Latein Wörterbuch - Forum
siquidem — 1098 Aufrufe
Martin am 5.1.20 um 19:16 Uhr (Zitieren)
Hallo,

ich habe eine Frage zur Subjunktion ‚siquidem‘:

Sehe ich folgendes zur Position der Subjunktion und deren Übersetzung richtig:

‚In ipso siquidem...‘ => In ihm nämlich...

im Gegensatz zu:

‚Siquidem in ipso...‘ => Weil in ihm...

Oder ist die Positionierung zum Pronomen nicht relevant?

Danke schonmal
Re: siquidem
adiutor am 5.1.20 um 19:19 Uhr (Zitieren)
Re: siquidem
arbiter am 5.1.20 um 19:19 Uhr (Zitieren)
In deiner ersten Version findet sich keine Subjunktion.
Re: siquidem
Martin am 5.1.20 um 19:26 Uhr (Zitieren)
Danke für die sehr schnelle Antwort.

Der Satz ist etwas lang und ich bin mir wegen der Haupt- und Nebensätze nicht ganz sicher, deshalb die Frage.

‚In ipso siquidem pugnae nostrae conflictu et victoria magna virtus altissimi suos confortans milites celestis militie misit auxilium et crucis suae salutiferae dominus potentiam ostendens eam ad aspectum et terrorem Sarracinorum a terra usque ad coelum fecit excrescere.‘

Danke!

Re: siquidem
adiutor am 5.1.20 um 19:32 Uhr (Zitieren)
In ipso ... conflictu: Hyperbaton
in ipso wurde aus dem NS herausgezogen und vorangestellt.
Re: siquidem
Martin am 5.1.20 um 19:45 Uhr (Zitieren)
Ok, dann ist ‚siquidem pugnae nostrae‘ (wegen unseres Kampfes) nur dazwischengeschoben.

Mir fehlt im ersten Teil des Satzes einfach ein Verb, da ich ‚suos confortans‘ (PPA) als ‚die Seinen ermutigend‘ auch als eingeschoben gesehen hätte???

Ich hänge jetzt schon länger bei dem Satz und finde einfach nicht die richtige Einteilung in Haupt- und Nebensätzen...
Re: siquidem
filix am 5.1.20 um 20:07 Uhr, überarbeitet am 5.1.20 um 20:08 Uhr (Zitieren)
„siquidem“ heißt hier einfach „nämlich“, Subjekt zu „misit“ ist „virtus altissimi“, i.e. „die Kraft des Allerhöchsten“ (Lk 1,35).


Re: siquidem
adiutor am 5.1.20 um 20:08 Uhr (Zitieren)
‚In ipso siquidem pugnae nostrae conflictu et victoria magna virtus altissimi suos confortans milites celestis militie misit auxilium et crucis suae salutiferae dominus potentiam ostendens eam ad aspectum et terrorem Sarracinorum a terra usque ad coelum fecit excrescere.‘

Denn beim Zusammenstoß in unserem Kampf und beim Sieg schickte die große Macht
des Allerhöchsten, die Soldaten tröstend, die Hilfe der himmlischen Miliz und der
Herr, die Macht seines heilbringenden Kreuzes zeigend, ließ dieses zum Anblick und Schrecken der S. von der Erde bis zum Himmel emporwachsen.

siquidem leitet hier wohl einen HS ein.
Der Text ist MA-Latein.
Re: siquidem
filix am 5.1.20 um 20:28 Uhr, überarbeitet am 5.1.20 um 21:02 Uhr (Zitieren) I
„magna“ gehört eher zu „victoria“, „und <unserem> großen Sieg ...“; „comfort“ geht zwar letztlich auf „confortare“ zurück, letzteres bedeutet aber schlicht „stärken“ ( „... schickte die seine Streiter stärkende Kraft des Allerhöchsten ...“), die „militia caelestis“ nennt man meist „die himmlischen Heerscharen.“
Re: siquidem
Martin am 5.1.20 um 21:59 Uhr (Zitieren)
Der Text stammt aus dem 12. Jahrundert.

Vielleicht so:

Denn selbst bei unserem Kampf in der Schlacht und beim großen Sieg schickte die stärkende Kraft des Allerhöchsten seinen Streitern die Hilfe der himmlischen Heerscharen...

Aus ‚In ipso siquidem‘ wäre dann ‚Denn selbst‘ geworden, was ich nicht so befriedigend finde.
Und eigentlich sollten die ‚himmlischen Heerscharen‘ vor dem Sieg geschickt werden???

Re: siquidem
filix am 5.1.20 um 22:48 Uhr (Zitieren)
Im Mlat. steht „ipse“ oft für „is“, „hic“ & c. „In“ mit Abl. gibt hier einfach an, unter welchen Umständen bzw. in welchen Verhältnissen die Handlung geschieht, das impliziert keineswegs Vorzeitigkeit:

„Bei diesem unseren Zusammentreffen in der Schlacht und großen Sieg schickte nämlich die seine Streiter stärkende Kraft des Allerhöchsten ...“
Re: siquidem
arbiter am 5.1.20 um 22:51 Uhr (Zitieren)
Denn gerade während des Kampfes unserer Schlachtreihe und bei unseresm großen Sieg stärkte die wunderbare Kraft des Höchsten seine Soldaten und schickte die Hilfe der himmlischen Heerscharen und dazu zeigte er die Macht seines heilbringenden Kreuzes und ließ dieses zum schrecklichen Anblick der Sarazenen von der Erde bis zum Himmel aufwachsen.
Re: siquidem
Martin am 6.1.20 um 21:38 Uhr (Zitieren)
Vielen Dank euch beiden. Jetzt ist’s mir klarer.

Allerdings verstehe ich nicht ganz warum man das damals so extrem verschachtelt geschrieben hat. Vor allem weil die anderen Sätze dieses Briefes einen ‚vernünftigen‘ Satzbau aufweisen. Ich kann mir vorstellen, dass eben diese Stelle damals auch nicht jeder auf anhieb korrekt verstehen konnte...

Re: siquidem
m M am 7.1.20 um 8:15 Uhr (Zitieren)
Der Satz ist nicht verschachtelt. Es gibt keine Nebensätze.
Es gibt nur 2 durch „et“ verbundene Hauptsätze, die jeweils ein PC enthalten.
Syntaktisch ist der Satz gut überschaubar, auch wenn er recht lang geraten ist.
Man könnte nach auxilium einen Punkt machen.
Man darf sich durch die Länge nicht irritieren lassen.
Grammatisch schwierig ist der Text m.E. nicht.
Re: siquidem
filix am 7.1.20 um 15:00 Uhr (Zitieren)
Satzgefüge insbesondere administrativer Dokumente des lat. Mittelalters bestehen nicht selten aus einer dreistelligen Anzahl von Wörtern, daran gemessen kann sich das vorgelegte Exemplar nicht unbedingt einer abschreckenden Länge rühmen.
 
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