„miles potius deesset et plebes desereret, dum ipse maioribus, dum posteris, si vita praeriperetur, mortem adprobaret.“
„mögen sich auch die soldaten versagen, mag ihn auch das volk im stich lassen....“ ---> so sontheim.
ich habe jetzt natürlich angefangen, die prädikate auf ihn, also auf piso zu beziehen.... da kam dann in etwa so was raus, wie:
„ihm möge eher (potius mal wieder gar nicht in der sontheim übersetzung) der soldat fehlen(im sg.) und er (also piso) möge das volk verlassen...“
mit anderen worten: für mich ist das ein chaos satz. ich bringe da kein licht ins dunkel.
„möge ihm ein soldat fehlen“.... gut da könnte man unter umständen noch drauf kommen, dass es heissen soll „möge ihm auch die unterstützung der soldaten fehlen“ ....
aber bei „möge er das volk (im plural) verlassen“ ?!?
Erich Heller übersetzt (sehr schön, wie ich finde):
„Lieber sollten sich die Soldaten ihm versagen und das Volk ihn im Stich lassen, wenn nur er selbst seinen Vorfahren, wenn er seinen Nachkommen, falls ihm das Leben vorzeitig entrissen würde, seinen Tod sinnvoll erscheinen lasse.“
Aber „miles“ im Singular (wo man den Plural erwartet) und „plebes“ im Plural (wo man den Singular erwartet), dazu beide Verben im Singular - das ist schon ein sprachliches Schlitzohr, dieser Tacitus!
Darüber staune ich immer noch. „100 pro“ (wie die Jugend heute sagt), daß dieser Satz hier im Forum nicht durchgegangen wäre ... bis jemand darauf hingewiesen hätte, daß St. Tacitus es so schreibt.
Also schreibt Tacitus nicht kreativ, sondern altertümelnd. Eigentlich schade.
Und „miles“ ist dann sicher ein alter Plural? Aber nein, dagegen spricht ja das Verb im Singular.
hätte er sich doch nur ein wenig genauer über die Lage des „saltus Teutoburgensis“ ausgelassen,
dann bräuchten dieses Jahr nicht sämtliche Archäologen und Historiker ganz Norddeutschland mit dem Spaten durchwühlen...
:o)
Du beliebst zu scherzen! Während der Zwischenprüfung darf man in Heidelberg keinerlei Wörterbücher verwenden, wie es beispielsweise in anderen (lebendigen) Sprachen erlaubt ist. Wieso auch? Latein hat man doch eher im Ohr als Englisch.... ^^
Tacitus muß man verzeihen - er hatte kein GPS.
Immerhin hat seine Beschreibung gereicht, um den Ort der Varusschlacht (wahrscheinlich) zu finden: Kalkriese im Wiehengebirge , „unweit des Teutoburger Waldes“.
Der vermutlich einzige bekannte Ort einer antiken Schlacht ... (und gewonnen haben wir ausnahmsweise auch mal)
Vielleicht kann ich etwas beitragen: Die (scheinbar falsche) Verwendung eines Singularsubjekts mit einem Pluralprädikat oder vice versa ist eine rhetorische Figur: die sogenannte „constructio ad sensum“. Man verwendet sie dann, wenn das Subjekt sinngemäß auch ein Plural sein könnte, wie eben z. B. „plebs“. Das sind ja viele „homines“, deshalb also auch Pluralprädikat. Dieses Phänomen gibt es auch im Englischen, allerdings nur in der Kombination SgSu/PlPräd: „The police have“, „the government have...“