Europa wird ja von Zeus entführt, worauf ihr Bruder Cadmus sie sucht. Er findet sie nicht, geht zum Orakel von Apollo, der ihm sagt, er solle einer Kuh, der er begegnen wird folgen, und dort, wo die Kuh sich niederlässt, eine Stadt errichten.
Nun gesagt, getan - Cadmus folgt der Kuh, sie lässt sich nieder, er küsst dort den Boden und dann ist das erste was er macht, dem Zeus zu opfern? Warum das denn? Er müsste doch Apollo danken?
Es geht um folgende Passage:
Iamque deus posita fallacis imagine tauri
se confessus erat Dictaeaque rura tenebat,
cum pater ignarus Cadmo perquirere raptam
imperat et poenam, si non invenerit, addit
exilium, facto pius et sceleratus eodem. 5
orbe pererrato (quis enim deprendere possit
furta Iovis?) profugus patriamque iramque parentis
vitat Agenorides Phoebique oracula supplex
consulit et, quae sit tellus habitanda, requirit.
‘bos tibi’ Phoebus ait ‘solis occurret in arvis, 10
nullum passa iugum curvique immunis aratri;
hac duce carpe vias et, qua requieverit herba,
moenia fac condas Boeotiaque illa vocato.’
vix bene Castalio Cadmus descenderat antro,
incustoditam lente videt ire iuvencam 15
nullum servitii signum cervice gerentem;
subsequitur pressoque legit vestigia passu
auctoremque viae Phoebum taciturnus adorat.
iam vada Cephisi Panopesque evaserat arva;
bos stetit et tollens speciosam cornibus altis 20
ad caelum frontem mugitibus impulit auras
atque ita respiciens comites sua terga sequentes
procubuit teneraque latus submisit in herba.
Cadmus agit grates peregrinaeque oscula terrae
figit et ignotos montes agrosque salutat. 25
sacra Iovi facturus erat;
Übersetzung
Schon hatte abgelegt der Gott die Maske des Stiers, sich
so zu erkennen gegeben und weilte auf Kreta, da heißt den
Kadmus der Vater, welcher davon nichts weiß, die Geraubte
suchen und nennt dazu, falls der sie nicht findet, Exil als
Strafe, liebevoll handelnd, aber gleichzeitig grausam.
Da durchirrt nun die Welt – wer käme Juppiters Schlichen
wohl auf die Spur? – als Verbannter Agenors Sohn; seine Heimat
meidet er und des Vaters Zorn, sucht flehentlich Rat beim
Phöbus-Orakel und fragt, welches Land er bewohnen soll. Phöbus
sagte: »Ein Rind wird auf einsamer Flur dir begegnen, das nie ein
Joch zu spüren bekam und noch frei vom gebogenen Pflug ist.
Lass dich führen von ihm, und wo es dann ausruht im Grase,
sollst eine Stadt du erbauen und die ›die böotische‹ nennen.«
Kadmus war grade herab von Kastalias Grotte gestiegen,
als eine Kuh er erblickte, die unbewacht langsam dahinschritt
und die keinerlei Zeichen von Knechtschaft trug auf dem Nacken.
Ihren Spuren folgt er nun nach mit verhaltenem Schritt und
betet im Stillen zu Phöbus, der diesen Weg ihm gezeigt hat.
Hinter ihm lag schon das Bett des Kephisos und Panopes Flur, da
hielt das Rind und erhob die mit hohen Hörnern geschmückte
Stirn zum Himmel und ließ die Luft durch sein Muhen erzittern,
blickte sich nach den Begleitern um, die hinter ihm gingen,
ließ sich nieder und legte ins zarte Gras seine Flanke.
Kadmus sagt seinen Dank und bedeckt mit Küssen die fremde
Erde und grüßt die ihm nicht bekannten Berge und Felder.
Und dann: Er ist im Begriff/ will dem Jupiter opfern.