Gestern wurde ja hier über das Pantheon in Rom diskutiert.
Ich habe da immer staunend dringestanden und mich gefragt, wie das mit der großen Öffnung in der Kuppel funktioniert. Was machen die Römer (oder die Götter) bei starkem Regen? Unter der Öffnung befindet sich ja nichts als glatter Boden, kein Regenauffangbecken, kein Anschluss an die Kanalisation.
Hat das jemand verstanden?
Ich muss zugeben, dass ich mir darüber bisher keine Gedanken gemacht habe. Das Loch im Pantheon =). Sollte ich etwas dazu finden, werde ich es hier bei Gelegenheit einstellen.
Also, da da antike Inventar weitgehend fehlt, ist anzunehmen, dass in der Antike ein Wasserbecken den Regen aufgefangen hat. Das war aber ein bewegliches Mobilar, vielleicht sogar aus Bronze und verschwand durch Einschmelzung o. ä. von der Bühne der Geschichte.
Das halte ich für sehr logisch, denn einer regelmäßigen Überschwemmung des Tempels bzw. Audienz- und Gerichtssaals hätten die praktisch denkenden Römer sicherlich entgegengewirkt. =)
Der noch Fußboden ist mit Steinplatten verziert wie der untere Teil der Wand und fällt leicht zur Mitte ab, wo das Regenwasser, das durch das `Auge` in der Decke kommt, durch vier Öffnungen abfließt.
Ich habe gesucht und keinerlei Öffnungen gefunden. Andreas' Darstellung überrascht mich, weil der glatte Boden ja, wie Loriot sagen würde, „überschaubar“ ist.
Eine spezielle antike Lösung mit einem Auffangbecken verfängt m.E. deswegen nicht, weil das Problem ja auch noch heute besteht.
Intuitiv möchte ich Andreas recht geben, weil mir keine andere Lösung einfällt; aber sooo kurzsichtig bin ich nicht.
Also: eine glaubwürdige Quelle? (Obwohl es merkwürdig ist, einem Buch mehr zu trauen als den eigenen Augen.)
Das die Italiener heute kein Auffangbecken mehr reinstellen, muss ja nicht automatisch heißen, dass das die Römer nicht taten...
Du wärst überrascht wie manche Staaten mit ihren Denkmälern umgehen, ich sage nur römerzeitliche Denkmäler in Ungarn.
Andererseits sind die Denkmalpfleger in Rom ansonsten ja eher vorbildlich - wo ein solcher internationaler Druck auf ihnen ruht.
Bei mir ist es zu lange her, dass ich im Pantheon war, ich kann mich nicht an irgendwelche Öffnungen im Boden oder schräg verlaufende Bodenpartien erinnern, das heißt aber nicht, dass sie nicht da sind.
Und wie es auch immer in der Antike aussah: wieso zum Teufel lassen die Römer es heute ins Pantheon reinregnen????
Klar sollte man einem Buch nicht mehr trauen als den eigenen Augen. Aber erstens gibt es seriöse Quellen und zweitens ist mein Privatjet gerade nicht verfügbar, so dass ich heute unmöglich noch nach Rom jetten kann. =)
Und um gute Abbildungen rauszusuchen hab ich jetzt keine Möglichkeit und Zeit, aber sollte das Problem in den nächsten Tag nicht geklärt werden und ich ein wenig mehr Zeit haben, dann mache ich mich auf die Suche, sitze ja sozusagen an der Quelle.
Allerseits noch einen schönen Abend und bis bald,
Stephania
Ja, stimmt, die antike Lösung muß nicht die modernde Lösung sein. Dass die Römer ihr Pantheon heute vollregnen lassen, glaube ich auch nicht. Aber es kann ja wohl nicht sein, dass die immer bei entsprechendem Wetterbericht Leute auf die Kuppel schicken, die eine Plane drüberspannen.
Das ist rätselhaft.
Ich war zweimal im Pantheon, und beim zweitenmal habe ich gezielt gesucht, da mir das Problem schon beim ersten Besuch in den Sinn gekommen war.
@stephanie
Mir ist das mit dem übersehenen Nominativ heute sehr peinlich. Aber ich fand die Bemerkung mit dem „Schreib dir das hinter die Ohren!“ ein wenig grob und wollte den Jungen aufrichten. (Der Lehrer in mir ...) Dabei war ich vorschnell - was ihm ja nicht hilft.
