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 Sulla war offenbar der Erste, der Goldmünzen prägen ließ. Zur Kaiserzeit wurde Gold Standardwährungsmetall mit einem Kurs von einem aureus (nummus aureus,-i. m., Gen.Pl. nummum aureum) zu  anfangs 100 Sesterzen. Die Münze hieß auch solidus (-i m.) Der Kurs fiel bald – um 150 n.Chr. war ein solidus etwas mehr als 50 Sesterze wert. (Vergleiche französisch //sou//) Sulla war offenbar der Erste, der Goldmünzen prägen ließ. Zur Kaiserzeit wurde Gold Standardwährungsmetall mit einem Kurs von einem aureus (nummus aureus,-i. m., Gen.Pl. nummum aureum) zu  anfangs 100 Sesterzen. Die Münze hieß auch solidus (-i m.) Der Kurs fiel bald – um 150 n.Chr. war ein solidus etwas mehr als 50 Sesterze wert. (Vergleiche französisch //sou//)
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 +====== Weitere Einzelheiten: ======
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 +Wir haben gesehen, dass es vor Einführung der Goldmünzen praktisch zwei Währungen nebeneinander gab, beide sehr festgefügt in sich, aber mit wechselndem Kurs zueinander.\\
 +Die eine war die Währung mit aes (aeris n.) als Münzmetall. aes „Erz“ meint ein Metallgemisch, das meist mit dem Wort  „Bronze“ übersetzt wird. Standardbronze ist ein Gemisch aus aes Cyprium oder cuprum (-i n.), dem Metall von der Insel Zypern (Kupfer) und stannum (-i n.), Zinn. Die genaue Zusammensetzung der Münzen schwankte aber je nach Herkunft der Rohstoffe. Bemerkenswert ist, dass es sogar Münzserien mit einem Gemisch aus Kupfer und Zink als Münzmetall gab – das wäre nach heutiger Auffassung ein Messing und nicht eine Bronze – aber weil erst viel später Zink als eigenständiges Metall erkannt wurde (und nicht als eine Abart des Zinns), hat man in der Antike davon nicht viel Aufhebens gemacht. Immerhin wurden anfangs nicht einmal Zinn und Blei sorgfältig voneinander geschieden – stannum (stagnum) war ursprünglich das Werkblei, das ist ein Blei, dem der natürliche Silbergehalt nicht entzogen und noch Silber hinzugemengt worden war – von (häufig bleihaltigem) Zinn nur wenig verschieden.\\
 +Die Einheit der aes-Währung war wie angegeben das as oder pondo, bei Bedarf geteilt in 12 unciae (siehe dazu bei [[roemische_Gewichte]]). Vorklassisch wurde das aes abgewogen, nicht in Münzen abgezählt (aes rude, „Roherz“ oder aes signatum „gezeichnetes (gestempeltes) Erz“ – der Stempel stand für die Herkunft, nicht für die Wert- oder Gewichtsangabe).\\
 +Schließlich wurde als Vorteil erkannt, dass die Metallstücke ein einheitliches und bekanntes Gewicht haben konnten – aes grave, das „Gewichts-Erz“ oder Münzgeld.\\
 +Das Währungssymbol dieser „Einheit“ As war folgerichtig die Eins, also ein I oder (zum Unterschied zur Zahl Eins) der horizontale Strich -. Wertangaben in As bestanden also aus einer Zahl und einem Strich. Daraus entwickelte sich der Brauch, die Zahl nicht mit dem Strich zu zeichnen, sondern durchzustreichen. Zwei As waren also <del>II</del>; das war die Basis für den Fehler, die 2½ des Sesterz, <del>IIS</del>, später als HS zu lesen. Auch das Zeichen für libra hat diesen Strich: £\\
 +Das Währungssymbol für eine uncia, ein Zwölftel As, war ein Sternchen oder Punkt, *. Sechs unciae waren ein halbes As, eine semis (siehe [[Deklination von Zahlwörtern]] mit dem Zeichen s.\\
 +Die Münzen und ihre Münzzeichen (hier ungestrichen geschrieben) waren danach vom As aufwärts
 +^ Name ^ Zeichen ^ Wert ^
 +| as (assis m.) | I | 1 As |
