Hallo,
ich hätte eine Frage, wenn „Caput Mundi“ Rom als Welthauptstadt bedeutet, was wäre analog dazu Heidelberg als ehemalige (kur)pfälzische Hauptstadt? „Caput Palati“?
fast!
der offizielle Titel des Fürsten war
„Des Heiligen Römischen Reiches Kürfürst und Pfalzgraf bei Rhein“.
Den geografische Namen „Pfalz“ gab es offiziell so nicht.
Zwar gab es in der Endzeit des HRR einen Reichsstand „Pfalz-Baiern“, weil der Pfälzer Kurfürst Bayern geerbt hatte, aber der Name Pfalz bezog sich auf das Amt des Pfalzgrafen (für die rheinischen Gebiete, daneben gab es für die anderen Gebiete des HRR ebenfalls Pfalzgrafen, z.b. für Sachsen)
Erst im späten Mittelalter kam zum Amt auch territorialer Besitz hinzu.
„Kurfürst“ -> „princeps elector imperii“
„pfälzisch“ -> „palatinensis“
Puh, danke, aber dachte jetzt nicht, dass es in diese Richtung geht.
Dachte eigentlich nur, aus Caput Mundi könnte man analog etwas basteln, was quasi „Hauptstadt der Pfalz“ bedeutet. Oder ist das gar nicht möglich, weil es dann Caput palatinensis hieße und es eine Endung auf -i hierfür nicht gibt? Falls ja, frage ich mich, wie kommt es dann zum End-I bei mundi?
caput mundi heißt wörtlich: Hauptstadt der Welt (Genitiv)
das MUNDI ist also Genitiv (Die Hauptstadt wessen?) von MUNDUS
Ebenso müsste also auch deine Pfalz im Genitiv stehen.
Es gibt kein lateinisches Wort für „Pfalz“,
denn das deutsche Wort „Pfalz“ ist ein Lehnwort aus dem Lateinischen:
Kaiser Augustus hat sein Haus auf dem Hügel „Palatium“ erbaut,
Das Haus wurde dann im Laufe der Zeit nach dem Hügel in Rom benannt,
aus „palatinum“ wurde dann im Deutschen „der Palast“,
und durch die Lautverschiebung die „Pfalz“,
also ist die „Pfalz“ ein königlicher Palast und
der „Pfalzgraf“ war sozusagen der „Hausmeister“.
allerdings haben die beiden Wörter
„palatum“ -> „Gaumen“, „Wölbung“
und
„palatium“ -> Hügel in Rom
dieselbe Wurzel!
das Adjektiv zu „palatium“ ist „palatinus“
es gibt ja die berühmte „Bibliotheca Palatina“
also kann man sagen
„Caput Palatinum“ („caput“ ist neutrum)
Re: Caput
Marc Aurelius am 11.3.08 um 21:07 Uhr (Zitieren) I
Richtig! caput ist kons. neutrum( so ist es jedenfalls in hessen)
nein,
wie ich oben anführte,
das Wort „Pfalz“ ist ein lateinisches Lehnwort
und bezeichnet KEIN geografischen Begriff
„Die Pfalz“ als Bezeichnung für eine Landschaft kam erst Ende des 17.Jahrhundert auf
(von „comes palatinus“ -> „Pfalzgraf“
das war ursprünglich eine Amtsbezeichnung,
so wie heute z. B.. Oberstudiendirektor,
erst später war damit auch Landbesitz verbunden.
(so, als bekäme heute der Oberstudiendirektor einer Schule
das Schulgebäude und das Grundstück als Eigentum übereignet und dürfte es auch weiter vererben an seine Söhne, die dann ebenfalls auch wieder Direktoren der Schule werden würden)
Okay. Ich hab jetzt zwar die Sache „aufgegeben“, frag mich jetzt nur, wie man in der lateinischen Wikipedia auf „Rhenania et Palatinatus“ für Rheinland-Pfalz bzw. „Palatinus Superior“ für die Oberpfalz kommt.
@Elisabeth,
natürlich kann man Neologismen verwenden
(„Berolina“ -> „Berlin“)
es gibt aber keine „Regeln“, wie man ein nicht in Latein existierendes Wort „lateinidisiert“,
außer, möglichst Abfolgen von Konsonanten zu vermeiden!
