Latein Wörterbuch - Forum
Übersetzung: „De ducibus Burgundiae“, über eine Krankheit Maximilians — 1463 Aufrufe
Daniel Huber am 18.4.20 um 20:49 Uhr (Zitieren)
Liebe Lateinfreunde,
hier eine Übersetzungsbitte eines neulateinischen Textes. Es handelt sich um einen Eintrag aus Theoderici Pauli „De ducibus Burgundiae“, c. 51, der eine Krankheit des späteren römisch-deutschen Kaiser Maximilians in Rotterdam im Jahr 1480 zum Thema hat. Der Text lautet:

Eodem anno feria secunda post festum Palmarum, quae fuit XXVIIIa dies mensis martii, Maximilianus inclitus dux aucupalis, ludi plerumque cupidus, nisum pulchrum ad manum sumens, cum paucis militaribus et falconistis in campis vadens causa recreationis, cadens in fossato quodam, totus madidus usque ad pectus suum mansit sic lotus fere per tres horas. Insuper cecidit pluvia magna, et ventus borealis permaxime flans ipsum invasit. Ipse vero parvipendebat praedicta propter juventutem, arbitrans quod nullatenus nocerent sibi. Sed – proch dolor! – feria quarta sequenti coepit permaxime febribus continuis graveri in tantum quod in bona feria quinta et in parasceve domini erat totus sine intellectu per quadraginta octo horas, ac si laborasset in extremis. Sed, deo juvante, industria doctorum in brevi convaluit.

Es muss keine aufwendige genaue Übersetzung sein. Ich möchte diesen Abschnitt nämlich nur mit einem deutschen Quellentext vergleichen, ob es hierzu Abweichungen zum Bericht über Maximilians Krankheit gibt. Dieser Vergleichstext aus der Birken-Bearbeitung des „Ehrenspiegel des Hauses Österreichs“, lib. V, c. 29, lautet:

Im Früling diß Jahrs begiengen die von Gent den ersten Frefel wider den Erzherzog, indem sie, meist auf Antrieb des Herrn von Dudselle und mit Bewilligung der Stände in Flandern, ihm ein gewisses Geld, sich und seinen Hofstaat davon zu unterhalten, bestimmeten, auch ihrer viele, die von ihme mit Aemtern bewürdet, denenselben lang und löblich vorgestanden, absetzten und des Lands verwiesen. Maximilianus, ob diesen Schimpf betrübet und beschämet, entwiche mit der Gemahlinn von Gent nach Mecheln, hinterliesse sie daselbst, verritte von dannen über Breda nach Gertruidenberg, gienge zu Schiff und fuhre nach Roterdam. In dieser Stadt erkrankte er, zweifelsfrey vom Kummer, so häftig, daß die Leibaerzte an seinem Leben verzweifelten. Doch ward endlich die Krankheit von seiner guten Natur überwunden, also daß er gesund und frisch wieder aufgestanden.

Ich danke für eure Mühen!
Re: Übersetzung: „De ducibus Burgundiae“, über eine Krankheit Maximilians
Klaus am 18.4.20 um 21:04 Uhr, überarbeitet am 18.4.20 um 21:11 Uhr (Zitieren) I
Ich finde keinerlei Übereinstimmung des lateinischen mit dem deutschen Text.
Der lateinische Text beschreibt, wie Maximilian bei einer Vogeljagd in einen Graben fällt, dort drei Stunden bis zur Brust im Wasser steckt, danach sehr krank wird und schließlich mit Gottes und der Ärzte Hilfe wieder gesund wird. Höchstens der letzte Satz über das Gesunden zeigt eine Übereinstimmung der Texte.
Re: Übersetzung: „De ducibus Burgundiae“, über eine Krankheit Maximilians
esox am 18.4.20 um 21:21 Uhr (Zitieren) I
Im selben Jahr am Montag nach dem Palmfest am 28. Tage des Monats März ist Maxil´milian als berühmter Fürst (aucupalis: „auf den Vogelfang bezüglich“), der meist versessen war auf das Spiel, ein hübsches „nisus“(?) zur Hand nehmend, mit wenigen Soldaten und Falknern über Feld gezogen, um eine Pause zu machen. Da fiel er in einen Graben , und er blieb so ganz feucht bis zur Brust gebadet etwa drei Stunden lang. Überdies fiel ein großer Regen, und ein heftig wehender Nordwind überfiel ihn. Jener aber schätzte die Warnungen gering wegen seiner Jugend und war der Meinung, das könne ihm auf keinen Fall schaden. Aber -o weh! -am folgenden Mittwoch begann er am heftigen Dauerfieber zu leiden, so sehr, dass er am (Karfreitag) und an der (Auferstehung?) des Herrn ohne Besinnung war über 48 Stunden, als ob er in Todesqualen läge. Doch mit Hilfe Gottes genas er bald durch die Bemühungen der Doktoren.


Eine Grobübersetzung. Habe leider kein mittellateinisches Wörterbuch. Wo ist der Zusammenhang mit dem unteren Text?
Re: Übersetzung: „De ducibus Burgundiae“, über eine Krankheit Maximilians
Klaus am 18.4.20 um 21:31 Uhr (Zitieren) I
Zitat von esox am 18.4.20, 21:21 hübsches „nisus“(?)

er nahm einen schönen Falken zur Hand ( er war auf der Vogeljagd)
https://www.navigium.de/latein-woerterbuch.html?form=nisus&wb=gross&nr=1
Re: Übersetzung: „De ducibus Burgundiae“, über eine Krankheit Maximilians
filix am 18.4.20 um 21:32 Uhr (Zitieren) I
Der „nisus“ ist der für die Beizjagd eingesetzte Vogel, vermutlich ein Sperber.
Re: Übersetzung: „De ducibus Burgundiae“, über eine Krankheit Maximilians
filix am 18.4.20 um 21:51 Uhr, überarbeitet am 18.4.20 um 21:57 Uhr (Zitieren) I
„in bona feria quinta et in parasceve domini“ = „an Gründonnerstag und Karfreitag“.
Re: Übersetzung: „De ducibus Burgundiae“, über eine Krankheit Maximilians
Daniel Huber am 18.4.20 um 22:21 Uhr (Zitieren)
Ich danke euch für die guten Übersetzungen, so ist das für mich völlig ausreichend. Anhand der Daten erkennt man, dass es sich um die gleiche Krankheit Maximilians handelt. Während wohl Theodericus Paulus als Zeitgenosse und aufgrund seiner mir nun bekannten Details einen recht glaubwürdigen Bericht liefert, sieht man die großen Abweichungen und eigene Umarbeitung in dem Text von Birken, der knapp zweihundert Jahre nach dem Ereignis herausgegeben wurde.
 
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„in bona feria quinta et in parasceve domini“ = „an Gründonnerstag und Karfreitag“.
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