Gerade sitze ich an einer Übersetzung von De brevitate vitae, und folgender Satz will sich mir nicht erschließen:
„Aetatis illam animalibus tantum indulsisse ut quina aut dena saecula educerent, homini in tam multa ac magna genito tanto citeriorem terminum stare.“
Zum Einen verstehe ich denn Sinn nicht, welchen Tieren steht eine Lebenszeit von fünf oder zehn Menschenleben zu; Zum anderen verstehe ich nicht, wohin mit dem „Tanto“ kurz vor Schluss, und wie „stare“ in diesem Sinn übersetzt wird.
„Aetatis illam animalibus tantum indulsisse ut quina aut dena saecula educerent, homini in tam multa ac magna genito tanto citeriorem terminum stare.“
... dass sie (die Natur) den Tieren soviel Lebenszeit zugebilligt habe, dass sie
5 oder 10 Leben verlebten (verleben könnten), für den Menschen (aber),
der für so viel Großes/so hohe Ziele geschaffen sei, ein um soviel früheres Ende bestehe
Dieser Satz ist eine oratio obliqua (indirekte Rede), mit dem Seneca ein Wort des Aristoteles zitiert. Das Wort „illam“ bezieht sich auf die Natur im vorigen Satz, mit der Aristoteles unzufrieden war, weil sie dem Menschen im Vergleich zu den Tieren eine nur sehr kurze Lebenszeit gewähre:
Aetatis illam animalibus tantum indulsisse ut quina aut dena saecula educerent, homini in tam multa ac magna genito tanto citeriorem terminum stare.
Der Lebenszeit für die Tiere habe jene (Natur) so viel gebilligt, dass sie fünf oder zehn Jahre verbrächten, dem Menschen zu so vielem und großen geboren ein umso diesseitigeres Ende gesetzt.
Aetatis illam animalibus tantum indulsisse ut quina aut dena saecula educerent, homini in tam multa ac magna genito tanto citeriorem terminum stare.
Der Lebenszeit für die Tiere habe jene (Natur) so viel gebilligt, dass sie fünf oder zehn Jahre verbrächten, dem Menschen zu so vielem und großen geboren ein umso geringeres Ende/Grenze gesetzt.