Pater Dr Willibrord Driever OSB am 26.12.19 um 1:45 Uhr (Zitieren)
Mein Übersetzungsvorschlag: „Dem Guten ist es eigen, sich zu verströmen“. „Es gehört zum Wesen des Guten, sich zu verströmen.“
Meine Frage: Stammt diese Sentenz von Bonaventura oder Thomas von Aquin?
Von irgendwoher habe ich als eine Thomas-Sentenz gespeichert: „Der Liebe ist es eigen, sich zu verströmen.“
Bonum est diffusivum sive communicativum sui esse (ib. 4 ob. 2; 73. 3 ob. 2; I. II. 28. 4 ob. 2; cg. I. 37; III. 24; vgl. nom. 4. 1 & 3; 1 sent. 2. 1. 4 a; regim. 4. 4; 2 Thess. 1. 2), oder: bonum secundum suam rationem est diffusivum sui esse (th. I. II. 1. 4 ob. 1; verit. 21. 1 ob. 4) = dem Guten ist es zufolge seines Wesens eigen, sich auszubreiten und mitzuteilen (cum autem dicitur, quod bonum est diffusivum secundum sui rationem, non est intelligenda effusio, secundum quod importat operationem causae efficientis, sed secundum quod importat habitudinem causae finalis, verit. 21. 1 ad 4; vgl. th. I. 5. 4 ad 2; 1 sent. 34. 2. 1 ad 4).
PS:
Es wäre interessant, über diesen Satz vor dem Hintergrund der Evolutionstheorie zu
diskutieren.
Das Gute meint vermutlich Gott, der schöpferisch tätig wird.
Dazu meinen Fragen;
Wenn Gott den Urknall und die darauffolgende Evolution ausgelöst hat, warum
geschah das vor 13,8 Milliarden Jahren und nicht „früher“ oder „später“?
Was soll an der Evolution mit ihren unsäglichen Grausamkeiten gut sein?
Warum musste das Leben mehrmals fast komplett ausgelöscht werden, damit
der Mensch - Krönung der Schöpfung - sich aus einem Nagetier entwickeln konnte?
Welche Sinn macht der restliche Kosmos mit seinen Abermilliarden Galaxien, der sich
weiter ausdehnt ohne Sinn und Ziel?
Ist dieser Satz nicht eine Leerformel, deren komprimierte Abstraktheit gemessen an der konkreten, unkomprimierten Quantität des Unguten/Schlechten in der „Schöpfung“ geradezu zynisch erscheinen muss?
Was für ein bonum muss das sein, wenn bei dessen Verströmen soviel potentielles
malum mit freigesetzt wurde?
Sehr interessant. Dennoch bleiben vielen Fragen offen.
Gib dem Zufall genügend Zeit und er bringt in der passenden Umgebung auch ein Gehirn
hervor, das Herrn Nowaks Gedankenwelt ermöglicht.
Warum gibt es etwas und nicht nichts?
Warum ist dieses etwas so und nicht anders?
Warum, warum, ... ? Der Fragen wären Legion!
Wenn das alles (plus die 95 %, die das übrige Universum ausmachen) nur um des Menschen, der Krone der Schöpfung willen geschaffen worden sein sollte, wäre das gewiß eine Verschwendung. So gewiß, wie nur irgendetwas gewiß sein kann. Geradezu erschreckend unökologisch, eine gigantische Ressourcen-Verschwendung.
Aber wer weiß? Vielleicht gibt es auf Trillionen anderen bewohnten Problemen Trillionen andere Jesusse, oder der eine Jesus absolviert seine Aufgabe als Sohn Gottes nacheinander auf Trillionen Planeten. Das weiß man in der Tat nicht. Ist aber, soweit ich sehe, nie von einem christlichen Theologen behauptet worden. Weil die christliche Theologie geo- und anthropozentrisch denkt - wie man halt zu der Zeit dachte, als das Christentum entstanden ist.
Das von Paulus erfundene Christentum (was ja mit der katholischen Kirche und ihrem Kanon so gut wie nichts gemein hat) war ja nie eine konsistente Lehre, trotz aller exegetischen Akrobatik der letzten zwei Jahrtausende. Zudem waren schon die damaligen Geschichtenerzähler nicht auf der Höhe der Zeit, was das wissenschaftliche Niveau angeht.
Unfassbar - wenn man von der strukturbedingten interessengeleiteten malitia absieht - , dass heute noch Menschen etwas für relevant halten, was sich ungebildete, gerade sesshaft gewordene Orientalen vor 2000 Jahren schlecht ausgedacht haben.
Zum Ausgangssatz: Werte und Normen sowie Verhaltensmodelle werden vom sozialen Umfeld gelernt und übernommen. „Das Gute“ sowie auch „das Böse“ gibt es nicht.
Wie erklärst du die Wandlung des Saulus zum Paulus psychoanalytisch?
Was ging in ihm vor, als „Gott in mir seinen Sohn offenbarte“? Psychose?
Warum wurde ein strenger Jude zum „Christen“?
Weil ihm das Gesetz zum Zwangskorsett geworden war und er
kurz vorm Suizid stand?
Ist das Gewissen reines Produkt von Umwelt und Erziehung?
War Jesus nur ein religiöser Spinner, den das raffinierte Geschäftsmodell RELIGION immer
mehr ankotzte?
Vlt. kannst du dazu ein paar weitere Worte sagen bzw. Denkanstöße geben - als
Nicht-Infizierter und kritischer Außenstehender.
Hat Jesus sich nicht dieses Geschäftsmodells bedient, indem er den Menschen zuerst einredete, daß sie (nicht nur Fehler begingen, sondern gegenüber Gott) Sünder seien und ihnen anschließend freundlich anbot, ihnen bei diesem Problem zu helfen?
Ein Problembewußtsein erzeugen und dann eine Lösung anbieten - das ist Marketing. Ob es sich nun um einen Deodorant oder um Religion handelt.
Ich hätte das nicht so verallgemeiern sollen. Daß Menschen unter Naturtkatastrophen, Krankheit, Tod, Krieg usw. leiden, sind natürlicherweise Probleme, und es mag natürlich sein, daß sie bei einer höheren Instanz Schutz suchen; aber daß wir alle Sünder sind gegenüber Gott, das ist ein künstlich erzeugtes Problem und damit ein Trick, um allerlei Heilslehrer und -vermittler ins Geschäft zu bringen.
Was ist Sünde bzw. in Jesu Augen das Wesen von Sünde bzw. ein Sünder?
Non peccare non possumus. Das liegt einfach daran, dass wir ungefragt in eine
„Scheiß-Situation“ hineingeboren/hineingeworfen werden und damit klar kommen müssen
ohne göttliche Hilfe.
Wenn man Erbsünde so versteht, ist was Wahres dran.