Hallo.
Ich habe eine Frage zum Genitivus Subiectivus und Obiectivus.
Und zwar bin ich auf den Ausdruck „metus mortis“ gestoßen, welcher nur als Gen. Obiectivus vermerkt ist. (=die Furcht vor dem Tod).
Meine Frage:
Kann Mortis nicht auch ein Genitivus subiectivus sein, wenn man davon ausgeht, dass der Tod Angst verspüren lässt. (die Angst, die vom Tod ausgeht= die Angst des Todes)?
Also in Deinem Fall: mors metuit = der Tod fürchtet sich. Ist das denkbar?
Das kann man sich - außer bei Personen - allenfalls bei Tieren vorstellen. Oder bei einem personifizierten Tod.
Ich verstehe, was gemeint ist, also das der Subiectivus die Empfindung hat, und der Tod, soweit man ihn nicht als Person sieht, keine Empfindung hat. Aber der Tod kann doch, also abstrakte Sache, eine Empfindung „bewirken“, also als Subjekt bzw. Handlungsträger.
Oder ein anderes Beispiel: periculum vitae.
Gefahr für das Leben(=Obiectivus),
Oder die Gefahr, die das Leben so mit sich bringt (=subiectivus). nochmal den Kasten lesen!
Alles klar. Aber wie nennt man dann diese zweideutigkeit des Genitivs. Ich würde es trotzdem als Genitivus subi./obi. Bezeichnen, da periculum ein abstraktes Substantiv ist.
Oder wie nennt man diese semantischen Unterschiede?
filix am 7.3.20 um 14:42 Uhr, überarbeitet am 7.3.20 um 14:54 Uhr (Zitieren)
Das ist eine Formulierung, die noch keine Trennung von syntaktischer und semantischer Rolle vollzogen hat. Es ist nicht zwingend, dass in der Auflösung einer einen Gen. subiect. enthaltenden Nominalphrase in einen Satz, in dem der Gen. die Rolle des Subjekts einnimmt, dieses auch Agens ist („Das Fehlen der Voraussetzungen“, „Das Zerbrechen einer Freundschaft“). Überhaupt ist die Formulierung der Restriktionen komplex und kontextabhängig. Auf ein prinzipiell geltendes Regulativ, nämlich, dass Substantive bei denen ein Gen. subiect. steht, aus Verben bzw. Adjektiven sich herleiten lassen müssen (wodurch sie ihre Bedeutung abstecken), hat Graeculus für das lat. Ausgangsbeispiel hingewiesen. „metus“ lässt sich eben nicht mit „metuere“ im Sinne von „Angst machen“ in Beziehung setzen.
Aber was ist mit „periculum vitae“?
Ist das hier irgendwie mit einer Tätigkeit in Verbindung zu setzen und ist es somit möglich, dass der Ausdruck subi. Und obi. Ist?
Re: Genitivus Obiectivus oder Subiectivus
filix am 7.3.20 um 15:10 Uhr, überarbeitet am 7.3.20 um 15:11 Uhr (Zitieren)
Wie sieht denn deine Herleitung von „periculum“ aus, um von „periculum vitae“ zu „die Gefahr, die das Leben so mit sich bringt“ zu gelangen? Setzt man „periculum“ mit „periri“ = „erfahren“ in Beziehung, so kommt man allenfalls zur Erfahrung von etwas, worin das Leben Patiens/Experiencer ist (keinesfalls aber zu „Das Leben gefährdet.“).
Aber nur weil ich durch einen gleich Wortstamm oder das Gleiche Wort nicht auf ein Verb schließen kann, heißt es doch nicht unbedingt, dass dadurch ein Genitivus Subiectivus nicht möglich ist, oder?
Ich verstehe den Zusammenhang da nicht, denn wenn der Genitiv irgendwie Handlungsträger sein kann, ist er doch (auch) Genitivus Subiectivus.
Re: Genitivus Obiectivus oder Subiectivus
filix am 7.3.20 um 15:40 Uhr, überarbeitet am 7.3.20 um 20:05 Uhr (Zitieren) I
Da der Gen. subiect. in einer Nominalphrase ein Subjekt-Prädikat-Verhältnis ausdrückt (woher ja sein Name), ist die Bedeutungsbeziehung des Substantivs, bei dem er steht, zu Verben (oder Adjektiven) essenziell - aber eben nicht beliebig.
Es geht um die Regulative und Einschränkungen in dieser möglichen Bedeutungsbeziehung, die darüber entscheiden, ob ein Gen. subiect. überhaupt vorliegt.
Im Dt. ist z.B. in sehr eingeschränkten Kontexten „des Todes“ in „Die Angst des Todes“ ein solcher, während man darin heute kaum mehr einen Gen. obiect. lesen wird, da wir durchgehend „die Angst vor dem Tod(e)“ sagen. In „der Rauchmelder des Hauses“ kannst du eine verbale Herleitung des Substantivs annehmen, dennoch wird aus dem Gen. kein valider Gen. subiect., der das Bedeutungsäquivalent von „Das Haus meldet Rauch“ in der Nominalphrase transportiert.
Bei der Deutung von „periculum vitae“ als „die Gefahr, die das Leben so mit sich bringt“ versuchst du “periculum„ mit “mit sich bringen„ in Beziehung zu setzen, das gibt aber die Herleitung von “periri" nicht her. Usf.