionsart von „facere“ die Gleichzeitigkeit des Bewirkungsvorgangs mit der Tempusinformation der relevanten finiten Verben abstimmt.
M.E. lässt sich der stark resultative Charakter von „nunc est“, worin nicht bloß das einmalige, sondern eben seither unveränderte Ergebnis der Verwandlung der weißen in schwarze Raben sich ausdrückt, mit dem singulären Akt in der Vergangenheit, von dem der Dichter erzählt, nicht auf derselben Zeitstufe vereinbaren, weshalb die Übersetzer mit Recht auf die Vergangenheit ausweichen.
Außerdem ist die Natur der syntaktischen Beziehung doch von einem Abl. abs., der ja letztlich eine gliedsatzwertige freie Angabe ist, unterschieden, was u.a. an der Paraphrase des oben zitierten Kommentars „loquacitas enim effecit, ut ...“ deutlich wird. Der Partizipialausdruck regiert in gewisser Weise das restliche Satzgefüge.



 
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