Unter dem Vokativ versteht man eine direkte Anrede an eine Person. Er ist nicht vom Prädikat abhängig und daher kein notwendiges Satzglied.
Im Deutschen existiert dieser Kasus nicht.

Bildung:
Der Vokativ ist im Normalfall formgleich mit dem Nominativ eines Substantivs.
Ausgenommen ist der Vokativ Singular von Wörter mit der Endung -us der ō-Deklination. Endet solch ein Wort auf '-ius', so fällt die Endung komplett weg, andernfalls wird ein -e angefügt. Ferner wird meus im Vokativ zu mi.

Beispiele:
Quid fecit, senatores? - Was tat er, Senatoren?
Quo vadis, Marce? - Wohin gehst du, Marcus?
Quid facis, mi fili? - Was machst du, mein Sohn? — hier fällt die Endung komplett weg

Ausnahmen:
Der Vokativ von deus wird klassisch ersetzt durch dive (Vokativ von divus „göttlich“). Weil so römische - heidnische - Götter bezeichnet wurden, lautet der Vokativ von Deus (Gott im jüdisch-christlichen Sinn) nicht so, sondern meistens wie der Nominativ. Abgesehen von meus sind sonst andere Wörter der ō-Deklination auf '-eus' zu selten für die Bildung einer Regel.
Den auf '-i' endenden Vokativ der Wörter auf '-ius' findet man auch bei '-eius', '-aius' und '-aeus': Pompei, Gai, Gnaei.
Die nach der ā-Deklination gebeugten griechischen und hebräischen Namen auf '-as', '-es', '-am' und '-an' wie Aeneas, Anchises, Ionas, Adam bilden den Vokativ auf '-a': Aenea, Anchisa, Iona, Ada; Hercules wird angerufen Hercle, Jesus Iesu.