Sehr geehrter Herren,
vielen Dank für Ihre prompten Antworten, so schnell hatte ich das gar nicht erwartet.
Obwohl in den Regeln erbeten, hatte ich Ihnen meine eigenen Überlegungen (Übersetzungsversuche; mein Lateinunterricht liegt >60 Jahre zurück) vorenthalten, um Sie nicht auf eine falsche Fährte zu locken. Außerdem wäre meine Anfrage dann – ebenfalls unerwünscht – länglich geworden, s.u.
Zunächst ein paar Hinweise: Es gibt ein Wappen, in dem die Sprüche wiederkehren. Außer montanistischen Symbolen (Schlägel und Eisen, Glück auf!, den Farben Schwarz (Kohle), Gold, Blau (Kobald?)) sind in einem Feld aufgeführt:
ein Kranz (Efeu- oder Eichenlaub) mit zwei gekreuzten Klingen und den Gründungsdaten. Dies symbolisiert allgemein die Satisfaktionsfähigkeit dieses Bundes.
In einem weiteren Feld:
drei gebundene Pfeile (sagittas), die von zwei verschlungenen Händen gehalten werden. Dies symbolisiert nach einer textlichen Aussage aus einer teilweise erhaltenen Konstitution „die Einigkeit der drei Chargierten“ (das sind die Vorsitzenden der Verbindung).
Vielleicht hilft das ja etwas weiter.
Nun zu meinen Interpretationen der lateinischen Vokabeln (wie gesagt, Latein vor 60 Jahren und im Abi mit Mühe ausreichend):
- Montanis fides propria –
Treue den früheren Montanen (es gab einen vorhergehenden Bund „Montania“, der von der Kultusbehörde wegen suspekter Umtriebe verboten wurde), oder: Montanen treu wie (schon?) immer, oder ?
- Merito virtuti corona –
Ich diene dem Wohl des Bundes (Corona wird
i.d.R. im Sinne von Gemeinschaft, Versammlung, Bund, … verwendet), Eine Gemeinschaft verdient den Vorzug (dies würde ich aus dem Anfangssatz der erwähnten Konstitution herleiten: „Die Annehmlichkeiten und wohltuenden Folgen einer Verbindung sind wohl jedem honorigen Studenten zu einleuchtend, als daß ihm dieselben erst ausführlich vor Augen geführt werden müßten. …), oder?
- Frange solutas, sed conjunctas mitte sagittas –
Breche (Verzichte auf) die Freiheit (die Ungebundenheit), aber aus der Verbindung schicke die Pfeile (aber verteidige die Gemeinschaft, Freundschaft, Verbindung), oder?
Auf der Basis der Vokabeln (Grammatik war meine Schwäche) und den eingangs erwähnten Ergänzungen könnte das m.E. eine Übersetzungsmöglichkeit zumindest nach meinem Verständnis sein. Bei den Sprüchen handelt es sich ggf. um „Küchenlatein“, das dann also interpretiert werden könnte. Das Studium der bergbaulichen Grundlagen gehörte aber auch je nach späterem Werdegang zur Voraussetzung für den Höheren Dienst; Lateinkenntnisse waren also schon Voraussetzung.
Diese länger gewordene Ergänzung hilft Ihnen, so hoffe ich, vielleicht zu Ihrem Verständnis. Mein Lateinlehrer hat immer gesagt: wenn Du weißt, worums geht, ist das schon die halbe Miete – beim Abi hatte ich die falsche Hälfte erwischt. Ich hoffe, ich gab Ihnen die richtigen und hilfreichen Hinweise – zu meinem Nutzen.
Mit freundlichen Grüßen
Focke Scheller