hallo! Ich bin zwar relativ gut in latein, aber dieses mittellatein oder was das ist, macht mir einige schwierigkeiten, könnte mir jemand helfen untenstehenden text zu übersetzen?
Nobili magnifico ac strenuo viro, Benedicto Hebenstreit à Glurenhör : qui cum ab ineunte ætate castra fecutus, tantam in iis ostendisset fortitudinem, ut brevi a sumis Principibus Maximiliano, Carolo V. Ferdinando I. &maximiliano II. Rom Impp. & reliqua, quæ a pede Altaris BVM quo minus legi possint, obteguntur.
Dem edlen, großartigen und rüstigen Mann Benedikt Hebenstreit-Glurenhör: nachdem dieser seit seiner Jugend den Kriegen(?Lager?feste Plätze?) gefolgt war, zeigte er bei ihnen so viel Stärke, dass dadurch ihm bald darauf die höchsten Prinzen und Kaisern entgegenkamen: Maximilian, Karl V., Ferdinand I sowie Kaiser Maximilian II. und den übrigem, welche vom Fuß des Altars unserer lieber Frau (BVM) in Erinnerung klein gelesen werden können, geschützt wurden.
Ich bin da leider auch so überhaupt nicht spezialisiert, aber ich denke folgendes:
castra sequi: (den Lagern folgen =) Kriegsdienst leisten
So richtig happig wird es im letzten Satz.
Was sicher nicht geht: ... und den übrigen; denn reliqua ist KEIN Ablativ.
Wie wäre es denn, wenn die ganzen Namen hinter dem a bis Maximiliano II gingen und dann das Subjekt käme? Welches etwa lauten würde: Romanum Imperium (oder Romana Imperia, wegen des doppelten p in der Abkürzung) & das übrigen, das ...
..., das in Kürze von den höchsten Kaisern ... die römischen Reiche und das übrigen, ..., geschützt wurden.
So, das Ganze mal mit meinem Versuch:
"dem edlen, prächtigen und tüchtigen Manne
Benedictus Hebenstreit zu Glurenhör: (laut googlen gibt es tatsächlich eine adelige Familie Hebenstreit zu Glurenhör)
der, nachdem er seit frühster Jugend Kriegsdienst
leistete, bei dem er so viel Stärke/Können/Mut
zeigte, daß es bald Fürsten und römische
Kaiser Namen in Anspruch nimmt und
die (sterblichen) Überreste sind verborgen am Fuße
des Altars der heiligen Jungfrau Maria,
damit sie weniger aufgelesen werden (mögen) können."
Ich warte auf eure Zustimmung, Kritik oder vernichtendes Urteil...
@Elisabeth: Für Inschriften, egal ob mittelalterlich oder antik, muss man kein Experte sein. Bei den mittelalterlichen muss man nur ein wenig länger sortieren. =)
@Bibulus: Deine Übersetzung war schon mal nicht schlecht, allerdings scheinst du ein paar Sachen falsch bezogen zu haben und woher Du das „in Anspruch nehmen“ nimmst, ist mir unklar.
Und: Augen auf beim Plusquamperfekt! „cum“ zieht in der Bedeutung „nachdem“ eine Vorzeitigkeit nach sich.
Ich deute den Text so:
„Dem edlen, prächtigen und tüchtigen Manne, Benedictus Hebenstreit zu Glurenhör, der, nachdem er von frühster Jugend an Kriegsdienst geleistet hatte und so großes Können gezeigt hatte, dass er – und die Reliquien, die am Fuß des Altares der heiligen Jungfrau Maria umso weniger entdeckt werden können - bald von den höchsten Fürsten Maximilian und Karl V. und den römischen Kaisern Ferndinand I. und Maximilian II. geschützt wurde.“
anscheinend bin ich zwischen hier eintippen,
in Stowasser und Grammatik nachschlagen
und Zwischenergebnis auf einem Blatt notieren
auf eine falsche Spur geraten:
„sumo“ und „sumptus“ und „summis“
Nein, das war er bestimmt nicht, für mittellateinische Inschriften gilt das gleiche wie für mittellateinische Literatur: die Grammatikregeln, sprachlichen Feinheiten und Wohlklänge eines Cicero sind hier vollkommen außer Kraft gesetzt, ebenso wie die Rechtschreibung. Da kann dann schon mal eine Präposition den DATIV nach sich ziehen, was im Klassischen Latein undenkbar wäre. Man kommt aber schnell rein. Ich bin reine Altphilologin, habe aber jemanden in Mittellatein unterrichtet. Abgesehen von gelegentlichem Haareraufen wegen des grausigen Lateins bin ich ganz gut klargekommen.