 +| dupondius (-i m.) | II | 2 As |
 +| tressis (-is m.) | III | 3 As |
 +| quincussis (-is m.) | V | 5 As |
 +| decussis (-is. m.) | X | 10 As |
 +Man beachte das Genus: Weil as masculinum ist, sind seine Vielfachen auch masculinum, obwohl Gleichsilbige auf –is.\\
 +Es gab auch für kurze Zeit Münzen zu 20 (XX), 40 (XXXX) und 60 (↓X) As – diese aber aus Gold geprägt.-\\ 
 +und abwärts (siehe auch die Brüche am Ende von [[Deklination von Zahlwörtern]]); die kleinen Teile wurden wegen des Wertverfall des As nicht lange geprägt. (Da fällt einem die moderne Form der libra, die Lira ein – Centesimi-Stücke waren auch nicht allzu lange im Umlauf (von 1861 bis zum 2. Weltkrieg...) \\
 +^ Name ^ Zeichen ^ Wert ^
 +| dextans (-antis m.) |  s°°°°  | 10 unciae, 5/6 As |
 +| dodrans (-antis m.) |  s°°°  | 9 unciae, ¾ As |
 +| bes (be(s)sis m.) |  s°°  | 8 unciae, 2/3 As |
 +| semis (ind. oder semissis m.) |  s  | 6 unciae, ½ As |
 +| quincunx (-uncis m.) |  °°°°°  | 5 unciae, 5/12 As |
 +| triens (-entis m.) |  °°°°  | 4 unciae, 1/3 As |
 +| quadrans (-antis m.) |  °°°  | 3 unciae, ¼ As |
 +| sextans (-antis m.) |  °°  | 2 unciae, 1/6 As |
 +| uncia (-ae f.) |  °  | 1 uncia, 1/12 As |
 +| semuncia, semiuncia (-ae f.) |  __Γ__ (oder ähnlich)  | ½  uncia, 1/24 As |
 +| quartuncia (-ae f.), auch sicilicus, siciliquus (-i m.) |  )  | ¼ uncia, 1/48 As |
 +Die noch feineren Unterteilungen der Unze, z.B. die sextula (1/6 Unze oder 1/72 As), dimida sextula (1/12 Unze oder 1/144 As) oder scripulum (scriptulum, -i n, das Skrupel; 1/24 Unze oder 1/288 As) wurden nicht geprägt; sie waren aber Rechengröße z.B. auf den Rechenbrettern (abacus, -i m.) und natürlich auch in Verwendung, wenn das As nicht eine Geldmenge, sondern eine Länge, Fläche usw. meinte.
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 +Die andere Währung war die Silberwährung mit dem denarius (-ii m, Gen.Pl. -um oder -orum), 1/72 Pfund Silber, als Grundwert. Die Münze heißt so, weil sie ursprünglich und formal 10 As wert war (also mit dem decussis gleich). Das Münzzeichen war folgerichtig auch das X und ebenso folgerichtig oft durchgestrichen, <del>X</del>, Wie bereits angegeben sank das As, bis am Ende der Republik ein Denar 16 As wert war. Das <del>X</del> musste daher anders interpretiert werden, man las das Zeichen nun als übereinandergelegte XVI.\\
 +Die anderen Silbermünzen waren der quinarius, V, ½ Denar, und der oben ausführlich deklinierte sestertius, IIs, ¼ Denar.\\
 +Die gleich erwähnte siliqua (-ae f., Zeichen )) ) war eigentlich ein Gewicht – ein Karat oder 0,19 Gramm, die Masse eines Samenkorns des Johannisbrotbaums, welches als „natürliches“ Gewicht für die Feinwaagen der Juweliere verwendet wurde. Unter dem Einfluss der modernen Maße hat heute ein („metrisches“) Karat bekanntlich 0,2 Gramm. Als Gewicht war die siliqua 1/144 Unze oder 1/1728 As, als Münze in spätrömischer Zeit 1/24 solidus in Silber.\\
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 +Übrigens haben die römischen Münzzeichen ihren Platz im Unicode: Die Zeichen ab sedezimal 10190, dezimal 65936 sind sextans, uncia, semiuncia, sextula, dimida sextula, siliqua, denarius, quinarius, sestertius, dupondius, as – und ein münzfremdes Zeichen, das Centurio-Symbol (hat überlebt als „sargent’s stripes“) – vorausgesetzt, man hat auf dem Rechner einen font, der diesen Zeichenbereich unterstützt...
  
roemische_muenzen.txt · Zuletzt geändert: 2020/12/08 19:49 (Externe Bearbeitung)