Oder die Vermeidung des Hiatus...
vielleicht hilft zur Klärung ein Zitat aus dem Lehensbrief von 1623, womit Kaiser Ferdinand II. die pfälzische Kurwürde von den rheinischen auf die bairischen Wittelsbacher übertrug:
Regensburg, 25.Februar 1623: Wir Ferdinand der Andere von Gottes Gnaden / erwehlter Römischer Kayser / zu allen Zeiten Mehrer des Reiches etc. Bekennen offentlich mit diesem Brieff / und thun kund allermänniglich / wiewol wir aus angeborner Güte / und unsern / und deß Heil. Reichs Unterthanen und Getreuen unsere Kayserliche Gnad mit zu theilen. So ist doch unser Gemüth mehr begierlich /solches gegen denen im Werck scheinen zu lassen / die uns und dem Heil. Reich / als die nächsten Glieder / Bürden u. Sorgfältigkeit desselben mit sätten getreuen Diensten helffen tragen / und sich hierin mit sondern Fleiß für andern gut erzeigen und beweisen. Wann wir nun unterm dato den neun und zwantzigsten Januarii verschienen 1621. Jahrs Friederichen Pfaltzgraffen bey Rhein / damahlen gewesenen Churfürsten / als einen / in der bey den nechst usw....etc. pp...
Okay. Ich hab jetzt zwar die Sache „aufgegeben“, frag mich jetzt nur, wie man in der lateinischen Wikipedia auf „Rhenania et Palatinatus“ für Rheinland-Pfalz bzw. „Palatinus Superior“ für die Oberpfalz kommt.
Das heißt „imperator“. Tip: es gibt auf dieser Seite auch ein Online-Wörterbuch. =)
Re: Caput
Dr. Wolfgang Weimer am 28.9.08 um 16:10 Uhr (Zitieren) I
„Imperator“ finde ich nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Der Imperator war der militärische Oberbefehlshaber, welche Funktion eine der beiden Säulen der römischen Kaisertums darstellte, neben der tribnuicia potestas. Der Kaiser selbst nannte sich seit Augustus „princeps“; später kamen auch die Bezeichnungen „Caesar“ (--> Kaiser, Zar) und „Augustus“ auf, wobei in der Spätantike der Augustus ein Hauptkaiser und der Caesar ein Vizekaiser war. Aber das ist vielleicht genauer, als es Fahad wissen wollte.
Re: Caput
Dr. Wolfgang Weimer am 28.9.08 um 16:12 Uhr (Zitieren) I
Tut mir leid, es muss heißen: tribunicia potestas.
Kaiser, imperator. Caesar. Augustus. dominus (der K. als Herr, Herrscher). - princeps (der K. als Fürst). - sich zum K. aufwerfen, dominatum invadere; Augusti nomen arripere: K. werden, imperarecoepisse (anfangen zu herrschen); imperatorem eligi et creari (zum Kaiser gewählt werden): zum K. ausrufen, erklären, alqm imperatorem salutare (v. den Soldaten). - Kaiser-, durch die Ausdrr. unter »kaiserlich«.
[Deutsch-lateinisches Handwörterbuch: Kaiser. Georges: Lateinisch-Deutsch / Deutsch-Lateinisch, S. 72393 (vgl. Georges-DLHW, S. 1411)]
Ich glaube, es ging hier nicht um derartiges Spezialwissen. Habe lediglich die geläufigste Bezeichnung gepostet. Denn jemand, der nach der lateinischen Bezeichnung für „Kaiser“ fragt, wird die lateinische Sprache wohl kaum beherrschen, geschweige denn ihre Spitzfindigkeiten. =)
Re: Caput
Dr. Wolfgang Weimer am 28.9.08 um 16:19 Uhr (Zitieren) I
Ist was Wahres dran. Es kam mir auch schon selber so vor.
Kaiser, imperator. Caesar. Augustus. dominus (der K. als Herr, Herrscher). - princeps (der K. als Fürst). - sich zum K. aufwerfen, dominatum invadere; Augusti nomen arripere: K. werden, imperarecoepisse (anfangen zu herrschen); imperatorem eligi et creari (zum Kaiser gewählt werden): zum K. ausrufen, erklären, alqm imperatorem salutare (v. den Soldaten). - Kaiser-, durch die Ausdrr. unter »kaiserlich«.