Übrigens war schon in römischer Zeit kein Rechtschreibmeister vom Himmel gefallen, vor allem in den Provinzen, aber sogar in Rom selbst sind Inschriften erhalten, in denen es vor fehlerhaftem Latein nur so wimmelt.
Und das mit dem Dilletant will ich nicht gelesen haben =).
Wenn Du Dich zur klassischen lateinischen Epigraphik im Allgemeinen informieren willst, empfehle ich: „M. G. Schmidt, Einführung in die lateinische Epigraphik (Darmstadt 2004).“
Für mittelalterliche Epigraphik (und ihre Tücken =)): „R. M. Kloos, Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Darmstadt 1992)“.
Beides sind grundlegende Einführungswerke, kostengünstig und eignen sich bestens für Studierende oder auch interessierte Laien und ich kann sie Dir guten Gewissens empfehlen.
Das mit der Vorzeitigkeit kann manchmal tückisch sein, es gelten nämlich in indikativischen und konjunktivischen Sätzen sowie bei Partizipialkonstruktionen (abl.abs., PC) und bei AcI unterschiedliche Regeln.
Ich kann Dir nur raten: achte auf dein Sprachgefühl. Wenn im Nebensatz etwas steht, war bereits abgeschlossen ist, bevor die Handlung des Hauptsatzes beginnt, liegst Du mit Plusquamperfekt meistens richtig.
Zuerst mal: DANKE AN ALLE!!! Ihr seit Klasse
Zur Epigraphik: In der Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Das Buch von Kloos ist dabei standard:-) ist das Latein nie ganz so ernst zu nehmen, das stimmt schon...sozusagen wird hier eine mischung aus mittellatein und latein in kurzform ausgeführt...heißt dass man einfach versucht hat ab und zu platz zu sparen...
hintergründe zur inschrift ist schwierig... sie befand sich auf der sonnenburg im pustertal, einem ehemaligen benediktinerinnenkloster und der ansitz hebenstreit-glurnhör ist unter anderem in unmittelbarer nähe des schlosses (auf dem weiler sonnenburg). die herren von hebenstreit/glurnhör sind eigntlich nicht besonders außergewöhnliche adelige des ehemaligen tirols... deshalb ist diese inschrift relativ wichtig, da, wie bereits erwähnt wurde, ein außerordentlicher mann präsentiert wird (oke warscheinlich hat er sich selbst präsentiert). die lange lebensdauer ist auch so ein problem, allerdings fehlen mir noch di infos, welche im adelsbuch von tirol stehen zu diesem benedikt...die werd ich am donnerstag beschaffen.
ich finde di übersetzungen ziemlich gut, also nochmals DANKE! mein latein hat bis jetzt zwar immer gereicht, aber ich seh schon, das sind neue sphären;-)
soweit weiß ich schon: benedikt ist tatsächlich der bekannteste der hebenstreiter...das epitaph stammt vom jahre 1575 vermutlich, da ich nur eine kopiale habe, kann ich es paläographisch nicht nachprüfen.
es haben sich recht intressante neuigkeiten ergeben...hab hier eine weitere inschrift, welche am anfang im wortlaut sogar gleich ist...
NOBILI, MAGNIFICO AC STRENUO VIRO, BENEDICTO HE-/BENSTREIT, A GLURNHER, QUI, CUM AB INEUNTE AETATE, MAR-/TIS CASTRA SECUTUS TAMTAM IN IIS PRAESTITISSET OPE-/RAM, UT BREVI A SUMMIS PRINCIBUS CAROLO.V. FERDIN-/ANDO.I. MAXIMILIANO. II. ROMANIS IMERATORIBUS, PHI-/LIPPO REGE HISPANIARUM, EMA: PHILIBERTO SABAUDIAE/ DUCE PEDESTRI BINAE COHORTI: DEINDE MUNITISS:/ CASTELLI PEUTELSTAIN PRAEFECTUS FERDINANDO AR-/CHIDUCI AUSTRIAE, CAROLO FILIO FUERIT A CINSILIIS: TANDE(M)/ SEPTUAGENARIUS EMERITUS MILES VICTRICI CESSI/ MORTI: ANNO THΣOEFENIAΣ MD.XIC. X/ CAL MART/
ATQUE
PRIMARIAE FEMINAE ELISABETAE EX NOBILI FAMILIA/ PRUGGERORUM ASTORZINGEN QUAE TERRIS FESSA VITAM CALAMITOSAM CAELESTI COMMUTAVIT ANNO M/DC/
PARENTIBUS CHARISS[IMI]/
BENEDICTUS BERNARDUS/
FILIUS MOESTISS:H:M:D/
P:E:M:P: