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zur_lateinischen_grammatik

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 Die übrigen indogermanischen Fälle waren der Die übrigen indogermanischen Fälle waren der
  
-__Ablativ__ auf die Frage //woher? wovon getrennt?// Im Deutschen steht hierfür meist Dativ. Latein hat diesen Casus noch im Singular; im Plural fällt der Form auch im Lateinischen mit dem Dativ zusammen.+__Ablativ__ auf die Frage //woher? wovon getrennt?// Im Deutschen steht hierfür meist Dativ. Latein hat diesen Casus noch im Singular; im Plural fällt die Form auch im Lateinischen mit dem Dativ zusammen.
  
 __Vokativ__, der Anredefall („O Claudia!“), der im Deutschen durch den Nominativ vertreten wird, aber im Lateinischen noch einige Formen bildet, __Vokativ__, der Anredefall („O Claudia!“), der im Deutschen durch den Nominativ vertreten wird, aber im Lateinischen noch einige Formen bildet,
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 __Superlativ__ Höchstform (best, geeignetest) __Superlativ__ Höchstform (best, geeignetest)
  
-Verwendet man Komparativ und Superlativ nicht in Vergleichen, sondern zum Ausdruck von "ziemlich viel, sehr viel", dann heißt diese Verwendung __Elativ__: "Wine //ältere// Dame spendete //höchstes// Lob."+Verwendet man Komparativ und Superlativ nicht in Vergleichen, sondern zum Ausdruck von "ziemlich viel, sehr viel", dann heißt diese Verwendung __Elativ__: "Eine //ältere// Dame spendete //höchstes// Lob."
  
 ==== Unterteilungen der Wortarten ==== ==== Unterteilungen der Wortarten ====
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 __Adverbiale__ Zahladverb ("einmal", "zweimal", "dreimal"…) __Adverbiale__ Zahladverb ("einmal", "zweimal", "dreimal"…)
  
-===== Verben ===== 
  
 +===== Verben =====
  
 Verben sind sehr viel formenreicher als Nomina. Zunächst einmal kennt man die Verbformen, die zu einer bestimmten Person ("ich, du, er, sie, es...") gehören, das sind die Formen des Verben sind sehr viel formenreicher als Nomina. Zunächst einmal kennt man die Verbformen, die zu einer bestimmten Person ("ich, du, er, sie, es...") gehören, das sind die Formen des
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 === Numerus (Anzahl) === === Numerus (Anzahl) ===
  
-Das ist Singular ("ich laufe") oder Plural ("wir laufen") wie bei den Nomina. Den Dual (wir beide lieben //einander//) als besondere Form überlassen wir dem Altgriechischen.+Das ist Singular ("ich laufe") oder Plural ("wir laufen") wie bei den Nomina. Den Dual ("wir beide lieben //einander//") als besondere Form überlassen wir dem Altgriechischen.
  
 === Tempus (Zeit) === === Tempus (Zeit) ===
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 __Futur__ (Futur I) Zukunft ("ich werde lieben, du wirst gehen") __Futur__ (Futur I) Zukunft ("ich werde lieben, du wirst gehen")
  
-Im Deutschen werden offensichtlich manche Formen (wie das Futur) nicht durch echte Beugung, sondern durch Umschreibung mit Hilfs-Verben ("sein, werden, haben") gebildet. Das ist generell in indogermanischen Sprachen so, wenngleich der Umfang dieses Hilfseinsatzes unterschiedlich ist. Die drei Nebenzeiten sind+Im Deutschen werden offensichtlich manche Formen (wie das Futur) nicht durch echte Beugung, sondern durch Umschreibung mit Hilfs-Verben ("sein, werden, haben") gebildet. Das ist generell in indogermanischen Sprachen so, wenngleich der Umfang dieses Hilfseinsatzes unterschiedlich ist. 
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 +Die drei Nebenzeiten sind
  
 __Perfekt__ vollendete Gegenwart ("ich habe geliebt, du bist gegangen") __Perfekt__ vollendete Gegenwart ("ich habe geliebt, du bist gegangen")
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 __Futurum exactum__ (Futur II) vollendete Zukunft ("ich werde geliebt haben, du wirst gegangen sein") __Futurum exactum__ (Futur II) vollendete Zukunft ("ich werde geliebt haben, du wirst gegangen sein")
  
