Latein Wörterbuch - Forum
Würfelspruch — 3207 Aufrufe
Kerstin am 16.7.08 um 22:23 Uhr (Zitieren) I
Ich würde gerne folgenden Satz auf Latein für eine Tätowierung benutzen:
„Auf allen Würfeln steht die Sechs.“
Hat jemand eine Idee?
Re: Würfelspruch
Kerstin am 16.7.08 um 23:38 Uhr (Zitieren) I
Ich versuche mal zumindest den deutschen Ansatz:
- Die Sechs wäre der Nominativ: Sex -> muss man das irgendwie betonen, denn es heißt ja die Sechs und nicht nur sechs?
- stehen ist das Verb, dafür kann ich keine gescheite Übersetzung finden, weil es soll ja im Sinne von geschrieben stehen sein. Vielleicht kann man auch einfach „est“ nehmen?
- Auf allen Würfeln, wäre das ein Ablativ? Und das richtige Wort für so einen Würfel müsste da alea sein, denke ich. Also wäre der Ablativ „aleis“ (plural)? Und von alle wäre der Ablativ „omnibus“?

Ok ich fasse zusammen:
Omnibus aleis est sex.

Das hört sich sehr seltsam an...
Re: Würfelspruch
Bibulus am 17.7.08 um 1:29 Uhr (Zitieren) I
Die „Sechs“ auf dem Würfel bezeichnete der Lateiner mit „senio“

senio

„omnis aleae senionem offerunt“
->
„Alle Würfel bieten die Sechs an“

„senio in aleis omnibus affigitur“
->
„Die Sechs ist auf jedem Würfel eingeprägt“


Re: Würfelspruch
Bibulus am 17.7.08 um 1:34 Uhr (Zitieren)
Ergänzung:
Nach der Nummerierung hiessen die einzelnen Seiten:
1: unio
2: binio
3: trinio
4: quaternio
5: quinio
6: senio
Re: Würfelspruch
Kerstin am 17.7.08 um 10:52 Uhr (Zitieren) I
Wow, danke. senio hört sich da auch etwas besser an :) Auf jeden Fall schöne Vorschläge, vielen Dank!
Re: Würfelspruch
Kerstin am 17.7.08 um 11:00 Uhr (Zitieren)
Ich habe jetzt grade mal nach dem Wort „zeigen“ gesucht (gefällt mir vom Sinn her etwas besser) und das hier gefunden:
manifestare
Geht das hier auch?

Also dann so:
omnis aleae senionem manifestarunt ?
Re: Würfelspruch
Lector am 17.7.08 um 11:09 Uhr (Zitieren)
Das muss heißen:
manifestant; möglich ist auch:
monstrant.
Re: Würfelspruch
Lector am 17.7.08 um 11:09 Uhr (Zitieren)
und dann natürlich „omnes“
Re: Würfelspruch
Quintus Fabulus am 17.7.08 um 11:19 Uhr (Zitieren)
... oder dieses hier:
Senio pars omnium alearum est
Re: Würfelspruch
Quintus Fabulus am 17.7.08 um 11:20 Uhr (Zitieren)
oder aber: Sine senione nulla alea (ohne die Sechs kein Würpfel!)
Re: Würfelspruch
Kerstin am 17.7.08 um 13:10 Uhr (Zitieren)
Wie würde das hier übersetzt heißen?
Senio pars omnium alearum est

Kriege das pars irgendwie nicht übersetzt, heißt das nicht was mit „Teil“? Würde das heißen, die sechs ist Teil aller Würfel? Weil das wäre der falsche Sinn...
Ich möchte mit dem ganzen nicht ausdrücken, dass die sechs überall drauf ist, sondern, dass der Würfel nur sechsen zeigt, egal wie oft man ihn wirft. Also es kommt immer die sechs.

Re: Würfelspruch
Kerstin am 17.7.08 um 13:17 Uhr (Zitieren)
Vielleicht könnte man einfach ein „nur“ einbauen?
Mit solum? Der Akkusativ wäre ja auch solum.