Ich bin froh, dass Ihr Euch letztendlich gut verstanden habt.
;-)
also,
da technische Problembei einer Kuppel ist der Schlußstein.
Vor der Erfindung des Stahlbetons war es den Baumeistern nicht möglich,
eine Kuppel abzuschließen.
Man mußte sich behelfen, indem man z.B. eine sogenannte Laterne aufsetzte.
Oder man mußte,
wie es vor allem im islamischen Baukunstbereich
üblich war, die Kuppel nach oben hin „verjüngen“
(„Zwiebelturm“).
Wen es interessiert findet bei der wikipedia
eine für Laien verständliche hinreichende Erläuterung
:-)
(ich habe Bauing. studiert,
deshalb unterlasse ich es, hier eine ausführliche
Erläuterung über Statik, Kräfte, usw. zu schreiben.
Ich fürchte, die würde keiner verstehen..)
;-)
Die Öffnung in der Kuppel sorgt ja auch für gute Sichtverhältnisse, denn das Pantheon besitzt keinerlei Fenster und macht dennoch einen sehr lichten Eindruck. Mir erschien das immer sehr wohltuend im Vergleich zu vielen christlichen Kirchen, die Nietzsche deshalb als „Grüfte und Grabmäler Gottes“ bezeichnet hat.
@Graeculus: Ich hab das nicht so gemeint, wie es klang. Das Problem mit geschriebener Sprache ist, dass man den „Tonfall“ nicht hören kann. Ich sage so was öfter zu meinen Schülern, aber mit einem Lächeln in der Stimme. So hab ich das hier auch gemeint.
Und hey, was glaubst Du wie oft ich schon vermeintlichen Blödsinn von mir gegeben habe in diesem Forum. Nicht so viel drüber nachdenken!
Und ich hab so meine Zweifel, ob das wirklich ein so kleiner „Junge“ war. Kam mir eher vor wie ein Rollenspieler, der mit Latein herumexperimentieren wollte (zu dieser Annahme verleitete mich sein Beispiel mit der 48stündigen Schlacht).
Graeculus,
das ist wirklich nicht das eigentliche Problem,
du darfst das nicht mit deinem Wohnzimmer vergleichen, wenn’s da mal durch die Decke reinregnet
:-)
die Öffnung in der Kuppel muß man sich wie einen
Brausekopf vorstellen,
die Regentropfen werden fein verteilt und bei dem
üblichen mediterranen Klima zerstäuben die
Tropfen relativ schnell und verdunsten.
Man kann davon ausgehen, daß das Pantheon ein
für die Antike hervorragendes Raumklima besessen hat.
@andreas
Hast Du das Pantheon schonmal besucht? Hast Du die Abflusslöcher gesehen?
(Mit dem italeinischen Text komme ich nur schwer klar, da fehlen mir entscheidende Vokabeln.)
Graeculus,
ich habe da auch mehr an deine ehemalige
Studenten-Butze gedacht als an deine jetzige Nobelbehausung.
;-)
Aber in der Tat,
bis zur Mitte des 19. Jahrh., als Stahl vermehrt als Baustoff verwendet wurde („Eifel-Turm“!),
konnte man „richtig runde“ Kuppeln nicht abschliessen.
Die Kräfte (Erdanziehung) des Schlußsteines
konnten seitlich nicht abgelenkt werden.
Deshalb habe ich allerhöchste Hochachtung vor
meinen Kollegen aus der Antike und dem Mittelalter
(gotische Kathedralen mit Kreuzgewölben),
die ohne die Mittel, die uns heute zur
Verfügung stehen, solch dauerhafte Bauwerke
errichtet haben
(Man kann natürlich über die „Arbeitsbedingungen“ diskutieren,
aber der Bau einer Kathedrale verschaffte
den Handwerkern einer Stadt auf Jahre,
wenn nicht Jahrzehnte, hinaus Lohn und Brot)
Danke für Deine Mühe, lieber Bibulus! Ich staune noch über den Brausekopf-Effekt. Das ist ja genial! Und das haben die antiken Architekten von vornherein so eingeplant? Hochachtung!
Darf ich Dich, nach Ausdruck meines Dankes, einmal veräppeln?
Ich war schon oft in der Eifel, aber einen Turm aus Stahl habe ich dort noch nie gesehen.
(Ich hoffe, Du hast Humor.)
Das ist ja erstaunlich. Wie ich das trotz Suche übersehen konnte!