-Tatsächlich ist der Gebrauch der Tempora in verschiedenen Sprachen unterschiedlich, weil oft mehr ausgedrückt wird als nur die absolute oder relative Zeit"Er ist fortgegangen" meint nicht das Gleiche wie "er ging fort" - im ersten Fall klingt mit, dass er jetzt noch weg ist! Zeitlose Wahrheiten stehen im Deutschen z.B. im Präsens ("Helgoland ist eine Insel") - weswegen "Du bist blöd" als grundsätzliche Behauptung beleidigender ist als "Du warst (bei der gewissen Gelegenheit) blöd" -. Vergangenes wird im Deutschen im Imperfekt erzählt ("Es war einmal…"), im Lateinischen aber im Perfekt usw.+Tatsächlich ist der Gebrauch der Tempora in verschiedenen Sprachen unterschiedlich, weil oft mehr ausgedrückt wird als nur die absolute oder relative Zeit:\\ 
 +"Er ist fortgegangen" meint nicht das Gleiche wie "er ging fort" - im ersten Fall klingt mit, dass er jetzt noch weg ist!\\ 
 +Zeitlose Wahrheiten stehen im Deutschen z.B. im Präsens ("Helgoland ist eine Insel") - weswegen "Du bist blöd" als grundsätzliche Behauptung beleidigender ist als "Du warst (bei der gewissen Gelegenheit) blöd" -.\\ 
 +Vergangenes wird im Deutschen im Imperfekt erzählt ("Es war einmal…"), im Lateinischen aber im Perfekt usw.
  
-Da diese versteckte Bedeutung häufig wichtiger ist als die bloße Zeitangabe, gibt rs daher mitunter auch noch Verbformen, die mit Hilfsverben besondere Bedeutungen neben der Zeit beschreiben, wie im Englischen die Verlaufsform des Präsens //I am doing// neben //I do// oder im Lateinischen Umschreibungen mit der Bedeutung "ich will, beginne gerade zu tun" oder "es muss getan werden" neben "ich tue, es wird getan". Solche Formen heißen __periphrastisch__ (umschreibend).+Da diese versteckte Bedeutung häufig wichtiger ist als die bloße Zeitangabe, gibt es daher mitunter auch noch Verbformen, die mit Hilfsverben besondere Bedeutungen neben der Zeit beschreiben, wie im Englischen die Verlaufsform des Präsens //I am doing// neben //I do// oder im Lateinischen Umschreibungen mit der Bedeutung "ich will, beginne gerade zu tun" oder "es muss getan werden" neben "ich tue, es wird getan". Solche Formen heißen __periphrastisch__ (umschreibend).
  
 === Modus (Aussageweise) === === Modus (Aussageweise) ===
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 __Indikativ__ Wirklichkeitsfom ("du tust, du hast getan") __Indikativ__ Wirklichkeitsfom ("du tust, du hast getan")
  
-__Konjunktiv__ Möglichkeitsform ("du tätest, "du hättest getan")+__Konjunktiv__ Möglichkeitsform ("du tätest", "du hättest getan")
  
 __Imperativ__ Befehlsform ("tu!", "du sollst tun!") __Imperativ__ Befehlsform ("tu!", "du sollst tun!")
  
-Imperative gibt es nur im Präsens und Futur I, Konjunktive nicht im Futur I und II. Der Konjunktiv, der die Möglichkeit, die Nicht-Wirklichkeit oder den Wunsch ausdrückt, verwendet seine Zeiten im Deutschen viel stärker hierfür als für die Beschreibung der exakten Zeit. "Hätte er das getan" ist nichtwirklich (er hat eben nicht), "würde er das tun" ist möglich, "täte er das doch" ist gewünscht.+Imperative gibt es nur im Präsens und Futur I, Konjunktive nicht im Futur I und II. 
 + 
 +Der Konjunktiv, der die Möglichkeit, die Nicht-Wirklichkeit oder den Wunsch ausdrückt, verwendet seine Zeiten im Deutschen viel stärker hierfür als für die Beschreibung der exakten Zeit. "Hätte er das getan" ist nichtwirklich (er hat eben nicht), "würde er das tun" ist möglich, "täte er das doch" ist gewünscht.
  