„omnes aleae senionem solum monstrant“

stimmt das?
Re: Würfelspruch
Bibulus am 17.7.08 um 13:30 Uhr (Zitieren) I
„aleis iactis omnibus senio solum“
->
„Mit allen geworfenen Würfeln nur die Sechs“
Re: Würfelspruch
Quintus Fabulus am 17.7.08 um 13:34 Uhr (Zitieren)
alle Würfel zeigen nur Sechsen:
omnes aleae solum seniones monstrant.
Re: Würfelspruch
Bibulus am 17.7.08 um 13:41 Uhr (Zitieren)
zu „monstrare“ und ähnliches für „zeigen“

ein Würfel kann im Verständnis
eines klassischen Römers nichts „zeigen“,
es gibt zwar die Wendung „semita monstrat“,
aber für einen Würfel geht das nicht,
ein Würfel wird geworfen und man „sieht“ ein Ergebnis,
bzw.
wenn man den Würfel als Orakel ansieht,
„spricht“ er...
(ich lasse mich gerne eines Besseren belehren,
aber ich habe keine Belegstelle in der klassischen
Literatur, wo davon gesprochen wird,
daß ein Würfelwurf etwas „gezeigt“ hat)

Vielleicht wissen Elisabeth und Plebeius etwas genaueres...

;-)
Re: Würfelspruch
Kerstin am 17.7.08 um 13:43 Uhr (Zitieren)
Auf jeden Fall schon mal danke für die ganzen Antworten!
Re: Würfelspruch
Elisabeth am 17.7.08 um 13:52 Uhr (Zitieren)
Also, so einfach ist das nicht.

alea ist eigentlich nur das Spiel, das man mit den Würfeln spielt.
2. alea, ae, f. (aus *acslea, vgl. altind. aksá-h), das Würfelspiel u. dann überh. Glücksspiel, Hasard, in Rom durch die Lex Titia et Publicia et Cornelia verboten, außer im Dezember während der Saturnalien
[Lateinisch-deutsches Handwörterbuch: 2. alea, S. 1. Digitale Bibliothek Band 69: Georges: Lateinisch-Deutsch / Deutsch-Lateinisch, S. 2396 (vgl. Georges-LDHW Bd. 1, S. 295)]

Von den Würfeln gibt es zweierlei. Die einen haben vier Seiten und heißen talus, die anderen haben sechs Seiten und heißen tessera.

talus, i, m. (statt *taxlus, dah. Demin. taxillus), I) eig.: a) der Fesselknochen, das Sprungbein, an den Hinterfüßen gewisser Tiere, talus bubulus, Plin.: tali suilli, Apul.: tali caprae, Plin.: asinus talos habet, Plin. - u. am menschl. Fuße, Cels. 8, 1 extr. p. 328, 37 D. - b) die vorspringende Basis des Schienbeines, der Knöchel, Knorren, talum intorquere, Auct. b. Hisp., extorquere, Sen. rhet. u. phil.: talum invertere, Apul.: talum expellere, Mart.: talos defringere, Plaut.: talos alci elidere, Plaut. - c) der untere Fußteil, die Ferse, usque ad talos demissa purpura, Cic.: praetexta demissa ad talos, Quint.: vestimentum demissum usque ad talos, Spart.: indumenta in talos demissa, Aur. Vict.: tunicam demissam habent ad talos, Varro fr.: dah. recto talo stare, gerade stehen, bildl., gut bestehen, Beifall erhalten, Hor.: recto vivere talo, gut handeln, Pers. - II) meton., eine urspr. aus den Knöcheln der Hinterfüße gewisser Tiere gemachte Art länglicher Würfel (astragalos), an zwei Seiten rund, also mit vier bezeichneten Seiten, auf die er fallen konnte, während die tesserae (kuboi) kubisch geformt waren, also sechs bezeichnete Seiten hatten. Man würfelte mit drei tesserae, hingegen mit vier tali; die eine Seite des talus war mit einer Eins, die gegenüberstehende mit sechs und die beiden übrigen mit drei und vier bezeichnet: der glücklichste Wurf (Venus od. iactus Veneris) war, wenn jeder Würfel eine andere Zahl zeigte, als 1, 3, 4, 6: der unglücklichste Wurf (canis) war, wenn alle vier Würfel dieselbe Zahl zeigten,
[Lateinisch-deutsches Handwörterbuch: talus, S. 2. Digitale Bibliothek Band 69: Georges: Lateinisch-Deutsch / Deutsch-Lateinisch, S. 55359 (vgl. Georges-LDHW Bd. 2, S. 3014)]
Re: Würfelspruch
Elisabeth am 17.7.08 um 13:55 Uhr (Zitieren)
Eine 6 würfeln heißt senionem mittere.