Aber in der Antike, so heißt es da ja, war die Öffnung durch ein Bronzedach abgedeckt.
ja,
mit einer dünnen Platte aus wasserdichtem
Material konnte man die Öffnungen abdecken,
aber diese Öffnungen im höchsten Punkt eines Baues dienen ja auch der „Lüftung“
Das englische Wort für „Fenster“ ist „window“
->„WINDAUGE“,
die warme, verbrauchte, verrußte Luft konnte durch
das Windauge abziehen und frischer Sauerstoff
strömte durch die Türen nach
(wichtig auch, wenn in einer Behausung offenes Feuer unterhalten wurde!
Ihr Lieben, wir schweifen ab....
eine sehr zutreffende Bezeichnung!
Ich war da, bin hochgeklettert (man kann ein schmale Stiege um die Kuppel herum nehmen) und sogar auf dem Dach gewesen (SUPER AUSSICHT !!!). Also ich fand die Kuppel sehr rund.
Das ist nicht so schlimm mit dem Abschweifen. Ich lerne vieles dazu, und ansonsten ist ja nichts los heute abend. Samstagabends macht niemand Lateinhausaufgaben. Und die Tätowierten sind auch anderweitig unterwegs.
Ich schätze Deine Beiträge sehr, Bibulus, und meinen Spott über den „Eifel-Turm“ finde ich jetzt schon etwas fies.
Gute Nacht!
@andreas,
in der Kuppel des Peterdoms fehlt auch der "Schlußstein,
der Petersdom trägt eine „Laterne“,
glaub mir das jetzt mal,
sonst muß ich tatsächlich noch eine Vorlesung über
die Statik eines „Kuppelgewölbes“ abhalten..
;-)
das hat nix mit dem aussehen zu tun
(Die Kuppel des Petersoms ist eine „Doppelkuppel“
Zur Ergänzung:
Das sogenannte Oculus hatte auch den Zweck, als Abzug für die Opferfeuer zu dienen, ähnlich wie beim VESTA Tempel auf dem Forum Romanum. Übrigens sind im Inneren die Säulen, der Marmor und die Dekorationen aus der Antike, ebenfalls auch der Boden (Marmor aus verschiedenen Regionen des Mittelmeers)
Ich Blindfisch! Hoffentlich komme ich in meinem Leben nochmal nach Rom und kann meinen Augen diesen Fehler ausreden - meinen Augen, die auch jetzt wieder behaupten, auf dem von Hilde entdeckten Bild seien zwei Löcher zu sehen und auf dem von Lateinhelfer gefundenen deren vier. Das Internet ist schon eine verblüffende Einrichtung. „Drainage in Pantheon“ - es gibt zu allem was. Man muss es nur finden.
Danke an alle für Eure Bemühungen!
Auch ich danke für alle Beträge zu diesem Thema. Jetzt bin ich schlauer! =) Und wo ich die Löcher in groß gesehen hab, konnte ich mich auch wieder an sie erinnern. Rätsel gelöst. =)
DAS überzeugt mich nun restlos, dass jemand die Löcher mit eigenen Augen gesehen hat.
Piscis caecus sum.
Morgen mache ich einen Termin bei meinem Augenarzt ab.
O ja! Ich hätte das Bild weiter runterrollen sollen/müssen! Jetzt ist alles klar.
(Es ist schön, dass ein Lehrer, der ja auch selber geduldig erklären sollte, einmal geduldig etwas erklärt bekommt. Manchmal ist auch ein lernender Lehrer wie vernagelt.)
Ich hoffe, dass durch meine - wie sich herausstellt: nicht allzu intelligente - Frage einige Leute doch etwas gelernt haben. Ich jedenfalls.
Mir fällt noch ein Vers von Wilhelm Busch ein über einen Mann, der betrunken nachhause kommt:
"Das Schlüsselloch wird leicht vermißt,
Wenn man es sucht, wo es nicht ist."
Gilt nicht nur für Schlüssellöcher und nicht nur für Betrunkene. ;-)
@ Graeculus
docendo discimus
jetzt weiß ich auch ganz genau, wo die Drainage ist.
Ich habe jedenfalls von der ganzen Diskussion um das Pantheon eine Menge gelernt- und -wie schon gesagt worden ist- in diesem Forum gibt es immer wieder Anregungen, sich mit etwas Neuem zu beschäftigen. Finde ich prima!
......und den Termin beim Augenarzt brauchst du auch nicht mehr !
:-)