 === Genus verbi (Aktionsart) === === Genus verbi (Aktionsart) ===
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 __Passiv__ Leideform ("er wird gewaschen") __Passiv__ Leideform ("er wird gewaschen")
  
-In manchen Fällen gibt es auch noch ein __Medium__ „Mittelform“ ("er wäscht sich"), wenn Aktiv und Passiv zusammenfallen. Es gibt auch Fälle, in denen die grammatische Form und die Bedeutung im Genus nicht übereinstimmen. Die deutsche Form "ich heiße Klaus" ist beispielsweise der Form nach Aktiv, aber der Bedeutung nach Passiv (Sie bedeutet ja "ich werde (von anderen) genannt" im Unterschied zum aktiven "ich heiße dich Adam"). Verben mit dieser Besonderheit heißen __Deponens__ (Mehrzahl Deponentia; im engeren Sinne sind dies allerdings nur die mit //aktiver// Bedeutung in //passiver// Form wie "ich werde verrückt" in der aktiven Bedeutung "ich schnappe über" im Gegensatz zur passiven Bedeutung "Der Schrank wird verrückt".)+In manchen Fällen gibt es auch noch ein __Medium__ „Mittelform“ ("er wäscht sich"), wenn Aktiv und Passiv zusammenfallen. Es gibt auch Fälle, in denen die grammatische Form und die Bedeutung im Genus nicht übereinstimmen. Die deutsche Form "ich heiße Klaus" ist beispielsweise der Form nach Aktiv, aber der Bedeutung nach Passiv (Sie bedeutet ja "ich werde (von anderen) genannt" im Unterschied zum aktiven "ich heiße dich Adam").\\ 
 +Verben mit dieser Besonderheit heißen __Deponens__ (Mehrzahl Deponentia; im engeren Sinne sind dies allerdings nur die mit //aktiver// Bedeutung in //passiver// Form wie "ich werde verrückt" in der aktiven Bedeutung "ich schnappe über" im Gegensatz zur passiven Bedeutung "Der Schrank wird verrückt".)
  
 ==== verbum infinitum ==== ==== verbum infinitum ====
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 __Infinitiv__ Nennform ("lieben, geliebt haben, lieben werden, geliebt werden, geliebt worden sein…") in Aktiv und Passiv und in den Zeiten Präsens, Perfekt und Futur. __Infinitiv__ Nennform ("lieben, geliebt haben, lieben werden, geliebt werden, geliebt worden sein…") in Aktiv und Passiv und in den Zeiten Präsens, Perfekt und Futur.
  
-__Partizip__ Mittelwort. Das sind vom Verb abgeleitete Adjektive ("liebend, geliebt") in Präsens Aktiv und Perfekt Passiv und allen Formen wie ein Adjektiv.+__Partizip__ Mittelwort. Das sind vom Verb abgeleitete Adjektive ("liebend, geliebt") in Präsens AktivPerfekt Passiv, im Lateinischen auch Futur Aktiv und allen Formen wie ein Adjektiv.
  
 __Gerundium__ Das ist der als Substantiv verwendete Infinitiv. Im Deutschen erkennt man ihn an der Großschreibung: Von "zu lieben" wird das Gerundium "das Lieben, des Liebens…" gebildet, also alle Formen eines Singular neutrum. __Gerundium__ Das ist der als Substantiv verwendete Infinitiv. Im Deutschen erkennt man ihn an der Großschreibung: Von "zu lieben" wird das Gerundium "das Lieben, des Liebens…" gebildet, also alle Formen eines Singular neutrum.
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 __Prädikat__ Satzaussage (auf die Frage "was wird getan?"). __Prädikat__ Satzaussage (auf die Frage "was wird getan?").
  