[Deutsch-lateinisches Handwörterbuch: Kaiser. Georges: Lateinisch-Deutsch / Deutsch-Lateinisch, S. 72393 (vgl. Georges-DLHW, S. 1411)]
Was würdest Du denn jemanden antworten, der Dich fragt, wie man „Kaiser“ ins lateinische übersetzt?
Hätte ich „caesar“ gesagt, hätte man wohl an DEN Caesar gedacht. Bei „augustus“ hätte man auch an DEN Augustus gedacht. Deswegen „imperator“.
cara Stephanie
"Was würdest Du denn jemanden antworten, der
Dich fragt, wie man „Kaiser“ ins lateinische übersetzt? "
eben das, was ich geschrieben habe...
;-)
Weil in Europa der Begriff
„Kaiser“, „Zar“, „Imperator“, „Empereur“ usw...
auch immer einen sakralen Aspekt beinhaltet, werden und wurden ja auch nicht-europäische
Herrscher , die einen ebenso sakralen Aspekt
beanspruchten , mit „Kaiser“ tituliert:
(Kaiser von China, Kaiser von Japan,
Shah-in-shah als „Kaiser“, der osmanische Sultan
usw...)
(ahd. cheisar, keisar; mhd. keiser; schon got. kaisar; altslaw. cjesari/kesari; russ./slow. cesar/car, “Zar”). Vermutl. geht das got. kaisar auf die Bibelübersetzung (Lk 2,1) des Ulfila zurück. Im Annolied (V. 271ff.) vom E. des 11. Jh.n.Chr. wird keisere von Caesar hergeleitet. Zunächst Cognomen der Iulii, nach der Adoption von Octavianus (Augustus) durch Caesar Familiencognomen des Augustus (vgl. [3]), seit Claudius [III 1] fester Bestandteil des Kaisernamens, wurde Caesar zur Zeit der Tetrarchie zur Bezeichnung der Unterkaiser. In Byzanz verlor der Titel zunehmend an Bed., u.a. mit Einführung der Bezeichnung Basileús für den K. durch Herakleios [7] und Nachordnung des Caesar unter den Sebastokrátōr durch Alexios I. Komnenos (Kaiser 1081-1118) und unter den Despótēs durch Manuel I. (1143-1180).
Anders als in Byzanz ist der Caesartitel (Hoftitel D.) im MA weniger Titel als Erinnerung an die Person Caesars (anders mit Bezug auf den Caesartitel des Augustus [1. 2]) und wird allg. für die Bezeichnung der ant. K. (Caesares) gebraucht, während Imperator den staatsrechtl. relevanten Begriff darstellt. Mit der Erhebung seines Sohnes Heinrich zum Caesar versuchte K. Friedrich I. 1186 die Designation zum K. über die Königswahl hinaus zu befestigen [6], was aber ein Einzelfall blieb. Caesar als Titel und die Nennung seiner Person dienten v.a. bei Friedrich II. zur Betonung seiner Sieghaftigkeit. K. bleibt insgesamt ein eher allg. Begriff für den kraftvollen Herrscher, auch außerhalb des Imperium Romanum (K. von China, der Türken).
Strothmann, Jürgen (Bochum)
Bibliography
1 Accursius Florentinus, Glossa ad Institutiones Iustiniani I, o.J.
2 R. Hildebrand, s.v. Kaiser, in: A. u. W. Grimm (Hrsg.), Deutsches Wörterbuch, Bd. 5, 1873, 36-39
3 D. Kienast, Röm. Kaisertabelle, 21996, 24
4 R. Syme, Imperator Caesar, in: Historia 7, 1958, 172-188
5 G. Weiß, s.v. Caesar (Titel), Byzanz, in: LMA 2, 1352
6 G. Wolf, Imperator und Caesar, in: Ders. (Hrsg.), Friedrich Barbarossa, 1975, 360-374.
Strothmann, Jürgen (Bochum). „Kaiser.“ Der Neue Pauly. Herausgegeben von: Hubert Cancik und Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte) . Brill, 2008.