Wenn es nun ein bestimmter Würfel sein soll, der nur Sechsen zeigt, würde ich sagen

Ista tessera solum senionem mittis.
(Mit diesem Würfel würfelst du nur die Sechs.)

Oder bei allen Würfeln:
Omnibus tesseris solum senionem mittis.
(Mit allen Würfeln würfelst du nur die Sechs.)
Re: Würfelspruch
Elisabeth am 17.7.08 um 13:57 Uhr (Zitieren)
Oder so:

Omnes tesserae partes senionem habent.
(Alle Seiten des Würfels haben die Sechs.)

Oder so:
Senio in omnibus tesserae partibus est.
(Die Sechs ist auf allen Seiten des Würfels.)
Re: Würfelspruch
Kerstin am 17.7.08 um 13:57 Uhr (Zitieren)
Hm, dann eher das zweite. Aber geht das auch anders, als nicht mit „du“, sondern eher mit „man“, oder noch besser, „ich“?
Re: Würfelspruch
Kerstin am 17.7.08 um 13:58 Uhr (Zitieren)
Oh, das hat sich überschnitten. Meine Frage bezog sich auf:

Oder bei allen Würfeln:
Omnibus tesseris solum senionem mittis.
(Mit allen Würfeln würfelst du nur die Sechs.)
Re: Würfelspruch
Elisabeth am 17.7.08 um 13:59 Uhr (Zitieren)
Mit dem „man“ ist es im Lat. so wie im Englischen: Man nimmt dafür das „du“.

Aber natürlich geht auch „ich“: du nimmst dann mitto statt mittis.
Re: Würfelspruch
Kerstin am 17.7.08 um 14:02 Uhr (Zitieren)
Ok, danke!
Re: Würfelspruch
Bibulus am 17.7.08 um 14:17 Uhr (Zitieren)
Jetzt habe ich mal in der Bibel (Vulgata),
Johannes 19, 24 nachgeschaut,
aber da heißt es auch nur
"dixerunt ergo ad invicem non scindamus eam
sed sortiamur de illa cuius sit "
Re: Würfelspruch
Elisabeth am 17.7.08 um 15:20 Uhr (Zitieren)
Auslosen - nicht notwendigerweise mit einem Würfel.
sortior, itus sum, iri (sors), I) intr. losen, inter se, Cic.: de ordine agminis, Tac.: de altero consulatu, Suet.: inter se de toga et pallio, Lact.: praetor certa lege sortitur, bestimmt die Richter durch das Los, Quint. - dah. Sortientes = Klnroumenoi, die Losenden, eine Komödie des Diphilus, Plaut. Cas. prol. 32. - II) tr.: A) um etw. losen, losen lassen, etwas durch das Los verteilen, -bestimmen,
[Lateinisch-deutsches Handwörterbuch: sortior, S. 1. Digitale Bibliothek Band 69: Georges: Lateinisch-Deutsch / Deutsch-Lateinisch, S. 52423 (vgl. Georges-LDHW Bd. 2, S. 2738)]
 
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