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Vulpes auxilio eget. — 529 Aufrufe
vulpes Latinus am 10.6.09 um 14:44 Uhr (
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Vorbemerkung: Es handelt sich um eine Inschrift mit 17 Hexametern, die einst an einer Wand in der Kirche statt eines Epitaphs angebracht war. Die Inschrift existiert nicht mehr und stammt aus einem handschriftlichen Compendium.
Verfasser: ein in der lat. Sprache nicht unversierter, aber auch nicht vollkommener Augustinerchorherr (15. - 17. Jh.)
Zusammenhang: Es wird der verstorbene Bischof gepriesen, der das Kloster gegründet hat...
Jetzt die relevanten Verse:
condidit, ut magis atque magis Divina pateret
religio viresque statis cumularet eundis.
Pflichtgemäßer Übersetzungsvorschlag: er hat das Kloster gegründet, damit die göttliche Religion = der Glaube an Gott mehr und mehr sich ausweite, ausdehne (vertiefe? aber da fehlt die Breitenwirkung) und Kräfte ansammle (seine Kräfte vervollkommne)
Und jetzt das Problem: statis ... eundis (ich habe extra noch einmal die Handschrift überprüft: es heißt tatsächlich statis.
Meine Gedanken: eine Gerundivkonstruktion; wörtlich: durch das Gehen, Weitergehen des Festgesetzten (von sistere), Bestehenden
also etwas freier: in steter Fortentwicklung, in seinem Weiterbestand
oder heißt statis eundis als Floskel nur: nach und nach, im Laufe der Zeit
Kennt sich jemand da aus? Kann mich vielleicht einer korrigieren?
Es sind ja so viele gescheite Köpfe unter euch.
Re: Vulpes auxilio eget.
Bibulus am 10.6.09 um 15:25 Uhr (
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Könnte es „euntis“ heißen (Partizip Präsens)?
(so viel ich weiß, gibt es „eundis“ gar nicht)
Re: Vulpes auxilio eget.
vulpes Latinus am 10.6.09 um 15:31 Uhr (
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Ja, „eundis“ ist im klassischen Latein nicht gebräuchlich: Es heißt tatsächlich so; „euntis“ - Gen. Sing. brächte aber auch nichts.
Das ist eben selbergestricktes Latein. Man kann nur ahnen wollen, was der große Dichter gemeint haben könnte.
Re: Vulpes auxilio eget.
Lateinhelfer am 10.6.09 um 15:34 Uhr (
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evtl.:
statis (temporibus) eundis
Re: Vulpes auxilio eget.
vulpes Latinus am 10.6.09 um 15:51 Uhr (
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Ja, habe ich mir auch schon gedacht: stato die - am festgesetzten Tag, statis temporibus - zu festgesetzten Zeiten
aber das gibt so keinen Sinn: Der Glaube soll sich im Verlauf der Zeit (eundis) entwickeln, aber nicht im Verlauf der festgesetzten Zeit.
vielleicht doch: Im weiteren Verlauf des jetzt Bestehenden, d.h. auf der bestehenden Grundlage?
Da gibt es schon Kuckuckseier!
Re: Vulpes auxilio eget.
Lateinhelfer am 10.6.09 um 15:57 Uhr (
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Vulpes, ich hätte da nen Vorschlag zum Verständis:
und die Kräfte
ansammle....um zu bestimmten Zeiten weiterzugehen/sich weiterzuentwickeln...
Vielleicht ist´s so gemeint?
Re: Vulpes auxilio eget.
vulpes Latinus am 10.6.09 um 20:11 Uhr (
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Ich hoffe es, lieber Lateinhelfer. Es gibt Grenzen, vor allem im späteren Latein. Trotzdem Vergelt’s Gott!