„Quod ne cui dubium videatur, in secretis eius reperti sunt duo libelli diverso titulo, alteri “Gladius,„ alteri “Pugio„ index erat; ambo nomina et notas continebant morti destinatorum.“ (Sueton: Caligula)rn„Damit dies keinem zweifelhaft erscheine: in dessen Privatsachen wurden zwei Büchlein mit verschiedenen Titeln entdeckt; die Aufschrift des einen war “Gladius„, die des anderen “Pugio„; alle beide enthielten Namen und Kennzeichen Todgeweihter.“rn„Flebat uterque non de suo supplicio, sed pater de fili morte, de patris filius“ (Cicero: In Verrem)rn„Jeder von beiden weinte nicht über das eigene Todesurteil, sondern der Vater über den Tod des Sohnes, der Sohn über den des Vaters.“
duo, ae, o:
1. reine Zahlangabe (wie viele?)
Duo senatores mihi obviam venerunt. -- Ich bin zwei Senatoren begegnet.
2. zur Bez. einer bekannten Zweiheit
(Duo) consules mihi obviam venerunt. -- Beide Konsulen (immer zwei, also bekannt)...
ambo, ae, o
zur Bez. einer Zweiheit ohne, dass jeder einzelne Teil bzw. einer von beiden BETONT wird
Ambos salutavi. -- Ich habe beide gegrüßt (Auf die gleiche Weise, gleichwertig)
uterque
zur Bez. einer Zweiheit [b]mit Betonung eines Teils von beiden.
Uterque resalutavit. -- Jeder von beiden grüßte zurück (Auf seine Art und Weise, also mit betonter VERSCHIEDENHEIT)
Der Unterschied im Lateinischen ist vermutlich derselbe wie im Deutschen: ‚Beide‘ kann man erst sagen, wenn die Subjekte zuvor ge- bzw. benannt wurden.
Also zuerst ‚zwei‘, dann ‚beide‘ und danach jeder von beiden.
Beispiel: Zwei Männer saßen auf einer Bank. Beide lasen Zeitung und jeder (von beiden) trug eine Brille.
Man könnte natürlich auch sagen „Beide trugen eine Brille.“ Dann steht das Prädikat im Plural im Unterschied zu „Jeder trug ... “
Ein besseres Beispiel ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen.
„ambo“ im Lateinischen, so wie „beide“ im Deutschen
sind die kümmerlichen Reste eines wohl früher
mal vorhandenen Numerus „Dual“
(„Zweizahl“„, neben “Einzahl„ und “Mehrzahl")
Wir sagen heute es so:
Angenommen, eine Gruppe von Leuten steht zusammen:
Man berät sich, was geht:
Jemand sagt:
„Wir gehen ins Kino.“
Was ist gemeint?
Meint er, daß er mit seiner Freundin alleine ins Kino geht?
„Wir beide gehen ins Kino.“
Oder meint er:
„Wir gehen alle ins Kino.“
Vielleicht gab es mal ein Wort
„wibe“, das „wir beide“ ausdrückte ...
In der Tat erweist sich die Tafel der indogerm. Personalbezeichnungen hier als unvollständig. Das Problem der Mehrdeutigkeit, ob nämlich der/die Angeredete(n) in einem Wir miteingeschlossen ist oder nicht, wird durch ein Dual nicht beseitigt. Auch „wir beide“ kann ja meinen:
a) „wir beide, aber du/ihr nicht“
b) „nur wir beide, die anderen nicht“
Der Dual wird in der Deklination von ambo sichtbar, ebenso wie bei duo.
An den Dual habe ich schon nicht mehr gedacht, ich bin ihm in der arabischen Sprache begegnet.
Missen möchte ich dieses Übrigbleibsel in der deutschen Sprache nicht. Es hat etwas „Intimes“, wenn man sagt: Wir beide, oder auch in der dritten Person denkt man an Paar, an zwei, die irgendwie zusammengehören, eine dauernde oder vorübergehende Einheit bilden.
Nachtrag zu „uterque“:
Damit wird jeder einzelne von „beiden“ bezeichnet:
„uterque consul cecidit“ -> „beide Konsuln fielen“
(Historisch: 43 v.Chr. in der Schlacht bei Mutina, C. Pansa und A. Hirtius)
aber jeder fiel für sich, nicht zusammen.
zur Übung der Unterschiede ein bekanntes klassisches Gedicht (Variation)
Zwei Knaben gingen durch das Korn
sie blusen beide das Klappenhorn.
Der andre konnt zwar nicht ordentlich blasen,
der eine blus wenigstens einigermaßen.