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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ἀντιόχεια ἡ Μεγάλη; Ἀντιόχεια ἡ ἐπὶ Ὀρόντου #5 (174 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 17.12.2023 um 15:01 Uhr (Zitieren)
So niedergeschlagen und unruhig ich war, der Spaziergang nach Daphne erwies sich als eine herrliche Ablenkung. Die Straße folgt mehr oder weniger dem Lauf des Orontes. Es ist ein guter Boden, und infolge des Wasserreichtums gehören die Gärten am Wege zu den schönsten der Welt. Die Eigentümer veranstalten jedes Jahr einen Wettbewerb, um festzustellen, wessen Garten am abwechslungsreichsten und anmutigsten ist. Obwohl es in diesem Jahr fast überhaupt nicht geregnet hatte, waren die Gärten so herrlich wie je, da sie von unterirdischen Quellen bewässert werden.

Natürlich sind auf dieser Straße viele schöne Villen und ungewöhnlich viele Gasthäuser, die ursprünglich erbaut wurden für die zahllosen Pilger, die aus allen Teilen der Welt kamen, um im Apollotempel zu beten. [...]

Von Daphne kann ich nur sagen, daß es wirklich so schön ist, wie man sagt. Die Stadt liegt inmitten von Gärten und Brunnen. Ganz in der Nähe ist der berühmte Zypressenhain, den Seleukus vor Jahrhunderten auf Geheiß des Apollo ge-pflanzt hat. Die Bäume sind jetzt so hoch und dicht, daß ihre Äste ein Sonnendach bilden, und man kann stundenlag im kühlen Schatten umherwandeln. Daphne ist immer eine heilige Stätte gewesen, dem Herkules geweiht, dann dem Apollo. Hier machte Apollo Jagd auf die Nymphe Daphne. Als sie Zeus um Hilfe anflehte, verwandelte er sie in einen Lorbeerbaum. Ich habe diesen Baum selbst gesehen. Er ist unglaublich alt und gekrümmt, treibt aber jedes Jahr im Frühling neue Sprossen und erinnert so immer wieder daran, daß in seinem Innern verzaubert ein ewig junges Mädchen schläft. Man kann auch den Hain besichtigen, wo Paris darüber zu befinden hatte, welche der drei Göttinnen die schönste sei. [...]

Besonderen Eindruck machte auf mich die Mannigfaltigkeit der Kalksteinbrunnen. Sie quellen bei jedem Wetter unablässig hervor. Hadrian – ja, auch er ist hier gewesen – hat bei der Saramannaquelle ein großes Wasserbecken und eine Kolonnade gebaut. Dort kann man auf einer Marmorbank sitzen und die Kühle genießen, die das Quellwasser tief aus der Erde mitbringt. Ich besichtigte auch die berühmte kastalische Quelle, die früher ein Orakel des Apollo war. Als Hadrian noch ein gewöhnlicher Bürger war, erforschte er die Zukunft, indem er ein Lorbeerblatt in das Wasser warf. Kurz darauf kam das Blatt zurück zu ihm, und darauf stand ein einziges Wort: Augustus. Als Hadrian dann Augustus geworden war, ließ er die Quelle mit Marmor verschließen, und zwar aus dem verständlichen Grunde, daß vielleicht auch andere erfahren könnten, was er erfahren hatte, und das liegt nicht im Interesse des Staates. [...]

(Gore Vidal: Julian. Köln/Berlin 1965, S. 400-402)
 
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