-Alle übrigen Satzteile werden dann als Erweiterung eines dieser beiden Satzteile eingeführt werden. Das Prädikat kommt in zwei Spielarten vor, der Art mit einem Vollverb in finiter Form ("Er tut, tat, täte…") und der Art mit Nomen und Hilfsverb ("Er ist krank, war Bauer, wäre gesund"). Im zweiten Fall unterscheidet man+Alle übrigen Satzteile werden dann als Erweiterung eines dieser beiden Satzteile eingeführt werden. 
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 +Das Prädikat kommt in zwei Spielarten vor, der Art mit einem Vollverb in finiter Form ("Er tut, tat, täte…") und der Art mit Nomen und Hilfsverb ("Er ist krank, war Bauer, wäre gesund"). Im zweiten Fall unterscheidet man
  
 __Prädikatsnomen__, eben dieses Nomen im Prädikat, und __Prädikatsnomen__, eben dieses Nomen im Prädikat, und
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 Erstens kann die Verbform von einem Nomen begleitet werden, das bezeichnet, worauf sich die Tätigkeit bezieht: "Ich wasche //das Kind//, sage es //dem Vater//, gedenke //des Verstorbenen//…" Diese Erweiterung heißt __Objekt__. Objekte stehen immer in einem für die Situation typischen Casus, der allerdings niemals ein Nominativ (oder Vokativ) ist. Deswegen werden diese objektbildenden Fälle als __Casus obliquus__ (abhängiger Fall; Mehrzahl "Casūs obliqui") dem __Casus rectus__ ("aufrechter" Fall) Nominativ/Vokativ gegenübergestellt. Welche Objekte im Einzelnen __Genetivobjekt__, __Dativobjekt__, __Akkusativobjekt__ sein sollen, hängt im Regelfall vom Verb ab. Erstens kann die Verbform von einem Nomen begleitet werden, das bezeichnet, worauf sich die Tätigkeit bezieht: "Ich wasche //das Kind//, sage es //dem Vater//, gedenke //des Verstorbenen//…" Diese Erweiterung heißt __Objekt__. Objekte stehen immer in einem für die Situation typischen Casus, der allerdings niemals ein Nominativ (oder Vokativ) ist. Deswegen werden diese objektbildenden Fälle als __Casus obliquus__ (abhängiger Fall; Mehrzahl "Casūs obliqui") dem __Casus rectus__ ("aufrechter" Fall) Nominativ/Vokativ gegenübergestellt. Welche Objekte im Einzelnen __Genetivobjekt__, __Dativobjekt__, __Akkusativobjekt__ sein sollen, hängt im Regelfall vom Verb ab.
  
-Grundsätzlich wird das Akkusativobjekt das unmittelbare Ziel der Handlung bezeichnen und daher __direktes__ (unmittelbares) __Objekt__ genannt. Das Dativobjekt beschreibt, wem die Handlung nützt, schadet, zukommt… und wird daher __indirektes__ (mittelbares) __Objekt__ genannt. (Ebenso das seltene Genetivobjekt, das beschreibt, wessen man begierig, kundig, eingedenk, teilhaftig, mächtig, voll… ist).+Grundsätzlich wird das Akkusativobjekt das unmittelbare Ziel der Handlung bezeichnen und daher __direktes__ (unmittelbares) __Objekt__ genannt. Das Dativobjekt beschreibt, wem die Handlung nützt, schadet, zukommt… und wird daher __indirektes__ (mittelbares) __Objekt__ genannt. (Ebenso das seltene Genetivobjekt, das beschreibt, //wessen// man begierig, kundig, eingedenk, teilhaftig, mächtig, voll… ist).
  
 Verben, die direkte Objekte führen können (und nur die!) pflegen ein vollständiges Passiv auszubilden. Sie heißen __transitives Verb__ (Gegensatz: intransitives Verb): "Ich male das Bild" > "Das Bild wird von mir gemalt" gegenüber "Sie gefällt dem Jüngling" > nix mit Passiv. Verben, die direkte Objekte führen können (und nur die!) pflegen ein vollständiges Passiv auszubilden. Sie heißen __transitives Verb__ (Gegensatz: intransitives Verb): "Ich male das Bild" > "Das Bild wird von mir gemalt" gegenüber "Sie gefällt dem Jüngling" > nix mit Passiv.
zur_lateinischen_grammatik.txt · Zuletzt geändert: 2020/12/08 19:49 (Externe Bearbeitung)