Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.
supinum [2015/08/15 19:11] |
supinum [2020/12/08 19:49] (aktuell) |
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+ | ====== Supinum ====== | ||
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+ | Die beiden Supina sind indefinite (nicht an Personen gebundene) Formen des Verbums. Es handelt sich hier im Falle des Supinums I um einen zur Formel erstarrten Akkusativ (Directionalis) auf die Frage „mit welchem Ziel oder Zweck?“ und im Falle des Supinums II um einen zur Formel erstarrten Dativ oder Ablativ auf die Frage „wenn was geschieht? | ||
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+ | Anmerkung: Wie in [[u-Deklination]] ausgeführt sind Substantive der u-Deklination sehr häufig von einem Verb abgeleitet und beschreiben das Ergebnis einer Handlung. Die Formenbildung der Supina ist daher nicht zufällig.\\ | ||
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+ | Die Supina sind sehr selten anzutreffen. Man findet sie fast nur von bestimmten Verben und in bestimmten formelhaften Zusammenhängen.\\ | ||
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+ | Supina werden von der Stammform gebildet, von der auch das Partizip Perfekt und/oder das Partizip Futur gebildet wird. Als Entschädigung für ihre spärliche Verwendung werden sie dadurch geehrt, dass diese Stammform „Supinstamm“ genannt wird.\\ | ||
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+ | Beispiele: **amare**, PPP **amatus, | ||
+ | **dicere**, PPP **dictus, | ||
+ | **audire**, PPP **auditus, | ||
+ | usw. | ||
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+ | ===== Supinum I ===== | ||
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+ | Die finale Bedeutung (die Angabe von Ziel und Zweck) wird im Deutschen meist mit „um zu …“ wiedergegeben. Das Supinum I wird eingesetzt\\ | ||
+ | 1. nach Verben, die eine Bewegung ausdrücken, | ||
+ | Es kann ein Objekt haben:\\ | ||
+ | **appropinquo te adiuvatum** „ich komme, um dich zu unterstützen“\\ | ||
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+ | Verben der Bewegung in diesem Sinne sind etwa **mittere** „schicken“, | ||
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+ | 2. in einem speziellen Fall: Supinum I + der Infinitiv Passiv **iri** ist die Umschreibung für den Infinitiv Futur Passiv, wörtlich also „gegangen werden um zu …“\\ | ||
+ | **auditum iri** „gehört zu werden werden“.\\ | ||
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+ | Wichtig hierbei ist, dass das Supinum ja unveränderlich ist und sich daher nicht nach dem Genus oder Casus irgendeines Bezugswortes richtet. In einem AcI findet man also etwa **Camillam audit__um__ iri necesse est** „Es ist nötig, dass Camilla gehört werden wird“ im Gegensatz zu **Camillam audit__am__ esse necesse est** „Es ist nötig, dass Camilla gehört wurde“ mit Partizip. | ||
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+ | ===== Supinum II ===== | ||
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+ | Das Supinum II kommt praktisch nur als Ergänzung bestimmter Adjektive vor. Die konditionale Bedeutung (die Angabe der Bedingung „wenn…“) wird im Deutschen meist mit „zu …“ wiedergegeben: | ||
+ | Man hat hier\\ | ||
+ | **horribilis** „schrecklich“, | ||
+ | und ausnahmsweise die Substantive\\ | ||
+ | **fas** „Recht“: | ||
+ | **nefas** „Unrecht“: | ||
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+ | Das Supinum II selbst wird gebildet fast ausschließlich von den Verben\\ | ||
+ | **auditu** „zu hören“, **dictu** „zu sagen“, **factu** „zu tun“, **inventu** „zu finden“, **cognitu**, | ||
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+ | Ob das Supinum II in alter Zeit ein Ablativ oder ein Dativ war (oder beides; möglich ist ja, dass zwei gleichlautende Formen zusammenflossen), | ||
+ | Die meisten Anwendungen des Supinums II sprechen ja für einen Ablativ, aber bei Plautus kommt tatsächlich einmal die Dativendung „-ui“ vor: **...lepida sunt memoratui** „...sind nett zu erwähnen“ (Bacchides 62) | ||